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Geschäftsführer Udo Jung (links) im Hintergrund Bürgermeisterin Anke Hofmann und Erster Stadtrat Gunter Grimm - Foto: privat

BAD HERSFELD Politik "nicht vorausschauend"

Trox-Chef Udo Jung im Exklusiv-Interview: "Luft ist ein wichtiges Lebensmittel"

06.03.23 - Für uns Menschen ist gute Luft gefühlt selbstverständlich. Dass die Qualität der Umgebungsluft eine entscheidende Rolle für unsere Gesundheit und Lebensqualität spielt, ist bekannt, aber eher seltener ein Thema. Seit der Coronavirus-Pandemie beschäftigen sich allerdings mehr Menschen mit der Luftqualität.

Wie kann ich meine Umgebungsluft verbessern? Vor allem: Wie kann ich mich bestmöglich vor Erregern, Bakterien und Viren schützen? Wie reagiert die Industrie auf die Veränderungen der Gegenwart?

Die Unternehmensgruppe TROX ist Weltmarktführer auf dem Gebiet der Lüftungs- und Klimatechnik, des Brandschutzes und der Ventilatorentechnik. Zum Unternehmen gehört auch TROX X-FANS in Bad Hersfeld. Die Entwicklung von Ventilatoren hat in der Kreisstadt, angefangen von Benno Schilde über TLT bis hin zu TROX, eine lange Tradition. Die weltweit erfolgreiche TROX GROUP hat ihre Firmenzentrale in Neukirchen-Vluyn am Niederrhein. Udo Jung ist einer der beiden Geschäftsführer. Er ist in Osthessen bestens bekannt und vernetzt. Jung ist zudem Vorstandsvorsitzender des Fachverbands Allgemeine Lufttechnik beim Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA).

Im exklusiven OSTHESSEN|NEWS-Interview erklärt Jung die Zusammenhänge, Bedeutung und Möglichkeiten der Lüftungstechnik. Er blickt zudem auf die Weltleitmesse für Wasser, Wärme, Luft in Frankfurt am Main. Jung macht zudem deutlich, dass die Politik mehr machen müsse.

Udo Jung ist Geschäftsführer von Trox und Trox X-Fans in Bad Hersfeld sowie in mehreren ...Archivbilder: O|N/Hans-Hubertus Braune

Das neue Entwicklungszentrum in Bad Hersfeld

Die Lüftungstechnik ist ein Unternehmens-Schwerpunkt

OSTHESSEN|NEWS: Während der Eröffnungsfeier in Bad Hersfeld haben Sie gesagt, dass sie längst nicht mehr in jede Bar, in jedes Restaurant gehen. Unabhängig Ihres persönlichen kulinarischen Geschmacks, wovon machen Sie Ihre Auswahl abhängig?

Udo Jung: "Auch wenn Corona momentan mehr oder weniger an Bedeutung verloren hat: Nach der Pandemie ist vor der Pandemie und meiner Meinung nach ist es durchaus wichtig, sich mit dem Thema einer gesunden Umgebung auseinanderzusetzen und achtsam zu sein und zu bleiben. Schließlich gilt das nicht nur für Corona, sondern für jede Infektionskrankheit wie beispielsweise grippale Infekte oder auch Magen-Darm-Infektionen.

Prinzipiell sind kleine, niedrige Räume, in denen sich viele Personen über einen längeren Zeitraum aufhalten, kritisch anzusehen. Wenn auch nur eine Person erkrankt ist, füllt sich der Raum in kurzer Zeit komplett mit Viren oder Bakterien. Bestes Beispiel dafür sind Skihütten. Das sind kleine und enge Räume mit vielen Personen, es gibt keine Lüftung, denn es ist ja kalt draußen – Skihütten sind damit quasi Garant für eine Krankheitsübertragung, wie wir ja auch zu Beginn der Corona-Pandemie am Beispiel Ischgl gesehen haben.

Ich persönlich gehe daher auch nur in Fitness-Center, die eine maschinelle Lüftung haben und achte auch beim Restaurant- oder Gaststättenbesuch auf Gegebenheiten wie Raumgröße, Belüftungsmöglichkeiten oder Personenzahlen."

OSTHESSEN|NEWS: Was kann eine ausgereifte Lufttechnik bewirken?

Udo Jung: "Klima- und Lüftungstechnik sorgt für ein optimales Wohlfühlklima – sie reichert Luft mit Sauerstoff an, transportiert verbrauchte Luft, Viren, andere Krankheitserreger und auch allergieauslösende Stoffe aus dem Raum und regelt zudem weitere Parameter wie beispielsweise Raumtemperatur und Luftfeuchtigkeit. All dies geschieht automatisch und ständig, flüsterleise und ganz ohne das Öffnen von Fenstern. Und dank Wärmerückgewinnung hilft das alles auch noch, Energie einzusparen.

Eine Investition in eine maschinelle Lüftungsanlage macht sich tatsächlich meist schon nach relativ kurzer Zeit bezahlt. Und das nicht nur finanziell, denn gute Luftqualität führt beispielsweise in Büroräumen auch zu höherer Produktivität und deutlich weniger Krankheitstagen."

Der symbolische Knopfdruck für das neue Entwicklungszentrum in Bad Hersfeld am 27. ...

