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Christopher Ernst ist Deutscher Meister der Floristen und verantwortet die Blumenschauen auf der Landesgartenschau - Fotos: Marius Auth

FULDA Orchideenschau in Blumenhalle

Kreativberuf Florist: "Unsere Fähigkeiten werden nicht anerkannt"

11.05.23 - Christopher Ernst ist Deutscher Meister der Floristen 2022. Der 37-Jährige ist mit seinem Team für die insgesamt zwölf Blumenschauen auf der diesjährigen Landesgartenschau verantwortlich und zeigt bis Oktober das ganze Spektrum floristischer Kreativität und Gestaltungsfreude in der Blumenhalle im "GenussGarten". Trotz dreijähriger Ausbildung müssten viele Floristen für Mindestlohn arbeiten, kritisiert Ernst - der Beruf habe einfach keine Lobby.

Vom 11. bis zum 21. Mai stehen die Orchideen im Rampenlicht. Rund 20 Sorten werden in der Blumenhalle gezeigt, außerdem Helikonien, Strelitzien, Zuckerbüsche und Bananenblüten. Aus Singapur, Indien und Indonesien kommen die Pflanzen, importiert werden sie über die Niederlande. "Die Bananenblüten habe ich schon vor sechs Wochen bestellt - dafür ruft der Händler beim Bauern in Indonesien an, der schneidet sie dann bei Bedarf. Eine Monster-Helikonie mit 1,30 Meter großen Blüten dagegen habe ich nicht bekommen - das Zeitfenster für die Blütezeit hat nicht genau gepasst", erklärt Ernst.

In der Blumenhalle können vom 11. bis zum 23. Mai heimische und exotische Orchideensorten ...

Rund 1.000 Orchideenpflanzen 20 verschiedener Sorten werden zu sehen sein ...

Der Meisterflorist hat im thüringischen Kindelbrück seinen Blumenladen, seit 16 Jahren ist er auf Bundes- und Landesgartenschauen unterwegs. Für die Gestaltung der Blumenhalle über einen Zeitraum von sechs Monaten wurde ihm freie Hand gegeben: "Natürlich müssen wir schauen, dass die Sommerblumen die Temperaturen hier drin aushalten, außerdem dass die Blütezeiten stimmen - und die Themenbereiche der Landesgartenschau sollen sich widerspiegeln. Aber die Blumenhalle soll vor allem zeigen, was die grüne Branche kann, deswegen findet sich hier viel Gärtnerware in floristischer Pflanzung - in Töpfen, mit Gestaltung."

In den letzten 20 Jahren habe sich auf Bundes- und Landesgartenschauen ein Wandel vollzogen: "Im Innenbereich ist heute das meiste floristisch gestaltet - früher gab es drinnen Balkonkästen und Blumenampeln. Das will heute keiner mehr sehen, das Publikum ist anspruchsvoller geworden. Und da kann der Florist auch punkten: Die Gestaltung ist wesentlich künstlerischer und grafischer geworden, wir arbeiten mit Beton und Gips, mit Folie und Heißluftfön - und man muss für manche Konstruktionen halber Tischler sein", erklärt Ernst am aufgeplatzten Kürbis, aus dem die Blumen sprießen.

Handwerksgeschick ohne Handwerksberuf

Das Problem: Trotz vielfältiger Kompetenzen müssten sich ausgelernte Floristen häufig mit dem Mindestlohn abfinden. Handwerkliches Geschick werde verlangt, für den Handwerksberuf reiche es aber nicht in der gesellschaftlichen Wahrnehmung: "Was ist der Unterschied zwischen einem Blumenstrauß und einem Stuhl? Allerhöchstens die Haltbarkeit, sonst aber braucht es für die Produktion von beidem jede Menge Fachwissen. Unser Beruf wird so schlecht bezahlt, weil die Wertschätzung fehlt. Zudem gibt es ein Ost-West-Gefälle: Im Westen liegt der Stundenlohn bei 14 bis 15 Euro, im Osten bei 12 bis 14 Euro."

"Floristik im Eventbereich ist in den letzten 20 Jahren künstlerischer und grafischer ...

Schulpraktika führten junge Menschen häufig an den Beruf heran, die Aussicht auf schlechte Bezahlung dagegen in andere Berufe. Wer durchhalte, könne sich dagegen kreativ verwirklichen: "Es ist ein echter Knochenjob: Ein großer Blumenkübel wiegt schon mal 70 Kilogramm. Die Gestaltungsmöglichkeiten mit Produkten aus der Natur sind aber enorm, gerade im Eventbereich wird die professionelle Floristik immer wichtiger." Entgegen der Klischees seien Männer aber gut vertreten, vor allem im Leistungsbereich: "Das ist wie bei den Spitzenköchen - die Deutschen Meister der Floristen waren in den letzten 16 Jahren alles Männer."

Ein älteres Ehepaar fragt, ob eine besonders exotisch anmutende Orchidee pflegeleicht ist, Ernst kann sein Fachwissen anbringen: "Orchideen gehören nicht ohne Grund zu den beliebtesten Zimmerpflanzen. Einmal die Woche Wasser, Halbschatten, das reicht. Die Blumenschauen sollen den Besuchern Gestaltungsideen mitgeben - da sind viele über die letzten Jahrzehnte experimentierfreudiger geworden. Heimisches reicht schon lange nicht mehr aus. Fulda ist eine sehr gut laufbare Landesgartenschau - und wir profitieren davon, dass der 'GenussGarten' Zentralpunkt ist: Viele Besucher kommen sogar zweimal am Tag bei uns in der Blumenhalle vorbei, um sich Inspirationen zu holen", so Ernst. (mau) +++


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