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Kapitän Sebastian Krieg und Trainer Reinhold Jessl - Fotos: Verein/Hans-Hubertus Braune

FREIENSTEINAU Der spezielle Verein

Die SG Freiensteinau im Blauen Eck: Hier, wo das Herz noch zählt

25.03.23 - Hier ist von einem Verein die Rede, dem Spezielles nachgesagt wird. Konzept. Umfeld. Philosophie. Diese Schlagworte, die in Zusammenhang mit Vereinsarbeit und gerne auch in ganz Deutschland gebraucht werden, wenn man etwas Stimmiges einkreisen möchte, hört man oft. Dies scheint auch bei der SG Freiensteinau der Fall zu sein - nein, es scheint nicht: Es ist so. Nimmt man ein gehöriges Stückchen des Herzens hinzu, ist man auf dem richtigen Weg. OSTHESSEN|NEWS begab sich auf Spurensuche beim Verein, der am Sonntag zum Gruppenliga-Spitzenspiel in Eiterfeld antritt.

Das Bauchgefühl trog Reinhold Jessl nicht, als er im Sommer 2021 der SG Freiensteinau sein Ja-Wort gab. Der 61-Jährige, der nach wie vor ein großes Stück Eintracht Frankfurt im Herzen trägt, bewertet seine damalige Zusage als Trainer so: "Das Konzept hat mir zugesagt. Das Umfeld stimmt. Auch die Philosophie des Vereins. Ich habe es nicht bereut. In keiner Minute." Der erfahrene Coach, der von seinem Wohnort Freigericht 40 Minuten Anreise bis nach Freiensteinau im Blauen Eck hat, ist froh, diesen Schritt getan zu haben.

Jessl: Fühle mich wertgeschätzt - das Gesamtpaket muss stimmen

Jubel bei der SG Freiensteinau

SGF-Keeper Lukas Hohmann

Duell bei der SG Aulatal

"Ich fühle mich sehr wohl, werde sehr wertgeschätzt und bin mit sehr netten Menschen zusammen. Das ist mehr wert als irgendwelche Erfolge." Jessl, der mithin im Sommer in seine dritte Saison als Trainer geht, ist der Überzeugung, man könne diese Atmosphäre durchaus "Wohlfühloase" nennen. In der man eben gute Arbeit verrichten könne. Längst blickt der Coach über den Tellerrand hinaus. "Das Gesamtpaket muss stimmen", sagt er, die Chemie habe von Anfang an gepasst, und es sei eine "Win-win-Situation". Jessl bekennt freimütig, er sei einer, der offen und ehrlich ist und seine Meinung sagt. Damit ist er offenbar im gesunden Klima des Vereins bestens aufgehoben. 

Vergleiche könne er durchaus ziehen, seine Trainer-Reise erlaubt es ihm. "Das hier in Freiensteinau ist schon ein Unterschied zu anderen Regionen. Dadurch, dass ich eine professionelle Arbeit an den Tag lege, komme ich mit den jungen Menschen ganz gut klar." Jessl, der sich ehrenamtlich bei den Maltesern engagiert und künftig Fußball an einer Schule anbietet, sagt nicht nur, dass er dankbar sei, so viel geben zu können - der 61-Jährige bemüht immer wieder die Zusammenarbeit mit dem Verein. "Das ist aller Ehren wert, wie der Verein lebt. Da wird Fußball gelebt."

Der Coach benennt das, was er sieht und erlebt. "Das Sportlerheim ist voll. Viele packen an." Täuscht der Eindruck, dass seine Augen leuchten? "Die SG Freiensteinau hat jetzt ein tolles Gelände. Eine kleine Anlage, die Regionalliga-tauglich ist." Jessl weiß, wovon er spricht. Und heraus kommt eine Mannschaft, die für viel Furore sorgt. Die mitzieht. Und sich "so entwickelt hat". Der SGE-Intimus spricht von "Dingen, die den Verein sympathisch machen". Alles werde mit "viel Hingabe" betrieben. Mit "viel Herzblut".

