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18 Nationen sind im 2016 gegründeten Sportverein Aschenberg United vertreten. - Archivfoto: O|N

FULDA "Wir verstehen diesen Krieg nicht!"

So geht es doch auch: Bei Aschenberg United spielen Russen und Ukrainer

25.02.23 - Es gibt sie doch, die guten Dinge! Angesichts des verheerenden Angriffskriegs in der Ukraine, der uns heute seit genau einem Jahr in Atem hält und ernste Zweifel am menschlichen Verstand und dem Willen zu Frieden und Völkerverständigung hervorgerufen hat, tröstet uns ein sehr lebendiges Gegenbeispiel: 18 Nationen sind im 2016 gegründeten Sportverein Aschenberg United vertreten - und bestimmt gibt es dort wie überall auch mal einen Konflikt. Doch mit der Herkunft hat das nichts zu tun, die ist den Vereinsmitgliedern nämlich schlicht egal. 

Archivfoto: O|N/Jonas Wenzel

Archivfoto: O|N/Jonas Wenzel

"Das ist mir doch gleich, ob jemand schwarz, weiß, grün oder kariert ist, Hauptsache er kann kicken", sagt Alex Lang über seine afghanischen, kurdischen, arabischen oder eben ukrainischen Kumpel im Verein. Er kam als Sechsjähriger mit seinen Eltern vor 30 Jahren aus Kasachstan nach Deutschland. Seine Familie hatte sich damals auf den weiten Weg in eine total fremde Umgebung gemacht, um ihren Kinder nach dem Zerfall der UdSSR eine Perspektive zu verschaffen. Für ihn war der Anfang ohne Sprachkenntnisse in einer nicht gerade freundlich gesonnenen Umgebung genauso schwierig wie für Artem Zamalin. Der gleichaltrige Ukrainer ist ebenfalls am Aschenberg groß geworden und hier nicht nur durch den Fußballverein verwurzelt, für den er vor sechs Jahren den Schiedsrichterpass gemacht hat. "Unser gemeinsames Interesse ist der Sport, zum Streiten haben wir gar keine Zeit". 

Mehr als nur ein Sportverein

Der 36-Jährige ist in Sorge um seine Heimat und kann den militärischen Überfall noch immer nicht begreifen: "Ich bin seit einem Jahr schockiert darüber, dass es im 21. Jahrhundert Krieg mitten in Europa gibt", sagt Zamalin. Niemand wisse, wo das noch hinführen soll. Doch wie im Vereinsnamen United festgeschrieben, will man sich hier nicht auseinanderdividieren lassen. Denn der SV hat durchaus eine mehr als nur sportliche Funktion. Die Initiative der Vereinsgründer zielte 2016 vor allem auf die soziale Komponente der gemeinsamen Freizeitaktivität und wollte das friedliche Zusammenleben der aus so vielen verschiedenen Kulturen stammenden Jugendlichen fördern. Die Hobbykicker spielten damals alle in verschiedenen Vereinen, wollten mit ihrem beachtlichen Potenzial aber viel lieber gemeinsam für den Aschenberg antreten. Streetworker Nezam Kiniki hatte damals kein leichtes Spiel, sich mit den behördlichen Auflagen und dem ausufernden Papierkram auseinanderzusetzen, bis der SV schließlich offiziell aus der Taufe gehoben war. "Es hat über ein Jahr gedauert, bis wir endlich gemeinsam auf dem Platz standen", erinnert sich Alex. 

Fotos: Privat

Erste Umkleide im Container

Was ihnen zu ihrem sportlichen Glück aber immer noch fehlt, ist ein eigener Fußballplatz am Aschenberg, um den sie seit Jahren kämpfen. "Unser erster Platz am Münsterfeld war mehr als dürftig, wir mussten uns sommers wie winters in einem Container umziehen, in dem alte Reifen gelagert waren", erzählen die Kicker. Inzwischen teilen sie sich einen Platz mit Buchonia Fulda, wo es wenigstens richtige Umkleiden und Duschen gibt - ein Fortschritt. Doch den Traum von einer echten Vereinsheimat auf dem Aschenberg werden sie gemeinsam mit der Power aus 18 verschiedenen Nationen noch in diesem Leben realisieren - wir drücken fest die Daumen. (ci)+++


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