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Ausstellung außergewöhnlicher Hut-Modelle im "Wortreich"
20.04.23 - Susanne Emig stellt derzeit einige ihrer außergewöhnlichen Hut-Modelle im "Wortreich" in Bad Hersfeld aus. "100 Hüte" lautet der Titel der am Dienstag eröffneten Sonderausstellung. "Insgesamt habe ich mehr als diese 100 Hüte gestaltet", sagt Emig mit einem Lächeln. "Aber ich fand die Alliteration mit H und H ganz nett."
Wie kam sie auf die Idee, Hüte zu gestalten? "Ich erkrankte in 2018 an Brustkrebs. Da ich keine Perücken trug, hatte ich meist Tücher oder Mützen auf", erzählt die Künstlerin, die mit ihrem Mann und drei Söhnen im Fürth im Odenwald lebt. Als "Geburtsstunde" der Idee nennt Emig eine Kopfbedeckung mit Quietsche-Entchen, die sie als Foto an ihre Freunde schickte. Diese ist auch als Foto ganz zu Beginn der Ausstellung zu sehen. "Ich habe einen netten Spruch dazu geschrieben, weil ich meine Freunde ein bisschen aufmuntern wollte."
"Was beschäftigt mich gerade?"
Inzwischen sind ihre Behandlungen abgeschlossen. "Die Angst, dass der Krebs zurückkommt, ist aber immer präsent", sagt die Künstlerin, die eigentlich Bauingenieurin ist, aber derzeit in einem Buchladen in ihrer Heimat arbeitet. Sie hat schon immer gerne gebastelt und so folgte auf den ersten Hut der nächste und der übernächste. Rund drei Wochen arbeitet sie an einem Hut und ihre Ideen findet sie "eigentlich überall". "Ich denke oft: Was möchte ich mit dem nächsten Hut aussagen und was brauche ich dazu?", sagt sie.In Ascot beim Pferderennen oder auch im Alltag wären die meisten ihrer künstlerischen Hüte allerdings nicht tragbar. "Manche habe ich nur für Fotos aufgesetzt", so Emig. Andere haben echte Hüte als Grundlage, könnten also auch tatsächlich getragen werden. "Aber es sind eher Kunstobjekte", so die Künstlerin. Verkäuflich sind sie nicht. "Wenn ich gerade nicht ausstelle, lagere ich sie auf dem Dachboden." Zu den Hüten hat Susanne Emig auch Texte verfasst, die zusammen mit dem plastischen Modell eine Einheit bilden.
Extra für die Ausstellung im "Wortreich" hat sie einen Hut aus Büchern und mit Worten gebastelt. Wer genau hinschaut, findet ein in die Seiten gefaltetes Herz. Die Bad Hersfelder Frauenbeauftragte Silvana Wohlgemuth wurde auf Susanne Emig aufmerksam und hat die Ausstellung "100 Hüte" ins "Wortreich" geholt. "Ich liebe Museen und deshalb freut es mich ganz besonders, dass meine Hüte hier in diesem besonderen Museum gezeigt werden", sagt Emig. Sie lobt die unkomplizierte und herzliche Zusammenarbeit mit Wohlgemuth und den "Wortreich"-Verantwortlichen.
Begleitende Veranstaltungen
Das "Wortreich" hat begleitend zur Sonderausstellung einige Veranstaltungen geplant, die sich entweder mit dem Thema "Hut" oder dem Thema "Krebs" beschäftigen. Zwei Hut-Workshops (22. April und 21. Mai), eine Lesung mit dem ehemaligen Intendanten Holk Freytag am 17. Mai, Vorträge von Jean Appell und Gunter Pollmeier vom Klinikum Bad Hersfeld (25. Mai und 4. Juni) sowie ein Vortrag der Trauerbegleiterin Birgit Berger vom Hospizverein wird es geben. Und Pfarrerin Silke Kohlwes wird am 21. Mai in der Stadtkirche einen Gottesdienst mit dem Titel "Behütet sein" halten, in dem die Sonderausstellung thematisiert wird.
"100 Hüte" ist noch bis zum 4. Juni im Benno-Schilde-Raum im "Wortreich" zu sehen. Der Eintritt ist frei und zu den Öffnungszeiten des Museums möglich. Begleitend hat Susanne Emig ein Foto-Buch verfasst, das für zehn Euro zu erwerben ist. "Zwei Euro davon gehen an den Wünschewagen des Arbeiter-Samariter-Bundes", so Emig. Mit ihren bunten Hut-Kreationen verarbeitet die Künstlerin auch die eigene Krankheit und möchte anderen Menschen mit ihrer Kunst und ihren Worten Mut machen. (Christopher Göbel) +++