Bierbrauer-Eldorado im Schloss - ein informationsdurstiges Fachpublikum

12.03.23 - Drei Tage lang drehte sich in der märchenhaften Kulisse des Romröder Schlosses alles rund ums Bierbrauen.

Nach drei coronabedingten Ausfällen brach die diesjährige "Heimbrau Convention" alle Erwartungen der Organisatoren: ausgebuchte Anmelderlisten aus dem ganzen Bundesgebiet und den Nachbarländern, ein informations"durstiges" Fachpublikum, hochkarätige Referenten in einer beeindruckenden Workshop-Themenfülle und ein ansprechendes Rahmenprogramm waren die Erfolgsgaranten für ein Event, dessen Neuauflagen damit bereits gesichert sind.

Die Jury bei der Arbeit

Ben Kirst und Bodo Wester strahlen beim Gang über das Messegelände vom "hôtel schloss romrod" im Gespräch mit OSTHESSEN|NEWS eine Mischung aus Erleichterung und Stolz aus. Sie gehören zum engsten Kreis der Macher der "Heimbrau Convention" (HB-Con), die sich speziell an alle nicht-gewerblichen Bierbrauer richtet. Ein Angebot, dass es in dieser Form vor der Premiere in 2019 nicht gab und dass es angesichts der extrem kurzfristigen Absage in 2020, dem ersten Corona-Jahr, auch fast nie wieder gegeben hätte.

"Nur dank der total solidarischen Haltung der damals Angemeldeten, die zum allergrößten Teil auf die Erstattung der Anmeldegebühren verzichteten, konnte unser austragender Verein überleben und die hohen Kosten, die ja trotz der Absage entstanden waren, stemmen. Ansonsten wäre es das damals gewesen!", sagt Kirst. Bodo Wester ergänzt: "Für dieses Jahr haben wir knapp 400 Tickets verkauft, damit stoßen wir an die Grenzen des Machbaren, obwohl wir die Veranstaltung vom Schloss noch auf die Hofreite, das Bürgerhaus und die Villa Raab in Alsfeld ausgeweitet haben. Es kommt uns neben der für Deutschland zentralen Lage Romrods zugute, dass "Hausherr" Nico Döring ja auch selbst als ebenso erfahrener wie erfolgreicher Experimental-Brauexperte bei uns im Verein aktiv ist." So wählte man auch Romrod als Sitz des Vereins Heimbrauconvention e.V. aus.

Vorträge, Workshops und professionelle Laboruntersuchungen

Earl Scheid

Unter dem Stichwort "Meet the Brewer" gab es ein reichhaltiges Angebot an Gesprächspartnern, Informationen und Waren: Anbieter, Rohstoffe, Brauzutaten, Brauzubehör, Brauvereine und professionelle Brauer boten zahllose Gelegenheiten zum Fachgespräch. Das Angebot an zu erwerbenden Gerätschaften, Ausstattung, Zubehör, Brauzutaten und Rohstoffen für den Heimbrauer war enorm. Der Aussteller "Hobbybrauerversand" brachte es mit einem Werbeslogan auf den Punkt: "Mach‘s dir selber – Dein eigenes Bier!".

In der Hofreite bot Braumeister Oliver Weiss aus Bad Urach, Baden-Württemberg, in seinem eigens aufgebauten HB-Con-Labor allen Teilnehmern hochspezifische Analysen an, die in üblichen Laboratorien oder Unis ansonsten etwa 250 Euros kosten würden: Stammwürze- und Alkoholgehalt, CO2, O2, Farbe und Bitterstoffe. Wer seine eigenen Messgeräte dabei hatte, konnte außerdem die Kalibrierdienste des Labors in Anspruch nehmen.

Bodo Wester und Ben Kirst

Man geht von einem Raum zum anderen: im "Brewer’s Campus" reiht sich ein Workshop an den anderen, die Referenten gehören zum Who-Is-Who der Brauerszene: Ulrich Peise, Hefebank der Brauerei Weihenstephan, Dr. Michael Zepf, in der Doemens Genuss-Akademie für die Ausbildung zum Bier-Sommelier zuständig, die Forschungs- und Entwicklungsleiter Dr. Christina Schönberger, Fa. BARTHHAAS, Nürnberg und Dr. Tobias Fischborn, Fa. Lallemand, Kanada, einem der größten Hefehersteller der Welt. Hans-Peter Drexler, ehemaliger Braumeister von "Schneider Weisse". Matthias Hansen referiert im großen Saal des Bürgerhauses zum Thema "Malz": Vergleich und Verwendung der verschiedenen Malztypen, was kann man analytisch aus dem Malz herauslesen? Earl Scheid stellt in der Hofreite sein "Earlsches Kochmaisch-Verfahren vor. Viele Teilnehmer wären sicher am liebsten gleichzeitig an mehreren Orten gewesen, aber als Bierliebhaber kennt man das Sprichwort: "Wer die Wahl hat, hat die Qual".

Die Wettbewerbs-Jury "arbeitet" hinter verschlossenen Türen

Neben dem großen Saal tagt direkt daneben hinter den ansonsten verschlossenen Türen die Wettbewerbs-Jury, doch O|N erhält Zutritt. Die Herren scheinen einen Traumjob zu haben: ein Bier nach dem anderen schlürfen… Aber Hand aufs Herz: es ist hochkonzentrierte und hochqualifizierte "Arbeit" des Expertengremiums, denn jede zu prüfende Sorte wird akribisch zu allen möglichen Facetten mit Protokoll bewertet, bevor eine Rangliste erstellt und am Abend die verdienten Sieger gekürt werden. Gesamtsieger wurde Tommy Rölfs mit seiner Altbierkreation.

Ulrich Peise, Brauerei Weihenstephan

„Platzhirsch“ Nico Döring mit Dr. Christina Schönberger und Dr. Tobias Fischborn ...

„Sieger Teilnehmerwettbewerb Tommy Rölfs_Altbier“ Foto: Oliver Eberhardt/filmduene.de

Ganz nebenbei wird bei der Messe auch noch Gutes getan: die Erlöse einer Tombola, bei der es wertvolle Sachpreise der Ausstellerfirmen, Reisegutscheine oder auch nicht-käufliche Biere großer Brauereien zu gewinnen gab, sowie die Erlöse des Verkaufs der von den Teilnehmern mitgebrachten Biere im Umfang von 740 Litern erbrachten die Gesamtsumme von 2.000 Euro. Der entsprechende symbolische Scheck wurde beim traditionellen Weißwurstfrühstück am Sonntagmorgen von Nico Döring, Geschäftsführer von hôtel schloss romrod, und Jan Brücklmeier vom Team der HBCon an Rosemarie Müller vom Kinderhospiz "Kleinen Helden", Hünfeld, übergeben.

Fazit von Ben Kirst und Bodo Wester: "Wir sind total happy und freuen uns über die vielen positiven Rückmeldungen. Die Austragung für die kommenden Jahre ist bereits gesichert!" Mit einem schon traditionellen Weißwurstfrühstück am Sonntagmorgen endete die HBCon 2023. Fazit von Ben Kirst und Bodo Wester: "Wir sind total happy und freuen uns über die vielen positiven Rückmeldungen. Die Austragung für die kommenden Jahre ist bereits gesichert!" (goa) +++