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Noch nicht so lange her: Eintracht-Fans vor dem Finale der Europa League 2022 in Sevilla - Fotos: O|N-Archiv

OSTHESSEN Fan-Stimmen zum Glasner-Aus in Frankfurt

"Die Diva vom Main: Wir kennen das nicht anders. Es geht rauf und runter"

11.05.23 - Selten hat die Fußball-Fans eine Entscheidung so aufgewühlt, wie das Aus von Oliver Glasner. Fußball-Bundesligist Eintracht Frankfurt gab am Dienstagabend offiziell die Trennung von seinem Trainer bekannt. Ein bemerkenswertes Jahr liegt hinter der Eintracht, die in dieser kurzen Zeitspanne so viel erlebte, wie andere Vereine in mehreren Jahren: Europa League-Sieg, gutes Champions League-Gesicht, tolle Performance in der Bundesliga mit Platz vier in der Hinrunde - und jetzt die schmutzigen Umstände der Trainer-Trennung. OSTHESSEN|NEWS hat sich bei den Fans der Region umgehört.

"Dass es so kommt, damit hat schon jeder gerechnet", sagt Patrick Röder, 1. Vorsitzender des Fanclubs EFC Eitratal Adler. Sein Verein erfreut sich wachsender Beliebtheit, bis auf 427 Mitglieder ist er mittlerweile angewachsen. "Natürlich wird das auch bei uns im Fanclub diskutiert - und bisher ist niemand dabei, der das gut findet."

"In den letzten Jahren ging es doch nur noch bergauf"

SGE-Fans am Strand in Spanien

Röder betrachtet die Personalie und deren Umgang auch unter dem Aspekt, "dass es in den letzten Jahren mit der Eintracht nur noch bergauf ging" - seitdem die SGE vor einigen Jahren in Nürnberg den Bundesliga-Klassenerhalt in der Relegation schaffte. Fredi Bobic habe "das Ding dann mit Trainer Kovac hochgefahren, 2017 waren wir in Berlin und sind Zweiter geworden, haben ein Jahr später in 2018 den Pokalsieg gegen die Bayern geschafft, sind auf diesem Weg bis ins Halbfinale der Europa League gegen Chelsea gekommen, dann wieder Euro League und da sogar den Pokal geholt - und jetzt schon wieder im Pokal-Endspiel in Berlin ..."

Röder zapft sein Herz weiterhin an. "Die Scheiße ist: Es läuft, und der Spieler geht, und der, auch die Trainer." Kovac habe als Held abgedankt, Hütter sei bis ins Halbfinale der Euro League gekommen - und jetzt Glasner. Röder ist sich darüber bewusst, dass der Eintracht ein Umbruch bevorsteht im Sommer. Kamada geht, N' Dicka geht, Borré, Sow und Lindström hätten die Erlaubnis zum Wechsel bekommen - und über Ausnahmestürmer Kolo Muani sagt er: "Wenn ein Verein 100 Millionen hinlegt, muss ihn die Eintracht verkaufen." Abschließend flüchtet er sich beinahe in ein bisschen Sarkasmus und bemüht das jahrzehntelange Etikett "Diva vom Main": "Wir kennen das nicht anders. Es geht immer wieder hoch und runter."

Krösche im Fokus - Probleme mit Kader-Zusammenstellung

SGE-Fans vor dem Spiel bei West Ham in London, links Marcel Mähler

Natürlich habe man es Oliver Glasner angemerkt in den letzten Wochen, "jeder ist nur ein Mensch", bemerkt Marcel Mähler, Mitglied des Fanclubs EFC Mückenstürmer in Bad Hersfeld und Abteilungsleiter des SV Kathus. Die Aussagen des Vereins, mit dem Trainer weitermachen zu wollen oder nicht, seien legitim - nur: "Wenn man in Glasners Aussagen hineingehört hat, habe ich das Gefühl, dass er wiederholt die Kader-Zusammenstellung kritisiert hat. Und das kreide ich Krösche an." 

Für Martin Hinteregger, der schon im letzten Sommer ausschied, habe man keinen Ersatz gefunden - auch in der Winterpause nicht. Die personelle Knappheit im Abwehrbereich sei nicht zuletzt an Glasners Worten in der Pressekonferenz des Hoffenheim-Spiels vom Samstag zu erkennen. Dass Hasebe als 39-Jähriger drei Spiele in einer Woche machen müsse - auch das sei Kritik an der Kader-Zusammenstellung. Berechtigte Kritik. "Für mich hat das etwas von Bayern München. Die Probleme der Eintracht liegen nicht zwischen Trainer und Mannschaft, sondern zwischen Vorstand und Trainer." 