Udo Jung und der Vorstandsvorsitzende der Sparkasse Bad Hersfeld-Rotenburg Reinhard ...

OSTHESSEN|NEWS: Spüren Sie bei Ihren Kunden ein größeres Interesse an Lufttechniken?

Udo Jung: "Ja, grundsätzlich ist das Interesse schon größer, als vor der Pandemie. Leider sind aber die Förderprogramme allesamt ausgelaufen, weil momentan andere Dinge wichtiger sind.

Viele Menschen haben durch Corona gelernt, dass Luft ein wichtiges Lebensmittel ist und dass gute Luft in Innenräumen nicht nur für unser Wohlbefinden, sondern vor allem auch für unsere Gesundheit wichtig ist.

Leider hält sich der Glaube, dass Klimaanlagen teuer sind und krankmachen. Das stimmt aber nicht, denn eine echte Klimaanlage ist mehr als das einfache Splitgerät aus dem Baumarkt, das im Umluftbetrieb nur kalte Luft pustet und so nur die Temperatur, aber in keiner Weise die anderen wichtigen Luftqualitätsparameter verbessert.

Klima- und Lüftungstechnik kann mehr als "nur" Kälte, denn sie sorgt, wie bereits erwähnt, für ein echtes und optimales Wohlfühlklima. Und das, gerade im Vergleich mit Fensterlüftung, sehr nachhaltig, denn die Energieersparnis durch eine maschinelle Lüftung in Kombination mit Wärmerückgewinnung ist einfach unschlagbar und hilft, unsere Klimaneutralität zu erreichen."

OSTHESSEN|NEWS: Abseits von großen Hallen etwa in Flughafengebäuden: Welche technischen Möglichkeiten gibt es etwa für kleinere Veranstaltungshallen, Dorfgemeinschaftshäuser oder Tagungsräume?

Udo Jung: "Die technischen Möglichkeiten sind verfügbar. Es gibt Nachrüstlösungen wie beispielsweise dezentrale Lüftungssysteme für die von Ihnen erwähnten kleineren Veranstaltungshallen, Dorfgemeinschaftshäuser oder Tagungsräume, die ohne großen Installationsaufwand auskommen und relativ kostengünstig sind – und sich zudem meist schnell wieder bezahlt machen."

OSTHESSEN|NEWS: Als Anbieter von Lüftungs- und Lufttechniken ist Ihre Antwort eher erwartbar. Aber Sie sind ja auch ein bekannter Unternehmer in der Region: Sehen Sie mit Blick auf die Region Verbesserungspotenzial in öffentlichen Gebäuden?

Udo Jung: "Dafür müssen wir nur mal in das benachbarte europäische Ausland schauen. Beispielsweise werden in Skandinavien nahezu alle öffentlichen Gebäude maschinell belüftet. Dort ist man nicht nur deswegen sehr viel entspannter und ohne großartige Verbote und Einschränkungen durch die Pandemie gekommen.

In Deutschland, und das gilt jetzt für das gesamte Land und nicht nur für unsere Region, handelt die Politik nicht vorausschauend. Es wird nicht agiert, sondern reagiert - und überlegt, wie man nicht schuld ist und den schwarzen Peter auf jemand anderen schieben kann. Politisch gibt es leider kein Unternehmertum, das habe ich während der Pandemie direkt durch die vielen Gespräche mit der Politik gespürt. Politikerinnen und Politiker verstehen es – passieren tut aber nichts.

Unsere Forderung sind 25 m3/h gesunde Luft pro Person in öffentlichen Gebäuden, inklusive Schulen und Kindergärten. Das bedeutet: Gleichbleibend gute Luftqualität, weniger Krankheitsfälle und dank eines optimalen Sauerstoffgehalts deutlich bessere Lern- und Arbeitsbedingungen. Auch Feinstaubdiskussionen gehören damit der Vergangenheit an und zudem sorgt auch bei heißen oder kalten Außentemperaturen eine gleichbleibende und konstante Temperatur von beispielsweise 22 °C für Wohlbehagen."

OSTHESSEN|NEWS: In wenigen Wochen beginnt die Weltleitmesse für Wasser, Wärme, Luft. Für Ihr Unternehmen ist die ISH in Frankfurt am Main eine wichtige Veranstaltung. Was können die Besucherinnen und Besucher an Ihrem Stand erwarten?

Udo Jung: "Trox ist ganz zentral in der Messehalle 8 mit einem 500 m2 großen, doppelstöckigen Messestand, der von einem 1,5 Tonnen schweren Dach überspannt wird, vertreten. 120 geschulte Außendienstmitarbeiter präsentieren den Fachbesuchern auf dem Stand oder in extra belüfteten Besprechungsräumen unsere neuen Produkte, Systeme und Lösungen zum Thema Nachhaltigkeit. Auf zwei LED-Wänden mit einer Größe von 4 mal 7 Metern zeigen wir Neuigkeiten und Produkthighlights, zwei TV-Studios streamen Interviews zu brennenden Themen unserer Branche und Eindrücke vom Stand ins Internet und über unsere Social-Media-Kanäle – wir sind alle sehr gespannt und freuen uns auf die Messe!" (Hans-Hubertus Braune) +++


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