Archiv
Oberbürgermeister Dr. Heiko Wingenfeld bei der Übergabe des Preises an Gisbert Seng. - Fotos: Moritz Bindewald

FULDA Im Fürstensaal des Stadtschlosses

Verleihung des Fuldaer Kulturpreises an Gisbert Seng - Es muss perfekt sein!

01.03.23 - Dass der Kulturpreis im Fürstensaal verliehen wurde, sei "angemessen für einen, der länger als jeder Fürstabt und jeder OB hier im Stadtschloss gewirkt hat", erklärte Oberbürgermeister Wingenfeld in seiner Laudatio. Mit Gisbert Seng wurde ein Mann geehrt, ohne den die Barockstadt Fulda deutlich weniger barock wäre, als sie es heute ist.

Ein ganz besonderer Preis

Die Veranstaltung fand im Fürstensaal statt.

Der Fuldaer Kulturpreis ist immer besonders geblieben. Gestiftet wurde er im Jahr 1960, vergeben wurde er heute erst zum siebzehnten Mal. Die Auszeichnung erhalten Persönlichkeiten, die sich über viele Jahre für die bildende Kunst, Literatur oder Geschichtsforschung in Fulda eingesetzt haben.

Mit Gisbert Seng reiht sich in die Reihe der illustren Preisträger einer ein, dessen Berufsbezeichnung nicht ganz leichtfällt: Restaurator? Kunstsammler? Künstlerentdecker? Er ist all das, und noch viel mehr. Sein Wirken in Fulda ist wahrhaftig umfassend, denn "er hat das kulturelle Erbe Fuldas sicht- und erlebbar gemacht", so OB Wingenfeld. Ein Selbstläufer war das nicht – es brauchte "Ideen, Können und Durchhaltevermögen". Und nur mit der Seng’schen Mischung aus Neugier und Begeisterung, Leidenschaft, Können und Heimatliebe sei es überhaupt möglich gewesen.

Die Keimzelle war das Spiegelkabinett

Musikalische Gestaltung mit Ina Krabes aus Köln.

Die von Gisbert Seng erwähnte Kachel im Kamin des Fürstensaals.

Der Kamin im Fürstensaal

„Der Sturz des Phaeton“ – das Gemälde aus dem oberen Vestibül im Stadtschloss ...

Gisbert Seng hätte es auch an einen anderen Ort verschlagen können, Angebote und Möglichkeiten hatte er viele. Dass er in Fulda blieb, war für die Stadt ein Glücksfall. Es spricht sich so leicht, "Barockstadt Fulda". Wir gehen durch die Prunkräume, wir bewundern hier eine Kirche und dort ein Palais – und allzu oft halten wir das alles für selbstverständlich. Eine Diashow im Fürstensaal führte uns vor Augen, dass der Zustand vieler Räume einst erschütternd schlecht war.

Das vom Kalligraphen Karlos Aha gestaltete Goldene Buch der Stadt.

Es ist dem Weitblick von Dr. Dregger und Dr. Hamberger in den 1960er und 1970er Jahren, der Kunstfertigkeit Gisbert Sengs sowie den Forschungen und Dranbleiber-Qualitäten des legendären E.K. – Ernst Kramer – zu verdanken, dass wir diese Räume heute genießen können. "Es ging damals wie heute darum, Menschen zu überzeugen, damit Entscheidungen gefällt werden können – und die zogen natürlich Investitionen nach sich", so Oberbürgermeister Wingenfeld. Manchmal mehr, als ursprünglich geplant war. So hatte seinerzeit nur das Spiegelkabinett angekauft und restauriert werden sollen, ein "Übergriff" auf die angrenzenden Räume half der Erkenntnis auf die Sprünge, dass alle Prunkräume die Restaurierung nötig und verdient hatten.

In insgesamt 20 Räumen, fünf Sälen und dem Treppenhaus im Stadtschloss können wir das Seng’sche Wirken bestaunen. Vielleicht sein Meisterstück lieferte er beim Deckengemälde "Sturz des Phaeton" im oberen Vestibül ab. Es gab mehr Diskussionen um dieses Deckengemälde, als noch Bruchstücke von ihm vorhanden waren. Das Restaurieren wurde in diesem Fall zu einem ergänzenden Neuschöpfen. Sengs Arbeit kann man auch in der Orangerie, in der Katharinen-Kapelle, im Rokokosaal des Palais Altenstein und bei den Wohlhaupter-Porträts in der Aula der Alten Universität bewundern.

Früher Entdecker Franz Erhard Walthers

Gisbert Seng hatte immer ein Gespür für die Kunstszene um ihn herum. Bereits 1958 wurde er auf Franz Erhard Walther aufmerksam. Seng erzählte, dass Walther bei der Restaurierung des Spiegelkabinetts mitarbeitete, "so gut er es konnte, denn er zeichnete ja seine eigenen Dinge." Abends habe Walther immer alles zerknüllt und weggeworfen, seine Frau habe die Arbeiten aus dem Papierkorb geholt und aufbewahrt. "Ich hoffe, man wird sie einmal in einer Ausstellung der Villa Walther präsentieren", so Seng. Als Walther Mitte der 1960er Jahre nach New York ging, bewahrte Seng viele Werke von ihm auf, die sonst unwiederbringlich verloren gegangen wären.

"Danke, dass ich das alles machen durfte!"

In seinem launigen Dankwort erklärte Seng, er habe eigentlich gar nicht reden wollen und auch nichts vorbereitet, denn man habe ihm bedeutet, ein Preisträger solle lieber schweigen als reden. Er hielt sich nicht dran und erzählte zum Vergnügen aller einige Anekdoten von eichhörnchengleichen Sprüngen von Gerüst zu Gerüst, unter Latexdecken verborgenen Deckengemälden und der ersten Fotodokumentation seiner Arbeit. "Danke, dass ich das alles machen durfte!", rief er den Gästen im Saal zu und beendete seine Rede mit der Aufforderung, doch gelegentlich in den hinter der Bühne liegenden Kamin im Fürstensaal zu krabbeln – dort gäbe es eine Kachel, auf der die Jahreszahlen 1972-1974 und die Namen Gisbert Seng und Ernst Kramer eingraviert seien. Eingeweihte wissen, dies ist nicht der einzige Ort im Stadtschloss, an dem die beiden sich auf sehr persönliche Weise verewigt haben.

Für die musikalische Umrahmung sorgte an diesem Abend Sengs Sohn Marcellus, der die Kölner Sängerin Ina Krabes bei herrlich angejazzten Nummern von "Valerie" bis "It’s got to be perfect" auf dem Tenorsaxofon begleitete. Der Eintrag ins Goldene Buch der Stadt setzte den Schlusspunkt unter diesen schönen Abend im Zeichen der Kultur. (Jutta Hamberger) ++

.

Einige Worte ans Publikum.

OB a.D. und Ehrenbürger der Stadt Fulda Dr. Wolfgang Hamberger trägt sich ins Goldene Buch ein ...

Sektempfang.


Über Osthessen News

Kontakt
Impressum

Apps

Osthessen News IOS
Osthessen News Android
Osthessen Blitzer IOS
Osthessen Blitzer Android

Mediadaten

Werbung
IVW Daten


Service

Blitzer / Verkehrsmeldungen Stellenangebote
Gastro
Mittagstisch
Veranstaltungskalender
Wetter Vorhersage

Social Media

Facebook
Twitter
Instagram

Nachrichten aus

Fulda
Hersfeld Rotenburg
Main Kinzig
Vogelsberg
Rhön