Kein Wunder, dass auch Mähler diese Ausfahrt nimmt: "Die Diva ist zurück. Die Eintracht war in den letzten Jahren ein seriös und ruhig geführter Verein. Dahinter setze ich jetzt ein Fragezeichen." Man fühle sich an die 1990er-Jahre erinnert, "wenn ich in unserem Fanclub die Meinungen höre, sehen die Mitglieder eher Krösche in der Kritik. Nicht Glasner." Für das Pokal-Finale gegen Leipzig - Glasner ist an diesem Tag noch Trainer - sieht Mähler "keinen negativen Einfluss."

Viele Eintracht-Fans verstehen die Entscheidung nicht Symbolbild: Jonas Wenzel - yowegraphy

Nophut: "Glasner kann sich unsterblich machen. Mit zwei Titeln in einem Jahr"

"Glasner hat schon sehr dünnhäutig gewirkt und ein klares Bekenntnis zu seiner Zukunft vermeiden lassen", findet Tobias Nophut, Eintracht-Fan und Abteilungsleiter des SV Wölf. Im Juli vergangenen Jahres war dort Eintracht Frankfurts Traditionsmannschaft zu Gast. Glasner habe selbst die Spekulationen angeheizt, "die Misserfolge in der Bundesliga kamen noch on top", fügt Nophut hinzu.

Dabei wirft er ein: "Glasner kann sich mit einem Pokalsieg unsterblich machen. Mit zwei Titeln in einem Jahr. Dann wird es hinten heraus wieder gut." Auch Markus Krösche habe Fehler gemacht. "Er hätte den Kader breiter aufstellen müssen. Er steht jetzt auch im Fokus."

Dechant: Ich fand das Interview nicht so schlimm. Es wurde ein bisschen aufgebauscht

SGE-Fans vor der Sagrada Familia in Barcelona. Bald geht's los im Camp Nou ...

"Ich finde es schade", sagt Marc Dechant, Mitglied des Fanclubs Domadler Fulda West. "Die Sache wurde ein bisschen aufgebauscht. Ich fand das Interview bei der Pressekonferenz am letzten Samstag nicht so schlimm. Ich fand die Emotionen okay. Oliver Glasner hat nicht gebrüllt", bemerkt der eingefleischte Eintracht-Fan, der wie so viele andere auf so manchen Reisen quer durch Europa unterwegs war in der Vergangenheit.

Er stecke den Kopf jetzt nicht in den Sand, beteuert Dechant. "Auf der anderen Seite ist eine Erneuerung auch nicht schlecht. Das ist auch eine Chance", wendet er sich Positivem zu. "Wir müssen uns jetzt auf den Sieg in Berlin konzentrieren." Der Fuldaer blickt "guten Mutes" voraus auf das DFB-Pokalendspiel gegen Leipzig Anfang Juni. "Die Chancen stehen 50:50. Viele Berliner werden der Eintracht die Daumen drücken", ist der Fuldaer überzeugt. Und einen wesentlichen Aspekt lässt er nicht unerwähnt. "Ich würde mich für Glasner freuen. Er könnte auf dem Höhepunkt Schluss machen." (wk)


Einige Bemerkungen am Rande: 
Schade auch, dass das Frankfurter Führungs- und Vorstandsteam seinem Trainer nicht zeitig den Rücken gestärkt hat. Schade, dass sich Vorstandschef Hellmann erst jetzt meldete nach dem Spiel in Hoffenheim und seinen Trainer maßregelte, dessen Aussagen nicht in die Öffentlichkeit gehörten. Doch was machte Hellmann? Er nagelte seinen Coach öffentlich ans Kreuz - ein No go. Dabei stellte der sich doch nur vor (oder hinter) seine Mannschaft - wie er es schon zuvor einige Male tat. Schade zudem, dass Markus Krösche zu Beginn des neuen Jahres forderte, Platz vier in der Bundesliga zu verteidigen. Ziel ja - aber nicht besonders geschickt. Na ja, der Fisch scheint vom Kopf her zu stinken ... +++


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