Spatenstich für Verflüssigungsanlage: Lkw-Kraftstoff aus Wind und Abfall

28.04.23 - Während die Politik über Klimawandel und Energiewende diskutiert, ist die Branche längst dabei, kräftig zu investieren. In der Klimakommune Burghaun (Landkreis Fulda) trafen sich am Donnerstag hochrangige Manager namhafter Unternehmen zu einem besonderen Spatenstich.

Mit Zugang zur Mitte-Deutschland-Anbindungs-Leitung (MIDAL) entsteht in strategisch optimaler Lage eine der weltweit größten Anlagen für die Herstellung biologischer und synthetischer Kraftstoffe. Mit einem Investitionsvolumen von rund 50 Millionen Euro markiert das Projekt einen Meilenstein in der Transformation zu einem klimafreundlichen Transportsektor: Pro Jahr lässt sich der ökologische Fußabdruck um bis zu 550.000 Tonnen Kohlenstoffdioxid (CO2) reduzieren, so das Unternehmen in einer Pressemitteilung.

Frank Erben ist Geschäftsführer der Reefuelery GmbH und Leiter des Beteiligungsmanagements ...

Regierungspräsident Mark Weinmeister

Ralf Biehl von der Erdgas Südwest GmbH

Jürgen Muhle ist Geschäftsführer der Reefuelery GmbH und der avanca Energy AG ...

Mit dem Spatenstich wurde der Startschuss für die Bauarbeiten im Gewerbegebiet am Grubener Weg gegeben. Regierungspräsident Mark Weinmeister, Bürgermeister Dieter Hornung, Erdgas Südwest-Geschäftsführer Ralf Biehl, Frank Erben ist Geschäftsführer der Reefuelery GmbH und Leiter des Beteiligungsmanagements der Erdgas Südwest GmbH, Jürgen Muhle ist Geschäftsführer der Reefuelery GmbH und der avanca Energy AG und Projektleiter Benedikt Rolfes kamen heute zum Spatenstich der Verflüssigungsanlage zusammen.

Das Unternehmen erklärt in der Pressemitteilung die Funktionsweise und die Vorteile des Kraftstoffes: Die Reefuelery werde Kraftstoff Reefuel (Bio-LNG und eLNG) herstellen. Gewonnen wird der erneuerbare Kraftstoff aus durch Windenergie erzeugtem grünen Wasserstoff und Biomethan aus zertifizierten biologischen Abfallprozessen.

"Wichtig ist, dass wir uns die Technologieoffenheit wirklich auf die Fahnen schreiben. Es gibt nicht die Lösung für den gesamten Bereich", sagte Regierungspräsident Mark Weinmeister in seinem Grußwort. Er sei froh, dass mit der geplanten Anlage in Burghaun ein wichtiger Baustein in der Frage der Energiewende und der Mobilität geschaffen werde. "Ich bin sehr froh, dass der Südwesten erkannt hat, am besten ist es, in Hessen zu investieren. Das sollten wir so beibehalten", sagt der Regierungspräsident zu den Unternehmensvertretern.

Burghaun ist eine der ersten Klimakommunen in Hessen und hat 4,5 Prozent Windvorrangflächen und setzt auf Fotovoltaik. "Die Marktgemeinde Burghaun freut sich, als Klimakommune an der Dekarbonisierung des Schwerlastverkehrs teilzuhaben. Gemeinsam mit den beteiligten Unternehmen unterstützen wir die Nutzung einer erprobten Technologie, die sofort hilft, die Klimaziele zu erreichen. Darauf sind wir zu Recht stolz", sagte Bürgermeister Dieter Hornung im Rahmen des feierlichen Spatenstichs. Vor Ort waren auch die Partnerunternehmen Wärtsilä Gas Solutions, Bilfinger Engineering & Maintenance, PSE Engineering, der Landtagsabgeordnete Thomas Hering (CDU), der Energiereferent der FDP in Hessen Mario Klotzsche und die Landtagskandidatin Stefanie Klee (CDU) sowie zahlreiche geladene Gäste aus ganz Deutschland.

