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Oliver Glasner wütete am Samstag nach der Niederlage in Hoffenheim auf der Pressekonferenz - picture alliance / Eibner-Pressefoto | Weber/ Eibner-Pressefoto

REGION Kommentar von Bertram Lenz

Wie vor 25 Jahren: Eintracht-Trainer Glasner wandelt auf Giovannis Wut-Spuren

08.05.23 - Diejenigen, die damals dabei waren - ob beruflich vor Ort oder als Fernsehzuschauer daheim - werden die Szenen nie vergessen, die sich vor 25 Jahren abspielten: Giovanni Trapattoni, damals Trainer des FC Bayern München, machte im März 1998 seinem Frust bei einer Pressekonferenz in einer Wutrede Luft, die in die Sporthistorie eingegangen ist. Ebenso wie die Formulierungen "Was erlauben Strunz?", "Schwach wie eine Flasche leer" und "Ich habe fertig" zum festen Bestandteil des deutschen Sprachschatzes geworden sind.  

Daran dürften sich viele erinnert haben, die am Samstag Zeugen dessen wurden, wie Oliver Glasner, (Noch)-Coach von Eintracht Frankfurt, die Contenance verlor und - anders kann man es nicht bezeichnen - wie aus dem Nichts  herum pöbelte.

Den Spielern von Eintracht Frankfurt gelingt in der Rückrunde nicht mehr allzu viel. ...Foto: O|N - Archiv / Jonas Wenzel/Jowe

Nun muss ich vorweg schicken, dass ich den österreichischen Trainer sehr schätze: aufgrund seiner Fachkenntnis und - eigentlich - seines zurückhaltenden unaufgeregten Auftretens wegen. Dass Glasner jetzt auf eine höflich formulierte und keineswegs abwegige Frage eines Journalistenkollegen so reagiert, lässt tief blicken. Nämlich auf den Gemütszustand des Coaches, den der Mannschaft und des Vereinsumfeldes allgemein. 

Natürlich gehören zum Sport Emotionen dazu, die aber immer im Rahmen bleiben müssen. Sei es auf den Rängen, wo sich aggressive Ultras - auch der Eintracht - liebend gerne einmal austoben und Bengalos abbrennen. Oder eben bei einer Pressekonferenz, während der eine ganze Armada von Kameras, Handys und Mikrofonen auf diejenigen gerichtet sind, die Rede und Antwort stehen müssen.  Sich in einer solchen Umgebung derart aggressiv und ungehalten zu äußern, zeugt von einem schwachen Nervenkostüm. Auch sehr intime Dinge wie der ganz besondere körperliche Zustand eines Spielers - hier Makoto Hasebe - gehören nicht in die Öffentlichkeit. 

Rote Karte weiteres Indiz 

Dass Glasner sich nicht im Zaum hat, war im Übrigen bereits während des Spiels deutlich geworden, als er nach einer Unbeherrschtheit (!) die Rote Karte kassiert hatte und auf die Tribüne geschickt worden war.  Diese Vorfälle passen in das Bild, das sich in den letzten Wochen abgezeichnet hatte und nur durch den Sieg im DFB-Pokalhalbfinale beim VfB Stuttgart übertüncht worden war: Der Eintracht-Trainer wirkt zunehmend angeschlagen, macht sich damit selbst angreifbar.

O|N-Redakteur Bertram Lenz beleuchtet die Stimmungslage bei Eintracht Frankfurt. ...

Inzwischen schießen die Spekulationen wild ins Kraut, machen aktuell die Namen von möglichen Glasner-Nachfolgern die Runde. Und es scheint, als rechne dieser selbst nicht mehr damit, dass sein Vertrag verlängert werden könnte. Der heftige Rüffel von Vorstandssprecher Axel Hellmann jedenfalls spricht Bände.  Hinzu kommt, dass Glasner überhaupt nicht mehr mit Sportvorstand Markus Krösche auf einer Linie zu liegen scheint, welcher sich wiederum zu öffentlichen Maßregelungen hinreißen lässt. Und der damit ein ohnehin stark verunsichertes Team weiterhin schwächt, das derzeit nur noch ein Schatten seiner selbst ist.  

Fazit: Von Eintracht ist in diesen Wochen in Frankfurt wenig zu spüren. Was schade ist, hat die Mannschaft mit ihrem Trainer doch in jüngster Vergangenheit für zahlreiche berauschende Fußballabende gesorgt. Die aber vielleicht nur übertüncht haben, was schon länger unter der Oberfläche gärte. (Bertram Lenz) +++ 


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