Sympathieträgerin Carmen Raschka: Mannschaft auf dem Platz - und auch daneben

Stichwort Sympathieträgerin: das ist Carmen Raschka. Ihr Herz schlägt gefühlt schon von der Geburt an für die Blau-Weißen, seit 2014 ist sie 1. Vorsitzende. Wenn man der SGF-DNA auf die Spur kommen möchte, ist man bei der 45-Jährigen genau richtig. Es ist eine Art Volltreffer. "Das Leben daneben", sagt sie spontan, was ihren Verein ausmache. "Wir haben eine Mannschaft auf dem Platz. Aber auch daneben." 

Das zeige sich bei nicht zuletzt bei Arbeitseinsätzen. Das führt zu einem neuen Stichwort: Kunstrasenplatz. "Letztes Jahr", sagt sie, "haben wir das Glück gehabt, ihn nicht räumen zu müssen vom Schnee". Doch niemand, der dort Training habe, sei sich zu schade, den Schneeschieber in die Hand zu nehmen und zu helfen. Egal, ob Männer, Frauen oder Jugend. "Oder wir starten halt einen Aufruf, wer bereit ist zu helfen. Viele kamen.

Raschkas Blut ist blau-weiß - "Jeder macht das, was er kann"

Schon nach wenigen Sätzen wird klar: Carmen Raschka lebt den Verein. Das Blut in ihrem Herzen ist blau-weiß. "Jeder ist wichtig. Jeder hat seinen Platz", kratzt sie die Vereins-Philosophie an. "So leben wir das. Auch im Vorstand. Im Verein." Sie verdeutlicht: "Jeder macht das, was er gut kann. Dieses Zusammenspiel macht es aus. Vielleicht sind wir ein multi-professionelles Team", zwinkert sie, "ich glaube, das berührt auch unseren Trainer. Es ist einfach Respekt, der immer mehr verloren´geht". 

Carmen Raschka scheint eine starke Frau zu sein - nein: Sie ist es. Die 45-Jährige bringt den Nachwuchs ins Spiel. Die Jugend zu fördern, das liege ihr am Herzen. "Jeder hat gleichwertige Trainingszeiten bei uns. Es ist nicht so, dass die Männer Vorrang haben." Beinahe müßig zu erwähnen, dass die Mischung zwischen Alt und Jung passt im Verein. Und dass es der 1. Vorsitzenden wichtig ist, die Bedeutung des Mehr-Sparten-Vereins SG Freiensteinau nicht nur zu erwähnen, sondern auch voranzustellen.

"Bin im Prinzip so reingewachsen"

Ein starkes Team, von links: 3. Vorsitzender Stefan Fuchs, 1. Vorsitzende Carmen Raschka, ...

Ihre spezielle Verbindung, die eine Mischung zwischen Nähe und Liebesbekenntnis zu sein scheint, beschreibt sie so. "Als ich Kind war, bin ich mit meinem Großvater zum Platz gegangen und war auf der einen Seite. Jetzt stehe ich auf der anderen. Bin also gewandert. Und im Prinzip so reingewachsen. Mein Herz schlägt schon immer blau-weiß." Jetzt hat es Carmen Raschka selbst gesagt.

Seitdem sie 18 ist, kümmert und sorgt sie sich um die SGF. Raschka, die an der Marienschule in Fulda angehende Erzieherinnen unterrichtet und ausbildet, spielte natürlich selbst für den Verein. Zu ihrer aktiven Zeit ging es stets bergauf und bergab, meist war das Team in der Bezirksliga zu Hause. Zwei Kreuzbandrisse und ein "kaputtes Knie" beendeten ihre Karriere. Heute ist sie neben ihrem Job als 1. Vorsitzende auch Abteilungsleiterin Kinderturnen und Frauenfußball. Die Frauen sind aktuell stolze Zweite der Verbandsliga.

Gerade im Sport wird so vieles in die Wiege gelegt - kein Wunder also, dass Carmen Raschkas Töchter ebenso kicken. Das sind Pauline (19), die eine Leukämie-Erkrankung überstanden, sich erholt hat und wieder gesund ist - und Merle, die im Juni 18 wird. An den Worten der 1. Vorsitzenden und auch im Umgang mit der diffizilen Erkrankung wird deutlich: Carmen Raschka macht einen stets positiven Eindruck. Sie trägt ihr Herz auf der Zunge. "Ich stehe hinter dem Verein", sagt sie abschließend. Aber so ticken eigentlich viele bei der SG Freiensteinau. (wk) +++


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