"TOM, DICK & HARRY": Flotte Bühnen-Farce mit dem Theater Stockhausen

21.04.23 - Mit einem Paukenschlag meldete sich die Theatergruppe Stockhausen nach 3¼-jähriger Corona-Zwangspause in der Altfellhalle zurück mit der englischen Farce "TOM, DICK & HARRY" von Ray und Michael Cooney. Die Begeisterung bei der Premiere am Ostersamstag sowie bei den nachfolgenden Aufführungen kannte keine Grenzen mehr, es gab Standing-Ovations und langen rythmischen Beifall.

Tom Kerbholz und seine Frau Linda möchten ein Baby adoptieren und erwarten nervös die Dame der Agentur. Doch kurz zuvor erscheinen die beiden Brüder Dick (Fred) und Harry und treiben Tom zusehends in den Wahnsinn, denn sie haben nicht nur Schmuggelware in Toms Auto, sondern auch einen toten Körper, um ihn im Garten zu vergraben sowie zwei illegale Flüchtlinge aus dem Kosovo dabei, zwar meinen es alle doch nur gut mit Tom, aber einer Adoption ist das Ganze wenig zuträglich; so versucht Tom im Laufe der drei Stunden sein Bestes, gerät aber mehr und mehr in ein Lügen- und Täuschungsgespinst, das ihn an den Rand der Verzweiflung bringt.

Alle Spieler zeigten wahre Höchstleistung, man konnte jedem einzelnen abnehmen, was bzw. wen er/sie da gerade spielte; man spielte in Echtzeit, d.h. jeder Akt ging nach der Pause exakt da weiter, wo der vorherige aufhörte, was man auch der Wohnzimmeruhr entnehmen konnte, denn diese stoppte in den beiden Pausen.

Frank Lang als Tom Kerbholz war als einziger durchgehend auf der Bühne, er überzeugte durch schauspielerische Glanzleistung, seine Figur manövrierte er zusehends in ein Lügengewirr, man konnte nicht nur Mitleid mit ihm haben sondern auch jedes Mal wieder gespannt sein, wie er denn aus dieser oder jenen schier unüberwindbaren Situation wieder herauskommen sollte, wobei er seinen Mitspielern bis ins "Innere kroch" und diesen schauspielerische Topleistungen herauskitzelte.

Jürgen Kimpel als Harry und Daniel Fritz als Fred genossen es, ihren Bruder vor den Kopf zu stoßen und alles so easy und selbstverständlich dastehen zu lassen, ein Genuss den beiden dabei zuzusehen. Lisa-Marie Eidmann und Nadine Borrmann lernten ihren Text in Kosovo albanisch und ernteten damit viel Ansehen; vor allem Lisa-Marie spielte in totaler Inbrunst, was für ein Höhepunkt, als sie aus dem Zwangs-Sofaversteck hervorkommt und Tom in Fremdsprache runterputzt. Nadine hingegen war die jugendliche Leichtigkeit eines Flüchtlingsmädchens anzusehen und mit freudigem Auge und Ohr zu genießen.

Romana Schwarz als Linda Kerbholz spielte mit Bravour die etwas gedemütigte Ehefrau, die hin- und hergeschoben, eingeschlossen bzw. unter Vorwand aus dem Haus gelockt wurde. Bemerkenswert auch Beate Eidmann als die strenge Dame der Adoptionsagentur, Frau Winkelmann, die unbeirrbar ihre Pflichten betonte und von vorne bis hinten belogen, getäuscht und ins Esszimmer verfrachtet wird; ein Glanzmoment, wenn Tom ihr das Reality-TV-Programm verkaufen will und mit Shakespeare-Manier fast in sie eindringt, ihr Gesichtsausdruck war genial.

Der immer wieder auftauchende Wachtmeister Liebich wird ebenfalls bis zum Exzess belogen und in einer Endlosschleife befördert und degradiert, indem Tom ihn als Schutzmann, Gendarm, Volkspolizist bis hin zum Kriminaloberrat tituliert, ohne die vielen Zwischendienstgrade zu erwähnen; Christoph Kimpel, der auch Regie führte, mimt ihn mit einer Selbstverständlichkeit, einer Naivität und einer Mimik, die immer wieder schön ist anzusehen.

Der zum Schluss erst erscheinende und die Handlung in einer ungeahnten Richtung auflösende osteuropäische Boris (Sebastian Wahl) spricht nicht nur Kosovo albanisch, sondern überzeugt auch noch mit seiner fast sympathischen Kleinkriminalität, ein kurzer aber sehenswerter Auftritt.

Für die letzten beiden Vorstellungen heute und am Samstag sind noch Restkarten erhältlich. (Erick Swan) +++