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Wilhelm Hartmann vor den Trümmern der türkischen Provinz Hatay - Fotos: Privat

FULDA / ANTAKYA Als Katastrophen-"Experte" in der Türkei

"Da unten sind sie alle ganz tapfer, obwohl kaum eine Familie noch komplett ist"

22.02.23 - "Da unten sind alle ganz tapfer. Ich habe keinen einzigen klagen hören. Dabei ist dort kaum noch eine Familie komplett." Wilhelm Hartmann hat wieder festen deutschen Boden unter den Füßen. Vier Tage lang war der Inhaber der Gärtnerei Hartmann in Fulda mit einigen Gleichgesinnten in der durch Erdbeben erschütterten Provinz Hatay in der Türkei. Alle sind Mitglieder eines Hilfsnetzwerks, das sich im Ahrtal gebildet hatte und nun auf Einladung des türkischen Konsuls - quasi als Katastrophen-"Experten" - sich ein Bild von der Lage vor Ort machen sollte, in wie weit das Netzwerk dort bei den Aufräumarbeiten helfen kann (O|N berichtete).

Die Fotos, die Wilhelm Hartmann aus der Türkei mitgebracht hat und die wir hier veröffentlichen, vermitteln eine Ahnung vom Ausmaß der Zerstörung in Antakya und anderen Städten in der Provinz Hatay. Hohe Gebäude sind eingeknickt wie Kartenhäuser und ein Großteil der Infrastruktur ist nicht mehr. Längst sind die Suchhunde abgezogen; unter den Trümmern noch Überlebende zu finden, daran glaubt niemand mehr. Die Leichen, die unter dem Schutt geborgen werden, werden umgehend, aber würdevoll beerdigt. Wilhelm Hartmann berichtet von Plünderungen und von Ladenbesitzern, die beim Abtragen der Trümmer mit Argusaugen auf ihre Tresore achten. Und er berichtet von einer "unglaublichen Herzlichkeit", auf die er und all die anderen Helfer bei der Zivilbevölkerung stoßen.

Notunterkünfte in Zelten

Lagebesprechung

Hier entsteht ein Containerdorf

Voll des Lobes ist Wilhelm Hartmann für den türkischen Katastrophenschutz AFAD, der - "im Gegensatz zu damals im Ahrtal" - den Betroffenen "mit viel Stärke" zur Seite steht. "Da wurden sofort tausende Zeltplätze und eine riesige Versorgungskette aufgebaut. Und die Menpower und die Technik, um den ganzen Schutt abzutragen, hat der AFAD schon lange. Dafür brauchen die uns nicht."

Ohne Vorurteile und Spannungen: "Mitten in der Krise sind sie alle gleich"

Dafür beteiligt sich das Netzwerk zunächst einmal an zwei anderen Hilfsprojekten. "Zum einen unterstützen wir die Errichtung eines Containerdorfs in Adana. Zum anderen gibt es auf dem Land ein Dorf, das von der Wasserversorgung abgeschnitten ist. Nun rüsten wir den alten Brunnen dort mit Pumpen und einer Entkeimungstechnik so um, dass man daraus Trinkwasser gewinnen kann."

Hartmann freut sich, dass das Hilfsnetzwerk von den türkischen Behörden voll und ganz unterstützt wird und sicherstellt, dass alle Spendenlieferungen auch dort ankommen, wo sie tatsächlich benötigt werden. Wer helfen will, wendet sich an die netzwerkeigene gGmbH "Bauwerk Rodgau". Alle Infos gibt es hier.

Neben der "unglaublichen Dimension der Erschütterung" habe ihn besonders die Menschlichkeit inmitten der Katastrophe beeindruckt: "Dort unten arbeiten momentan so viele Menschen unterschiedlicher Nationalitäten und Religionen zusammen. Aber mitten in der Krise sind sie alle gleich, ganz ohne Vorurteile und Spannungen. Das würde ich mir mal für das ,normale' Leben wünschen ..." (Matthias Witzel) +++


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