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Der Naturpark Knüll: O|N-Gipfelgespräch mit Geschäftsführerin Katrin Anders
04.05.23 - Der Naturpark Knüll ist der jüngste seiner Art in Deutschland und umfasst rund 83.000 Hektar zwischen Homberg/Efze im Norden, Neukirchen/Knüll im Westen, Breitenbach am Herzberg im Süden und fast bis nach Bad Hersfeld im Osten. Insgesamt 17 Städte und Gemeinden sind ganz oder teilweise im Naturpark Knüll gelegen.
Trotz seiner jungen Geschichte haben die Verantwortlichen schon einige Projekte realisieren können. Unter anderem wurden vor wenigen Wochen 20 Premium-Wanderwege und Premium-Spazierwege vom Deutschen Wanderinstitut zertifiziert.
Geschäftsführerin Katrin Anders ist mit der bisherigen Resonanz der Region "sehr, sehr zufrieden". Im Gespräch mit OSTHESSEN|NEWS auf dem windigen Plateau vom Eisenberg (636 Meter, höchste Erhebung im Knüllgebirge) berichtet sie von viele Rückmeldungen, "die Menschen interessieren sich für den Naturpark". Inzwischen wurde eine neue Geschäftsstelle auf Schloss Neuenstein eröffnet. Das Team umfasse zwar lediglich zwei Mitarbeiterinnen, doch die Unterstützung sei groß.
"Wir haben bereits viel auf die Beine gestellt"
"Ich denke, wir haben bereits viel auf die Beine gestellt: Naturparkführerinnen und Naturparkführer ausgebildet, die Fabelwege eröffnet, das Kita-Projekt etabliert, ein gutes Netzwerk mit zahlreichen Partnerinnen und Partnern aufgebaut. Ohne dieses Netzwerk wäre unsere Arbeit nicht möglich. Wir arbeiten gut mit den touristischen Arbeitsgruppen zusammen, diese Kooperation möchten wir noch weiter ausbauen", sagt Anders.Im vergangenen Jahr wurde eine Pressereise angeboten und nach den Veröffentlichungen in verschiedenen Fachzeitschriften erhielten sie viele Anfragen aus ganz Deutschland. Bisher war die Region zwischen Schwalm und Fulda eher ein Insidertipp zwischen den bekannten Mittelgebirgen. Aufgrund seiner ähnlichen Beschaffenheit wird der Knüll auch als kleiner Bruder vom Vogelsberg genannt. Eine Konkurrenz gebe es zwischen den 13 Naturparks und einem Nationalpark (Kellerwald-Edersee) nicht, "im Gegenteil: Wir treffen uns mehrmals im Jahr und tauschen uns untereinander aus", sagt Anders.
Masterplan für die nächsten zehn Jahre
Eine große Aufgabe haben das junge Team und die Unterstützer derzeit zu bearbeiten: die Entwicklung eines Masterplans für die nächsten zehn Jahre. Dieser Naturparkplan ist Pflicht und enthält die Leitlinien und Ziele für die kommenden Jahre. Der Naturparkplan ist Grundlage für Fördermöglichkeiten des Landes. Er beinhaltet vor allem die Handlungsfelder Naturschutz und Landschaftspflege, Bildung für nachhaltige Entwicklung, nachhaltiger Tourismus sowie Regionalentwicklung. Die Lichtverschmutzung und der Insektenschutz seien zwei Beispiele.
An der Entwicklung des Plans beteiligten sich viele interessierte Menschen und Verbände aus der Region. Zur Auftaktveranstaltung vor wenigen Wochen in Schwarzenborn kamen rund 100 Menschen. Die Vorschläge wurden gebündelt und werden nun in Kleingruppen bearbeitet. So sollen möglichst viele Akteure aus der Region eingebunden werden. Dazu zählen auch die Landschaftspflegeverbände oder der Forst, mit denen die Zusammenarbeit gut funktioniere, erklärt die Geschäftsführerin. Das Miteinander stehe im Naturpark Knüll im Mittelpunkt.
"Gern möchten wir auch im östlichen Knüll noch Premiumwege in Ergänzung zu den bestehenden Fabelwegen entwickeln. Da die Fabelwege aus einem Leader-Projekt hervorgegangenen sind, waren bislang nur die Leader-Knüll-Kommunen eingebunden. In der Leader-Region liegen aber nur elf der 17 Naturpark-Kommunen", sagt Anders. Sie nennt die Bildungsarbeit mit Naturparkführungen (ca. 70 öffentliche Führungen in 2022), Angebote für Schulen, Kooperationsprojekte mit Kitas ("Derzeit arbeiten wir mit 14 Kitas zusammen") sowie die Wanderinfrastruktur mit Themen- und Erlebniswegen sowie barrierearme Angebote. "Mittelfristig möchten wir gern als "Qualitätsnaturpark" ausgezeichnet werden durch den Verband Deutscher Naturparke", sagt die Geschäftsführerin weiter.
Dazu zählt auch die Unterstützung der regionalen Gastronomie, welche mit dem Fachkräftemangel eine enorme Herausforderung zu stemmen habe. Die Einkehrmöglichkeiten und das Angebot an regionalen Produkten seien bei den Touristen besonders gefragt.
Mit viel Elan und Begeisterung erzählt Katrin Anders von den Aufgaben und Zielen im Naturpark Knüll. Und was gefällt ihr persönlich am besten im Knüllgebirge? "Wenn es plätschert und Bäume um mich herum sind, dann sind dies meine Lieblingsplätze", sagt Anders. Mehr Informationen gibt es im Internet unter der Adresse Naturpark Knüll zu entdecken. (Hans-Hubertus Braune) +++