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Professorin Dr. Nicole Edwards - Foto: Katrin Junker

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DAAD-Gastdozentin aus Australien lehrte an der Hochschule Fulda

25.04.23 - Dr. Nicole Edwards ist Professorin an der University of Southern Queensland. Sie beschäftigt sich mit Fragen der Sozialen Arbeit, unter anderem mit Teilhabe und Behinderung, Menschenrechten, Gender sowie inklusiver Entwicklung und Katastrophenmanagement. Im Gespräch hat sie erzählt, warum es so wichtig ist, in eine andere Gesellschaft einzutauchen und warum der Aufenthalt in Deutschland und Fulda ein Gewinn für sie war – persönlich wie beruflich. 

Frau Professorin Edwards, was verschlägt eine australische Wissenschaftlerin ausgerechnet nach Fulda? 

Die Studiengänge der Sozialen Arbeit, die die Hochschule Fulda anbietet, haben einen sehr guten Ruf. Deshalb habe ich mich für Fulda entschieden. Und ich bin nicht enttäuscht worden. Obwohl ich von Brisbane, der Hauptstadt meines Bundesstaates Queensland, mehr als einen ganzen Tag brauchte, um nach Fulda zu gelangen, hat sich die lange Reise gelohnt. 

Sie waren in erster Linie als Wissenschaftlerin hier, hatten aber dennoch Gelegenheit, Fulda und Deutschland ein wenig kennenzulernen. Wie hat es Ihnen gefallen? 

Der Aufenthalt hat wunderbare Gelegenheiten geboten, die Schönheit Deutschlands und Fuldas kennenzulernen - die Landschaft, die Geschichte, die Architektur, das Essen, den Einfluss des multikulturellen Deutschlands und die lokalen Bräuche und Gewohnheiten. Ich habe Museen besucht und deutsches Essen in lokalen Restaurants genossen. Ich habe mich in Knödel verliebt, und mir fehlen die Worte, um zu beschreiben, wie unglaublich gut deutsche Kuchen sind.  

Welchen Vorteil bietet einer Wissenschaftlerin ein solcher Aufenthalt in einer Zeit, in der man sich problemlos auch digital vernetzen kann? 

Die Erfahrung, in die deutsche Gesellschaft einzutauchen, hat mir Gelegenheit geboten, viele Themen mit den Augen der Deutschen und der EU zu betrachten und kritisch zu hinterfragen. Ich konnte mit eigenen Augen sehen, wie Deutschland lokale, nationale und globale Probleme versteht und auf sie reagiert. Einige meiner Vorstellungen über Deutschland und die deutsche Sozialarbeit wurden infrage gestellt. Es mag abgedroschen klingen, aber erfahrene Akademiker brauchen manchmal das Eintauchen in eine andere Kultur, um wirklich zu "sehen" und das Leben durch die Erfahrungen einer anderen Nation besser zu verstehen. 

Sie haben sich auch mit der deutschen Vergangenheit beschäftigt. 

Ich habe gemeinsam mit Studierenden des International Courses in Social Work des Fachbereichs Sozialwesen die Gedenkstätte in Hadamar besucht. Angesichts meines Themenschwerpunkts Vielfalt, Behinderung und Integration war dies ein erschütterndes Erlebnis. Ich habe großen Respekt davor, wie Deutschland mit der Geschichte in Bezug auf die Nazis und den Holocaust umgeht. Es beeindruckt mich und berührt mich zutiefst, dass die Geschichte und ihre Auswirkungen nicht "beschönigt" werden, sondern dass es eine feierliche und zutiefst respektvolle Anerkennung, Erforschung und Verpflichtung zu Menschenrechten und sozialer Gerechtigkeit nach dem Zweiten Weltkrieg gibt, die die deutsche Gesellschaft durchdringt. Ich habe diese Erfahrungen sehr geschätzt. Es macht mich demütig und erinnert mich daran, dass Australien in Bezug auf die Betreuung von Menschen mit Behinderungen, die Intoleranz gegenüber "Andersartigkeit" und die zähneknirschende Akzeptanz von Vielfalt noch viel aufzuholen hat.  

An der Hochschule Fulda haben Sie mit Studierenden der Sozialen Arbeit zusammengearbeitet. Was nehmen Sie aus diesen Begegnungen mit? 

Ich hatte das Privileg, zwei Kurse mit deutschen Studierenden zu halten. Wir haben die Themen Behinderung und Globalisierung kritisch beleuchtet und gemeinsam Konzepte untersucht, die für internationale Sozialarbeit wichtig sind, unter anderem Differenz und Vielfalt, Gleichstellung der Geschlechter, Neoliberalismus als Vehikel für Corona – es war die erste neoliberale Pandemie, die sich über Handelsrouten ausgebreitet hat. Wir haben auch die Frage diskutiert: Wie weiß ist die Sozialarbeit weltweit? Und wir haben uns über die Ziele für nachhaltige Entwicklung ausgetauscht. Ich bin zuversichtlich, dass die meisten der Studierenden diese Kurse mit einer größeren Sensibilität abgeschlossen haben. Auch ich habe viel von den Studierenden gelernt. Der Austausch von Perspektiven lässt uns alle als Weltbürger, die sich für die soziale Eingliederung aller Menschen einsetzen, wachsen.  

Werden Sie in Kontakt bleiben mit der Hochschule Fulda? 

Sozialarbeiter*innen sind hervorragende Netzwerker: Ich habe neue Beziehungen zu Kolleg*innen aus der Sozialarbeit geknüpft. Daraus können sich neue Forschungsmöglichkeiten und Kooperationsinitiativen zwischen unseren beiden Hochschulen ergeben. Auf der Tagesordnung stehen bereits gemeinsame Studienabschlüsse, gemeinsame Promotionsvorhaben, der Austausch von Studierenden und ein sehr wichtiges Forschungsprojekt, das die Internationalisierung der Sozialen Arbeit untersucht. +++


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