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Einzigartig in Deutschland - Digitalministerin Prof. Kristina Sinemus bei O|N
06.03.23 - "Als mich Volker Bouffier vor vier Jahren in meinem Urlaub auf La Palma angerufen hat und mich fragte, ob ich das bis dahin noch gar nicht existierende Digitalministerium übernehme, habe ich genau eine Nacht darüber geschlafen - und dann zugesagt", sagt Prof. Dr. Kristina Sinemus, Hessens oberste Digital-Chefin und Ministerin in der Staatskanzlei in Wiesbaden, beim Gespräch in der OSTHESSEN|NEWS-Zentrale in Fulda-Neuenberg. Diese zupackende Entschlossenheit kennzeichnet die 59-Jährige, die entgegen ihrer Parteizugehörigkeit offensichtlich ein Faible für knallrote Outfits hat.
Diese Personalentscheidung war ein cleverer Schachzug des Ex-Ministerpräsidenten Volker Bouffier, von 2010 bis 2022 Regierungschef in Hessen, mit dem er Weitsicht bewies und die Zeichen der Zeit erkannte. Und auch jetzt noch ist Kristina Sinemus als hessische Ministerin für Digitale Strategie und Entwicklung eine singuläre Erscheinung - in anderen Bundesländern gibt es kein Pendant. Denn das Amt ihrer CSU-Kollegin Judith Gerlach als bayrische Digitalministerin beschränke sich auf die Digitalisierung der Verwaltung, während Sinemus Entwicklungsschübe in sämtlichen ministeriellen Ressorts anstößt. "Dass ich in dieser ganz neuen Funktion gleich solche Kompetenzen bekam, war ein mutiger Schritt", lobt sie Bouffiers Entscheidung. "Das war aber auch die Voraussetzung für die Effektivität meiner Arbeit."
Auch die Tatsache, dass sie damals weder in der CDU war, noch überhaupt über eine politische Laufbahn verfügte, war ungewöhnlich, aber offensichtlich von Vorteil für die Leitung des nagelneuen Ressorts. Jemand, der aus der Wirtschaft kommt, hat zwangsläufig einen ganz anderen Blickwinkel auf das Thema Digitalisierung. Sinemus hat in Münster und Kassel Kommunikationswissenschaft, Pädagogik, Biologie und Chemie studiert und promovierte an der TU Darmstadt zum interdisziplinären Thema Biologische Risikoanalyse gentechnisch hergestellter herbizidresistenter Nutzpflanzen. 1998 gründete sie als geschäftsführende Gesellschafterin die Genius GmbH mit Sitz in Darmstadt. Die Fachagentur ist auf Wissenschaftskommunikation spezialisiert. "Schon damals hat man mich für verrückt erklärt, als ich als Mutter zweier Töchter das Start-up gründete", sagt sie - und klingt fast stolz dabei.
So knüpfte sie klare, aber äußerst ungewöhnliche Bedingungen an die Übernahme des Ministerpostens. "Ich wollte ein eigenes Budget verwalten und allein dafür verantwortlich sein, denn nur so habe ich die volle Steuerungshoheit über meine Projektplanung - eben wie in einem Wirtschaftsunternehmen, selbstverständlich mit eigenem Finanz-Controlling, denn es ist ja Geld des Steuerzahlers, das wir ausgeben. Und ich wollte allein für den bislang beim Wirtschaftsministerium angesiedelten Bereich des Ausbaus der digitalen Infrastruktur operativ zuständig sein. Und das selbstverständlich unter der obersten Prämisse, dass die Digitalisierung den Menschen dient - und nicht umgekehrt".