Lkw-Kraftstoff aus Wind und Abfall

In Zusammenarbeit mit dem finnischen Konzern Wärtsilä wird die Verflüssigungsanlage nach effizientesten Standards entwickelt. Sie besteht aus einer Gasaufbereitung, einer Verflüssigungseinheit und aus Lager- und Verladeeinheiten. Aus durch Windenergie erzeugtem grünem Wasserstoff und Biomethan aus zertifiziert biologischem Abfall wird sie den erneuerbaren Kraftstoff Reefuel (Bio-LNG & eLNG) herstellen. Für die Verflüssigung bei minus 162 Grad Celsius versorgt die bmp greengas GmbH als europaweit führende Biomethan-Vermarkterin und Tochter des Joint-Venture-Partners Erdgas Südwest GmbH die Anlage mit der benötigten Menge Biomethan. Die Bilfinger Engineering & Maintenance GmbH und PSE Engineering GmbH unterstützen mit ihrer Expertise unter anderem in den Bereichen Engineering, Planung und Montage sowie beim Genehmigungsprozess. Bilfinger liefert zudem vier 300-Kubikmeter-Lagertanks und die Verladeeinheit inklusive eines Wiegesystems.

"Ich freue mich, heute einen besonderen Meilenstein auf dem Weg zur Klimaneutralität im Verkehr feiern zu können, der auch auf unsere Nachhaltigkeitsziele einzahlt", so Ralf Biehl von der Erdgas Südwest GmbH, die das Reefuelery-Projekt als Finanzbeteiligung führt.

Mit der Inbetriebnahme wird bereits ab 2024 eine tägliche Produktion von bis zu 180 Tonnen Reefuel (Bio-LNG & eLNG) erzielt. Damit können rund 4.500 LNG-Lkw klimaneutral betrieben werden. Durch die regionale und zentrale Herstellung mit direktem Zugang zur Midal und einer optimalen Anbindung an das Alternoil-Tankstellennetz lassen sich entlang der gesamten Wertschöpfungskette weitere CO2-Emissionen einsparen, Skaleneffekte nutzen und stabile, wettbewerbsfähige Preise für die Endverbraucher erwirken. Das schafft Unabhängigkeit in volatilen Zeiten.

Stefan Schneider, Geschäftsführer der bmp greengas GmbH, sieht die Zusammenarbeit als große Chance: "Unseren Lieferanten und uns bietet die Reefuelery einen gesicherten Biomethan-Absatzpfad in den Verkehrssektor. Ich bin außerdem überzeugt, dass der heutige Spatenstich hierzulande für Transport- und Logistikunternehmen eine neue Ära der nachhaltigen Zukunft einläutet."

Projektleiter Benedikt Rolfes

Die Alternoil GmbH hat frühzeitig Transformationsschritte im Schwerlastverkehr auf den Weg gebracht und bundesweit eine flächendeckende Tankstelleninfrastruktur für klimafreundliche Kraftstoffe aufgebaut. So werden Logistikunternehmen deutschlandweit zuverlässig mit alternativen Kraftstoffen versorgt. Unterstützt wird Alternoil von der Paneuropa Transport GmbH, die den flächendeckenden Transport von Reefuel übernimmt.

Jürgen Muhle blickt positiv in die Zukunft: "Für die Erreichung der Klimaziele und eine lebenswerte Zukunft müssen wir heute effiziente Maßnahmen ergreifen. Daher bauen wir unsere Reefuelery-Verflüssigungsanlage im Eiltempo auf und unser Tankstellennetzwerk weiter aus. Es macht mich stolz, dass wir als Joint Venture vorangehen und als interdisziplinäres Spezialistenteam die Mengen von Reefuel weiter skalieren. Damit bieten wir dem Schwerlastverkehr eine wettbewerbsfähige, sofort verfügbare Kraftstoffalternative, mit der nachweislich und zertifiziert der CO2-Fußabdruck gesenkt wird." (pm/hhb) +++