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Blumenpracht, Wissenswertes und sieben Kilometer zu Fuß
15.05.23 - Neugierig bin ich am Samstag zum ersten Mal zur Landesgartenschau - kurz LGS - nach Fulda gefahren. OSTHESSEN|NEWS hat schon so viel über die Schau berichtet, dass ich mir selbst ein Bild machen wollte. Das Angebot ist groß. So groß, dass man eigentlich mehr als einen Tag braucht, um sich alles in Ruhe anzuschauen. Und man sollte gut zu Fuß sein, wenn man das rund 42 Hektar große LGS-Gelände erkunden möchte.
Was mir zuallererst sehr positiv aufgefallen ist: Das Personal - egal ob ehrenamtlich oder angestellt - an den Eingängen fiel durch bemerkenswerte Freundlichkeit auf. Nachdem meine Eintrittskarte gescannt war und ich den Tagesstempel erhalten hatte, war der Zugang zu den vier voneinander getrennten Arealen problemlos möglich.
Tulpen, Tulpen und nochmals Tulpen
Los ging es am Haupteingang in der Olympiastraße. Ich erfreute mich an der Pracht der bunten Tulpen, die mich sogleich begrüßten. Trotz Geländeplans und LGS-App bin ich erst einmal in die falsche Richtung gelaufen - aber auf dem gesamten Gelände sind viele Wegweiser aufgestellt, die eine gute Orientierung ermöglichen.Ich flanierte an Kunst und Kitsch auf dem Gärtnermarkt in den weißen Pavillons vorbei. Bei manchen der dort angebotenen Dekoartikel überlegte ich tatsächlich, ob das nicht etwas für meinen Garten wäre. Linker Hand lag der Aueweiher, der im "WasserGarten" die zentrale Rolle spielt. An vielen Stellen laden Liegestühle oder Sitzsäcke ein, kleine Pausen zu machen. Besonders schön ist es beim Seeblick, der gleich neben dem Himmelszelt der evangelischen Kirche liegt. Das Zelt kannte ich schon - war es doch beim Hessentag 2019 in Bad Hersfeld schon als Freiluft-Kirche aufgebaut.
Dem Frühling angemessen strahlten auf meinem gesamten See-Rundgang die Tulpen, meistens in Rosa. Eine Bilderausstellung mit Naturmotiven beeindruckte mich. Auch Infotafeln zum Biber oder die sphärischen Klänge in der Nähe des Bleichhäuschens sind schön. Mit mir waren zahlreiche andere Besucher unterwegs, hielten inne, lasen da und dort auf den Tafeln oder probierten die eigentlich nicht sehr bequem aussehenden, hängenden Sitzgelegenheiten am See aus.
Ich war etwas verwundert, dass ich das LGS-Gelände verlassen musste, um zum nächsten Bereich, dem "GenussGarten" zu gelangen. Aber innerhalb einer Stadt war es sicherlich keine leichte Aufgabe, ein komplett neues Areal zu integrieren. Im "GenussGarten" angekommen, hörte ich die Klänge des gerade zeitgleich stattfindenden Landesmusikfestes auf der LGS-Bühne. "Anita", "Abba"-Hits und viele bekannte Songs mehr boten die Kapellen am Samstag ihrem Publikum. Wie in einem Blumengeschäft fühlte ich mich in der Blumenschau, in der viele künstlerische Arrangements das Auge anzogen. Hier war auch einer der Foto-Points mit blumigen Engelsflügeln.
Banger Blick nach oben
Noch hatte ich keinen Hunger, warf aber dennoch einen Blick auf die Karte von "Nelles Catering" in der großen Halle. Leckere Angebote - hätte ich Hunger gehabt. Und die Preise sind für eine solche Schau auch durchaus angemessen. Weiter ging es zum "City Skyliner". Den allerdings betrachtete ich nur von unten ... leichte Höhenangst...Weiter von Tulpenbeeten flankiert wandelte ich die Steigung zum "KulturGarten" hinauf. Was mir positiv auffiel: Grundsätzlich gab es Möglichkeiten, große Teile der LGS auch mit einem Rollstuhl zu erreichen. Mehrere Menschen mit Elektro-Rollstühlen waren zeitgleich mit mir unterwegs. Wissensvermittlung am "Klimabaumpfad", individuelle Grabgestaltung, der Chinesische Garten, die "Spuren der Erinnerung" oder die zahlreichen Schaugärten waren schön anzusehen. Alles zu erwähnen, würde den Rahmen dieses Artikels sprengen. Auch hier spielte Musik und nach den Höhenmetern gönnte ich mir doch eine Bratwurst beim Gärtnertreff. Besonders schön an dieser Stelle der LGS: Der Blick auf Fulda. Dom, Stadtpfarr- und Liobakirche sind von hier aus bestens im Blick.
Nach einer kurzen Rast führte mein Weg an den Partnerstädtegärten und "Hessen-Forst" vorbei in Richtung "SonnenGarten". Das Überqueren der Sickelser Straße war allerdings eine kleine Herausforderung. Vielleicht wäre hier eine (kleinere) Brückenlösung, wie ein paar hundert Meter weiter unten bei der Brücke am Engelshaus, auch eine Idee gewesen.
Der "SonnenGarten" ist ein bisschen das Mekka für Familien. Während sich die Kleinen auf dem großen Spielplatz austoben können, vermitteln das Insektendorf, das sonnige Klassenzimmer und der Bauerngarten Wissen über Flora und Fauna. Ein leckeres "Antonius"-Eis später ging es für mich zum Landfrauengarten, in dem sich die regionale Landwirtschaft präsentiert. Ziegen, Ponys und Lamas aus dem Heimattiergarten, der als "WirGarten" in das LGS-Gelände integriert ist, grüßten auf dem Weg.
Zurück zum "KulturGarten"
Zurück ging es über die Brücke am Engelshaus, die an der Murmelbahn - unterhaltsame Spielmöglichkeit für kleine und große Kinder - wieder in den "KulturGarten" mündet. So langsam wollten meine Beine nicht mehr und der Himmel hatte sich auch zugezogen. Also zurück zum Aueweiher und zum Parkplatz. Und ich bin mir absolut sicher, dass ich bei meinen mehr als sieben Kilometern Fußmarsch nicht alles gesehen habe, was die LGS bietet.Das Fazit meines ersten LGS-Besuches würde ich so formulieren wollen: Viele Menschen haben in den vergangenen Jahren viel geplant und praktisch umgesetzt. Da die LGS bis zum 8. Oktober andauert, wird die Schau im Sommer und im Herbst sicherlich jeweils an ganz anderes, den Jahreszeiten angepasstes Gesicht zeigen. Das Begleit-Programm, das sich über die gesamte Laufzeit hinzieht, bietet immer wieder neue Höhepunkte. Die Landesgartenschau in Fulda ist auf jeden Fall (mindestens) einen Besuch wert. (Christopher Göbel) +++