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Seit drei Jahren in Belgien unterwegs: Markus Pflanz - Fotos: privat

BURGHAUN Osthessens profiliertester Fußball-Trainer

Markus Pflanz ist auf Heimatbesuch, vertragslos - und zieht Bilanz

29.04.23 - Markus Pflanz darf in diesen Tagen das machen, wozu ihm das Fußball-Jahr ansonsten keine Zeit lässt. Der 47-Jährige ist auf Heimatbesuch in Langenschwarz. Die Saison der Jupiler Pro League, Belgiens höchster Spielklasse im Fußball, ist seit letztem Wochenende vorbei. Pflanz hat nach zwei Jahren Ostende nun ein Jahr als Co-Trainer beim VV Sint Truiden hinter sich. Über die zurückliegende Spielzeit, seine Zukunft, den gestiegenen Stellenwert belgischen Fußballs, die Einordnung des osthessischen und mehr spricht er im OSTHESSEN|NEWS-Interview. 

... über die Saison mit St Truiden, die auf Rang zwölf endete: Man kann gewissen Medien in Belgien nur Recht geben, die schrieben: "Es ist ein Wunder, was ihr geleistet habt mit dem Verein." Es wurde also gewürdigt. Wir haben 42 Punkte geholt und hatten nie etwas mit dem Abstieg zu tun. Bis zum vorletzten Spieltag haben wir um die Play-off-Plätze mitgespielt und es ist uns gelungen, viele Große zu ärgern. Dabei hatten wir die Mannschaft mit de zweitniedrigsten Marktwert und mit das älteste Team. Shinji Kagawa, der in der Winterpause zurück nach Japan ist, ist 32, Toni Leitner 32, Shinjo Okazaki 37. Unsere Starting Linie war nicht unbedingt vom Frühling geküsst.

... über das Gefühl, erneut Cheftrainer gewesen zu sein: Für mich fühlt sich das immer gut an. Es ist ein besonderes Gefühl, an der Linie zu stehen.

Zur Info: Bernd Hollerbach, St Truidens "Chef" war für zwei Spiele gesperrt. Pflanz übernahm - mit Erfolg: In Kortrijk (hier war der Ex-Dortmunder und Ex-Gladbacher Bernd Storck der Trainer) gab's ein 1:0. Und gegen seinen Ex-Verein Oostende ein 5:0. Mit Folgen: Oostende stieg als Drittletzter ab. Hollerbach hört auf in St Truiden. 

... über seine berufliche Zukunft. Momentan ist Pflanz vertragslos: Ich weiß noch es noch nicht. Es ist noch in der Schwebe. Eine Veränderung bringt der Beruf als Fußball-Trainer halt manchmal mit sich. Ich würde schon noch gerne ein Jahr in Belgien bleiben - auch als Co-Trainer. Weil ich ja momentan auch meine UEFA Pro Lizenz mache. In Belgien stellen sich derzeit einige Vereine neu auf. Auch Bernd Storck muss in Kortrijk gehen. Manchmal geht es einfach auch nur darum: Wer kennt wen? Wer hat die besten Kontakte? Sollte ich bei St. Truiden bleiben, geht's am 15. Juni wieder los. 

... über den zunehmenden Stellenwert des belgischen Fußballs: Die Erfolge der belgischen Vereine und der Nationalmannschaft sprechen für sich. Die Nationalmannschaft war jahrelang die Nummer eins der Weltrangliste - und die Vereine entwickeln einfach sehr viele Spieler. Außerdem ist die Jugend-Ausbildung in Belgien viel besser als in Deutschland. Es werden eigene Ideen entwickelt - Deutschland wechselt nach jedem Großereignis seinen Kurs. Die Führung des DFB ist sehr, sehr schwach.

... über Fehler in Deutschland: Eine gute Verteidigung, die wir mal hatten in Deutschland, gibt es nicht mehr. Die eigene Identität ist in den Hintergrund gerückt. Deutschland muss wieder seinen eigenen Weg finden. Die Basics gehen verloren, und die Trainer-Ausbildung in Deutschland ist auch nicht gut. 

... über drei Jahre Trainer-Dasein in Belgien aus sportlicher Sicht und Unterschiede zum "großen Nachbarn": Die Deutschen sind nach wie vor ziemlich arrogant. Von diesem hohen Ross muss Deutschland runterkommen. St. Gilloise hat in der Europa League gezeigt, wozu es fähig ist und Union Berlin beherrscht in zwei Spielen - eine Runde später ist das Team verdient gegen Leverkusen ausgeschieden. Aber eines ist klar: die Differenz ist längst nicht mehr so groß. Ich wurde immer belächelt, als ich gesagt habe, dass wir mit St Truiden nicht aus der Bundesliga absteigen würden. Deutschland wird im Ausland längst nicht mehr so positiv wahrgenommen - im Fußball und in der Politik.

... über den Stand seiner Lizenz: Am 15. Mai muss ich wieder nach Belgien. Während meines Urlaubs muss ich dann halt wieder hochfahren. 

Wieder zu Hause: Markus Pflanz (rechts) mit Ehefrau Nicole Weber

... über das Gefühl, wieder einen längeren Zeitraum zu Hause zu sein: Es ist einfach schön. Es ist zu Hause. Ich weiß das zu schätzen. Nach wie vor. Man darf nie vergessen, wo man herkommt. Wenn mich mein Heimatverein fragt: machst du Thekendienst? Dann würde ich sagen: Ja, das mache ich. Andererseits ist es nach wie vor ein Privileg, dass ich beruflich das machen kann, was ich schon immer wollte.

... über den Besuch von heimischen Kickern: Das freut mich, wenn sie zu Besuch nach Belgien kommen. Am letzten Wochenende war Stefan Ohneiser da zum Spiel gegen Antwerpen. Oder im Oktober vergangenen Jahres hatte ich Besuch aus Rothenkirchen. Der hat 90 Minuten Stimmung gemacht - und entweder meinen Namen gerufen oder von Toni Leistner. Sie kriegen jetzt ein Trikot von ihm. 'Nur die FSG' steht auf dem Trikot.

... über die Wahrnehmung osthessischen Fußballs: Es ist gut, dass wir einen Regionalligisten haben. Wenn man andere Ziele hat und sich etablieren will, würde ich raten, nicht zu 100 Prozent in die Mannschaft zu investieren - sondern auch in die Infrastruktur. Das ganze Drumherum muss wachsen. (wk) +++

 



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