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Nach wie vor gibt es jede Menge Lieferengpässe bei Arzneimitteln - Symbolbild: pixabay

REGION Apotheker warnen vor Chaos

Ab Ostern drohen schlimme Lieferengpässe bei lebenswichtigen Arzneimitteln

14.03.23 - Patienten, vor allem denjenigen, die unter chronischen Krankheiten leiden, droht neues Unheil: Die SARS-CoV2-Arzneimittelversorgungsverordnung, die Apotheken während der Dauer der Pandemie mehr Freiheiten bei der Abgabe nicht vorrätiger Arzneimittel verschaffte, soll in knapp vier Wochen auslaufen. Lieferengpässe bei lebenswichtigen Arzneimitteln sind aber auch weiterhin ein großes Problem im Alltag der Apotheken bei der Versorgung – und das mit steigender Tendenz.

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Inhaber der Altstadtapotheke Justus Schollmeier erklärt, was da auf uns zukommt ...

Für Patienten und Apotheker wird es mit dem Wegfall einer erleichternden Coronaregelung ...

Ab Ostern werden die Apotheken definitiv Probleme haben, ihre Kunden angesichts der weiter bestehenden Engpässe ausreichend zu versorgen. Am Dienstag treffen sich deshalb Spitzenvertreter von Apothekerverbänden und Apothekerkammern in Berlin, um vor dem erwartbaren Chaos bei der Arzneiversorgung zu warnen und Vorbereitungen für zahlreiche politische Protestaktionen zu treffen. Auch der Hessische Apothekerverband e.V. (HAV) ist dabei.

Das Problem ist zwar schon länger bekannt – doch jetzt kommt es bedrohlich näher. Der 7. April ist der letzte Tag für die Pandemie-Sonderregelungen. Das ist für Apotheken ein echtes Problem. Eingeführt wurde die Verordnung eigentlich, um während der Corona-Pandemie unnötige Kontakte zu reduzieren.  Die erleichterten Abgabe­regeln helfen aber derzeit beim Management von Lieferengpässen. 

Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) plant zwar im Arzneimittel-Lieferengpass­bekämpfungs- und Versorgungsverbesserungsgesetz (ALBVVG) eine Nachfolgeregelung. Doch diese gesteht den Apotheken aber weitaus weniger Freiheiten zu und tritt zudem frühestens im August in Kraft. Damit würden ab Ostern wieder dieselben rigiden Regeln beim Austausch gelten wie vor der Pandemie. Für Apotheken wie für Patienten dürfte dies erhebliche Probleme mit sich bringen.

Bis Ostern haben die Apotheken noch die Möglichkeit, verordnete Arzneimittel bei Nicht-Verfügbarkeit auszutauschen, damit Patientinnen und Patienten ohne zusätzliche Arztkontakte auch bei Lieferengpässen unbürokratisch mit den notwendigen Arzneimitteln versorgt werden. Auch die Abgabe von Teilmengen einer Packung ist erlaubt und hinsichtlich der Vergütung geregelt. Der erleichterte Austausch verordneter Arzneimittel kann von den Krankenkassen bei den Abrechnungen mit den Apotheken nicht beanstandet werden.

Justus Schollmeier: "Regelung ohne jeden Praxisbezug"

Der Fuldaer Altstadt-Apotheker Justus Schollmeier macht klar, was der Wegfall dieser bisherigen Erleichterung für seine Kunden und ihn konkret bedeutet: "Wenn Ihnen Ihr Arzt am Freitag den Blutdrucksenker Bisoprolol 5 mg verschrieben hat, der im Moment nicht lieferbar ist, ich Ihnen aber die doppelte Menge an 2,5 mg-Tabletten abgeben könnte, müssten sie deshalb dann noch einmal zum Arzt gehen, der am Freitagnachmittag aber nicht mehr da ist und im schlimmsten Fall womöglich auch die ganze nächste Woche Urlaub hat - Sie haben das Nachsehen." Der Apotheker müsste erst beim Arzt telefonisch nachfragen, ob er im Bedarfsfall auf eine andere Darreichungsform zurückgreifen darf, das kostet bei den überlasteten Arztpraxen extrem viel Zeit. "Während Corona konnte ich von der Wirkstärke abweichen, jetzt würde ich riskieren, dass mir die Krankenkasse die Erstattung verweigert", erklärt der 33-Jährige. Einen Lieferengpass gebe es seit Monaten zum Beispiel auch bei Antibiotika-Säften etwa gegen Scharlach, deren Mangel derzeit noch mit einer anderen Wirkstärke reguliert werden könne, aber eben nicht mehr lange. 

Der Pharmazeut hat wenig Hoffnung, dass dieses Problem in absehbarer Zeit tatsächlich fundiert gelöst wird. "Da sind strukturelle Änderungen einfach überfällig." Er appelliert an die Politik, endlich mit denen zu kooperieren, die in der Praxis tagtäglich mit den Auswirkungen politischer Entscheidungen konfrontiert sind.(ci)+++


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