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Die junge Frau aus Hessen ist mit einer Angststörung auf dem Jakobsweg gepilgert. - Fotos: privat

FULDA Pilgern gegen die Angst

Marina Bauer schreibt und spricht über ihre Erlebnisse auf dem Jakobsweg

22.04.23 - Von der spanisch-französischen Grenze nach Santiago de Compostela: Tausende Menschen pilgern jedes Jahr auf dem Jakobsweg. Für Marina Bauer ist die Reise jedoch eine ganz besondere Herausforderung. Die Hessin lebt seit vielen Jahren mit einer Angststörung. Auf dem Jakobsweg stellt sie sich dieser Angst. In einem Buch schreibt sie über Höhen und Tiefen und teilt einzigartige Erfahrungen und Begegnungen ihrer Reise.

"Damals hatte alles angefangen mit Panikattacken – in der Straßenbahn oder an der Supermarktkasse", sagt Bauer. "Doch man hat keine körperliche Ursache gefunden. Die Panik und die Ängste waren mental bedingt", berichtet sie. "Das war für mich lange ein Tabuthema, über das man auch nicht gerne spricht", erinnert sich die junge Frau. Jahrelang wagt Marina Bauer sich nicht aus dem Haus: "Während meine Freunde in der ganzen Welt auf Reisen waren, habe ich mich nicht mal zur nächsten Straßenecke getraut."

Sich der Angst stellen

Im Laufe der Jahre übernehmen die Panikattacken immer mehr die Kontrolle über die junge Frau. Doch das will Marina Bauer sich nicht gefallen lassen. Sie sagt ihrer Angst den Kampf an. "Man muss sich den Situationen, die einem Angst bereiten, stellen", ist sie sich sicher und beschließt den Jakobsweg zu gehen. Ein Entschluss, der ihr nicht leichtfällt. Denn da ist ständig diese Angst. Und trotzdem oder vielleicht sogar genau deshalb, stellt sie sich ihr.

Genau das, was du brauchst

"Ich habe anfangs keinen großen spirituellen oder religiösen Bezug gehabt. Doch schnell wurde mir klar – der Jakobsweg macht was mit dir", sagt sie. Tagelang pilgert die junge Frau entlang des Camino Portugues vorbei an malerischen Aussichten, übernachtet in kirchlichen Herbergen und erlebt spannende tiefgründige Gespräche mit anderen Pilgern.

"Es gibt die Redewendung, dass der Jakobsweg dir immer genau das gibt, was du brauchst", so die Autorin. "Und das stimmt zu 100 Prozent. Aber er gibt dir nicht das, was du denkst zu brauchen, sondern das, was du wirklich brauchst", bringt sie es auf den Punkt. Jeden Tag wird Marina mit ihrer Angst konfrontiert. Doch sie bleibt stark. "Auf dem Weg habe ich mir zum ersten Mal eingestanden, dass ich eine Angststörung habe und bin damit auch offen umgegangen. Das war wie ein Befreiungsschlag." 

Ein Gefühl von Gehaltensein

Während der Reise fühlt sich die junge Frau beschützt. "Ich habe gespürt, dass da jemand ist, der auf mich aufpasst. Da war so ein Gefühl von Gehaltensein. Vielleicht war da auch der Halt in mir selbst", sagt sie. "Etwas hat auf jeden Fall dazu beigetragen, dass der Weg für mich zu einem wundervollen Erlebnis wurde." Die Ankunft in Santiago beschreibt Marina als Gänsehautmoment. "Ich war wirklich sprachlos und hatte Tränen in den Augen." www.bistum-fulda.de  

Lesung im Rahmen der Woche für das Leben

Wer mehr über Marina Bauers Reise auf dem Jakobsweg erfahren will, kann am kommenden Dienstag (25. April) um 19 Uhr in der Katholischen Akademie des Bistums Fulda im Bonifatiushaus an ihrer Geschichte teilhaben: Im Rahmen der "Woche für das Leben" berichtet sie dort über ihre Erlebnisse und den Mut, sich ihrer Angst zu stellen. Dabei liest sie auch aus ihrem Buch "Muschel, Meer und Mut: Mit einer Angststörung auf dem Jakobsweg". Die Veranstaltung findet im Rahmen der ökumenischen "Woche für das Leben" statt. Diese Aktionswoche widmet sich vom 22. bis zum 29. April den existenziellen Krisen der jungen Generation. Dabei sollen die Zuspitzung schwieriger Lagen der Generation Z(ukunft) sowie ihre Lebens- und Denkenswelt thematisiert werden. Die Teilnahme an der Veranstaltung ist kostenfrei. Eine Anmeldung ist erforderlich unter der Telefonnummer (0661) 8398-114 oder per E-Mail unter [email protected] Veranstaltungsort ist das Bonifatiushaus Fulda (Neuenberger Str. 3-5, 36041 Fulda). www.katholische-akademie-fulda.de.(pm).+++


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