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FULDA Der Stadtpfarrer bei O|N

Impulse von Stefan Buß: Das weiße Kieselsteinchen

15.03.23 - Man sollte sein Gegenüber nie unterschätzen und schon gar nicht für dumm verkaufen. Das wird in der folgenden Geschichte deutlich: Vor langer Zeit lebte in einem kleinen Dorf ein ehrbarer Bauer. Sein größtes Glück war seine liebreizende und kluge Tochter. Eines Jahres, wurde seine gesamte Ernte vernichtet und er geriet in große Not. Erstmalig in seinem Leben beschloss der Bauer einen Schuldschein zu unterschreiben, um wieder neues Saatgut kaufen zu können.

Der Stadtpfarrer bei O|N. Archivfoto: O|N/Hendrik Urbin

Wie es das Schicksal fügte, kam der Bauer zu einem alten Geldverleiher, von dessen zweifelhaftem Ruf ihm nichts bekannt war. Daher lieh er sich bei diesem eine ansehnliche Summe an Geld. Nach einem Jahr kam der Wucherer zu des Bauern Hof, um sein Geld samt hohem Zins einzutreiben. Da jedoch in diesem Jahr die Ernte sehr mager ausgefallen war, konnte der Bauer nicht bezahlen. "Ziehe ein Kieselsteinchen! Ist es schwarz oder weiß?" Der unfreundliche Geldeintreiber sah des Bauern junge Tochter und fand sofort Gefallen an ihr. Er schlug dem Bauern folgenden Handel vor: Wenn er ihm seine Tochter zur Frau gäbe, wären ihm alle Schulden erlassen. Der Bauer und seine Tochter waren bestürzt über diesen Antrag.

So zeigte sich der Wucherer großzügig und schlug vor, dass sie Glück und Zufall entscheiden lassen sollten. Er wolle von dem Weg einen schwarzen und einen weißen Kieselstein in seinen Beutel geben. Die Tochter solle einen Stein ziehen: Nähme sie den schwarzen Stein, müsse sie den Alten heiraten und des Bauern Schulden wären erlassen. Nähme sie den weißen Stein, bräuchte sie ihn nicht zu heiraten und die Schulden wären ebenfalls erlassen. Sollte sie sich auf diesen Handel nicht einlassen, müsse der Bauer in den Schuldturm. Während er seinen Handel vortrug, bückte sich der Geldeintreiber und nahm blitzschnell zwei Kieselsteine vom Weg und steckte diese in seinen Beutel. Die Angst hatte wohl die Tochter argwöhnisch gemacht und sie bemerkte mit scharfem Auge, dass der Wucherer zwei schwarze Steine in dem Beutel verschwinden ließ!

Sie schwieg über das Gesehene und überlegte. Egal welchen Stein sie ziehen würde, sie müsste den Alten heiraten. Ihn als Betrüger zu entlarven, würde nichts bringen, denn der Vater würde in den Schuldturm wandern. Jedoch heiraten wollte sie ihn niemals! Die Tochter griff in den Beutel, um einen Kieselstein zu entnehmen und ließ diesen scheinbar unabsichtlich auf den Weg fallen. »Oh, wie bin ich doch unbeholfen!«, rief sie aus, »Bei den vielen weißen und schwarzen Steinen auf dem Weg können wir den gezogenen gar nicht mehr benennen!« Die kluge Tochter gab vor, kurz zu überlegen und sagte schnell: »Doch eigentlich ändert dies nichts an der Sache. Wir nehmen einfach den verbleibenden Stein aus dem Beutel, der wird uns zeigen, welche Farbe ich gewählt habe.« Der Wucherer erkannte seine Lage und traute sich nicht, seinen Schwindel zu gestehen. (Giesela Rieger) +++


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