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Der Pianist Christopher Park. - Alle Fotos: Martin Engel

FULDA Klavierabend im Fürstensaal

Christopher Park oder die Magie der langsamen Sätze

05.03.23 - Der Pianist Christopher Park spielte bereits vor drei Jahren ein Konzert in Fulda, obwohl er dafür gar nicht vorgesehen war. Christoph Stibor erzählte die Geschichte: "Ich rief um 19 Uhr in Frankfurt an und fragte ihn, ob er um 20 Uhr einen Klavierabend in Fulda spielen könne." Denn der Solist des Abends, Fabian Müller, hatte etwas Falsches gegessen und war ausgefallen. Park konnte, wollte und kam.

Nicht für den Konzertsaal gedacht 

Eine bezeichnende Geschichte für diesen so bescheiden auftretenden Pianisten, dessen technische Souveränität genauso begeistert wie seine intensive Interpretation. 

Blick in den Fürstensaal auf die Zuhörer des Klavierabends.

Der frühere Fuldaer OB Dr. Wolfgang Hamberger mit Tochter Jutta.

Die drei Klaviersonaten von Haydn, Mozart und Beethoven bildeten eine Einheit, und schärften doch den Blick auf die faszinierende Unterschiedlichkeit dieser Komponisten. Besonders beim ersten Stück des Abends, Haydns Partita in G-Dur Hob. XVI:6, konnte man förmlich hören, dass Sonaten nicht für ein Konzertsaal-Publikum, sondern für den privaten Gebrauch gedacht waren.

Haydn schrieb sie in den 1750er Jahren. Sie ist sehr lebhaft und heiter, nur im Andante kommt eine bezaubernde Melancholie auf, deren Nachdenklichkeit und Tiefe schon auf Mozart verweist. Sicher der schönste Satz dieses Werks! Das abschließende Allegro ist ein fröhlicher, fast fetziger Schluss. Park spielt das Stück mit sparsamen Körperbewegungen, verhalten und konzentriert.  
 

Dann kam Mozarts Sonate No. 12 in F-Dur KV 332. Als Mozart dieses Stück 1783 schrieb, hatte er Wien längst als Pianist und Komponist erobert. Das klavierverrückte Wien inspirierte ihn zu immer neuen kreativen Wegen. Ein Ergebnis sind die drei Sonaten KV 330 bis 332 sowie die zeitgleich entstandenen Klavierkonzerte KV 413 bis 415. Der Kopfsatz der Sonate ist melodiös und schwungvoll, fast tänzerisch. Im Andante schafft Mozart eine tragische Spannung, obwohl der Satz eigentlich sehr idyllisch ist.  Hier spielte Park seine interpretatorische Stärke voll aus. 

Das abschließende Allegro ist ein extrem anspruchsvoller Satz, gespickt mit technischen Schwierigkeiten. Die Läufe rasen nur so davon, die Assoziation Jagd stellt sich sofort ein, und tatsächlich weist dieser Satz auf so manches Jagdfinale späterer Klavierkonzerte Mozarts hin (z.B. KV 450, KV 456 und KV 482). Der Satz zeigt, was für ein großartiger Pianist Mozart gewesen sein muss. Park aber auch! Mozarts Wirkung war wunderschön zu beobachten – Park jetzt mit ganz anderer Körperspannung und hellwach, und im offensichtlichen Zwiegespräch mit dem Stück. Das setzte sich bei seiner Beethoven-Interpretation dann fort. 

"Viennas Top Pianist"

Im Wien jener Jahrzehnte trafen Komponisten auf ein sehr fachkundiges Publikum, das ständig Neuheiten erwartete. Beethovens Klaviersonate No. 7 in D-Dur op. 10 No. 3 entstand ca. 1796 bis 1798. Sie wirkt fast wie ein Klavierkonzert ohne Orchester, es ist das Werk eines selbstbewussten Komponisten, der Wien eine Ansage macht: Seht her, ich bin der Beste! Der erste Satz wirkt festlich und treibt energisch voran, der zweite Satz (Largo) bringt einen völligen Stimmungsumschwung hin zu tiefer Traurigkeit. 

Beethoven hat ihn laut eigenem Bekunden nach der Lektüre von Goethes "Egmont" geschrieben – der Satz stelle Klärchens Tod dar. Der Satz ist ein atemberaubendes Meisterwerk, ein tiefer Blick in die menschliche Seele, die Emotionen sind nackt und unverstellt. Das sich anschließende Menuett ist verspielt, und mit dem Allegro klingt die Sonate versöhnlich aus.  
In dieser Sonate kann ein Pianist glänzen – und das tat Park auch, vor allem mit seiner grandiosen Interpretation des Largo. 
 

Den Abschluss dieses Konzertabends bildeten die  zehn Klavierstücke op. 75 "Romeo und Julia", die Prokofjeff 1937 schrieb. Das war die Zeit der großen Säuberungen durch Stalin, Menschen verschwanden einfach aus ihren Wohnungen und wurden in Lager verschleppt. In dieser düsteren Zeit wendet sich Prokofjeff seiner Ballettmusik zu und verdichtet sie in diesen  zehn Stücken.

Das war auch als Marketing-Idee gedacht, und der Plan ging auf: Das Interesse am Ballett wurde angefacht, das zum erfolgreichsten Stück des Komponisten wurde. Am bekanntesten ist die Musik zur ersten Begegnung Romeos und Julias auf dem Ball (Montagues und Capulets). Eigentlich liegt darin die ganze düstere, elegante und verführerische Dramatik des Balletts.  
 

Natürlich ließ das begeisterte Fuldaer Publikum Christopher Park nicht ohne Zugabe gehen. Wieder durfte sich das Publikum etwas wünschen. So spielte Park den zweiten Satz aus Beethovens Klaviersonate No. 6 in F-Dur op. 10, und weil dann alle noch immer nicht genug hatten, Chopins populäres Nocturne op. 9 No. 2 in Es-Dur. (Jutta Hamberger) +++


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