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Klassenerhalt und Nolte-Abschied: Freud und Leid bei Rotenburgs Handballern
12.05.23 - Es ist Samstag, der 6. Mai 2023. Dieses Datum wird mit Sicherheit in die Geschichte der Handballer der TG Rotenburg eingehen. Freude und Wehmut lagen eng beieinander an diesem Abend bei der TGR. Einerseits glückte mit dem 24:24 beim VfL Wanfried der Klassenerhalt der Landesliga Nord - andererseits war dieses Spiel das allerletzte des Rotenburger Trainers Robert Nolte.
Zur Dramaturgie der Abstiegsfrage zum Saisonfinale: Während der TG Rotenburg der vor der Serie kaum erwartete Erhalt der Landesliga gelang, müssen der TSV Eschwege und der TV Hersfeld absteigen. Beiden Teams nützten Siege am letzten Spieltage nichts mehr: Eschwege bezwang die HSG Wesertal mit 25:22, der TVH entschied das Derby beim Hünfelder SV mit 33:29 für sich - sieht jetzt einem Neuaufbau mit dem "verlorenen Sohn" und Rückkehrer Fynn Reinhardt entgegen.
Er sei "ziemlich ruhig" gewesen, bekannte Nolte bezüglich seiner Gefühle am besonderen Abend. "Wir hatten uns das Bonusspiel in Wanfried erarbeitet. Und uns war klar, dass wir nichts geschenkt bekommen würden. Wir sind fokussiert geblieben - auch wenn wir mal mit zwei oder Toren zurückgelegen haben." Am Ende kam der Coach zum Urteil, das Endergebnis sei mehr als gerecht gewesen.
Ein Kempa, kein Siebenmeter - aber der Klassenerhalt
Zumal Nolte an eine Situation kurz vor Spielende erinnert. 15 Sekunden waren es noch, die TGR hatte Ballbesitz. "Die Jungs wollten einen Kempa spielen", sagte der Trainer. Taten sie auch. Ein Rotenburger bekam einen Stoß seines Gegenspielers, eigentlich hätte es in dieser Situation Siebenmeter für die TGR geben müssen. Doch Noltes Team konnte diese Entscheidung guten Gewissens verpacken und wegstecken. Zumal es von der Tribüne aus signalisiert bekam, dass der Spielausgang und der eine Punkt für den Klassenerhalt reicht.
Was der für die TGR-Handballer bedeutet, versuchte der Coach in Worte zu fassen. "Für den Verein ist es das Beste, was passieren konnte. Das ist gar nicht hoch genug zu bewerten", resümierte der entspannt wirkende Trainer, "der Verein hat jetzt vier Monate Zeit, um eine gute Truppe zu stellen". Und gefühlt werde es in der nächsten Saison leichter, sich in der Landesliga zu behaupten.
"Habe meiner Frau Daniela an Silvester versprochen, dass ich aufhöre"
Auch - oder gerade weil - den Handballern der Fuldastadt ein Umbruch bevorsteht. Zu denen, die nicht mehr dabei sind, gehört auch Robert Nolte. Für den 59-jährigen Sportbesessenen war das Spiel in Wanfried das allerletzte seines Jobs als Handball-Coach. "Das habe meiner Frau Daniela an Silvester versprochen, dass ich ihr künftig mehr Zeit schenken werde", betont er in einer Mischung aus Nüchternheit und Romantik.Elf Jahre war Nolte als Trainer im Einsatz für die TG Rotenburg - und ein Bekenntnis wird nie in seinem Gedächtnis gelöscht: Einst schnupperte er Bundesliga-Luft für den TV Eitra. Im Milleniums-Jahr 2000 wurde er als Aktiver Hessenmeister mit der HSG Landwehrhagen - verbunden mit dem Aufstieg in die Regionalliga. Doch besonders für ihn gilt: niemals geht man so ganz. Als Stand-by-Spieler stand er in jüngerer Vergangenheit für die Ü50-Tennisspieler der Spielgemeinschaft TSV Kalkobes/Blau-Weiß Bad Hersfeld zur Verfügung - diese Verbindung könnte fortan konzentrierter werden.