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Die Aula bei Niederaula war in diesem Jahr bereits mehrmals randvoll - Archivbilder: O|N/Hans-Hubertus Braune

REGION Regen ein Segen

Keine Winterdürre in Hessen - Grundwasser leicht erholt

17.05.23 - Auch, wenn die verregneten Wochen im Winter und vor allem im Frühjahr so manchem aufs Gemüt geschlagen haben: Für Gewässer und Natur in Hessen war der viele Regen ein Segen. Bäche, Flüsse und Seen sind zumeist randvoll, und die Grundwasserstände vielerorts auf einem etwas höheren Niveau als vor einem Jahr.

Die Ausgangssituation für das bevorstehende hydrologische Sommerhalbjahr ist also günstiger als im letzten Jahr. Nichts desto trotz wirken die Trockenjahre 2018, 2019 und 2020 noch immer nach, in vielen Regionen Hessens gibt es nach wie vor ein Grundwasser-Defizit. Dies zeigt die diesjährige Bilanz des Hessischen Landesamtes für Naturschutz, Umwelt und Geologie (HLNUG) zum Ende des hydrologischen Winterhalbjahrs.

Hochwasser im Fuldatal bei Niederaula

"Wir können in Hessen von Glück reden, dass wir – anders als Südeuropa – ein regenreiches Winterhalbjahr und Frühjahr erlebt haben", so HLNUG-Präsident Prof. Dr. Thomas Schmid. "Das ist eine gute Ausgangslage für unsere Natur vor dem Sommer, der uns bevorsteht. Aber der viele Regen war noch nicht genug, wir nähern uns erst dem Normalzustand im Grundwasser. Und: Der Winter war wieder zu warm. Der Klimawandel ist nicht nur im Süden in vollem Gange, sondern auch hier, vor unserer eigenen Haustür."

"Um die Wasserversorgung für Pflanzen, Tiere und uns Menschen langfristig sicher zu stellen, müssen wir mit Wasser weiterhin sorgsam umgehen. Mit dem Zukunftsplan Wasser verfügt Hessen hierzu über ein umfangreiches Konzept. Wasser zurückhalten, die Grundwasserneubildung fördern aber auch der Ausbau der Brauchwassernutzung und die Umsetzung von Sparmaßnahmen sind hierbei wichtige Bausteine. Gemeinsam mit den Kommunen setzen wir die notwendigen Maßnahmen um, damit Hessen auch zukünftig immer über genügend sauberes Wasser verfügt", sagte Umweltministerin Priska Hinz.

Die Daten im Einzelnen:

Temperatur und Niederschlag

Das hydrologische Winterhalbjahr (November 2022 bis April 2023) war wieder einmal zu warm, abgesehen vom kühlen April und einem ausgeglichenen Dezember. Die mittlere Temperatur betrug 4,8 ˚C. Verglichen mit der international verwendeten Referenzperiode 1961-1990 war es 2,1 Grad zu warm.

Im hydrologischen Winterhalbjahr 2022/23 fielen hessenweit insgesamt 423 Millimeter (mm) Niederschlag. Verglichen mit der regenreicheren Periode 1961 bis 1990, in der die mittlere Summe 384 mm betrug, fielen 39 mm (10%) mehr Regen. Die Niederschlagsverteilung war recht unterschiedlich, trocken waren die Monate November, Dezember und Februar. Zu nass war es im Januar, März und April. Vor allem der März 2023 war deutlich zu nass: Hier fiel ungefähr 50 Prozent mehr Regen als im langjährigen Mittel.

Detaillierte Informationen zur aktuellen Witterung in Hessen im Vergleich zum beobachteten Klima der Vergangenheit (Daten ab 1881) lassen sich als Zeitreihen und Karten über das Klimaportal Hessen abrufen.

Entwicklung des Grundwassers

Das hydrologische Winterhalbjahr ist für die Regeneration des Grundwassers besonders wichtig: In dieser Zeit ruht die Vegetation, und die Verdunstung fällt wegen der niedrigeren Temperaturen geringer aus als im Sommer. So kann ein großer Teil des Niederschlags versickern und zur Grundwasserneubildung beitragen.

Das Wasser ist ein Glück für die Wiesen im Fuldatal

Das überdurchschnittlich nasse hydrologische Winterhalbjahr hat im Grundwasser für eine deutliche Erholung gesorgt. Bereits seit September letzten Jahres hat sich die Grundwassersituation in Hessen über acht Monate in Folge hinweg kontinuierlich entspannt. Die Defizite des heißen und trockenen Sommers im letzten Jahr konnten durch die Niederschläge des hydrologischen Winterhalbjahres vielerorts ausgeglichen werden. Daher liegen die Grundwasserstände in Hessen am Ende des hydrologischen Winterhalbjahres vielerorts auf einem etwas höheren Niveau als vor einem Jahr. Damit ist die Ausgangssituation im Grundwasser für das bevorstehende hydrologische Sommerhalbjahr, welches in der Regel durch sinkende Grundwasserstände gekennzeichnet ist, günstiger als im letzten Jahr. Trotz der seit September letzten Jahres zu beobachtenden Entspannung besteht vielerorts noch immer ein Defizit im Grundwasser, welches auf das hohe Niederschlagsdefizit der trockenen Vorjahre (2018, 2019 und 2020) zurückzuführen ist. Um dieses auszugleichen, bedarf es weiterer ergiebiger Niederschläge über einen längeren Zeitraum.

Grundwasserneubildung und Klima

Der Edersee im vergangengen Sommer

Neben den zuletzt gehäuft aufgetretenen Trockenjahren 2018 -2020 ist bei der Grundwasserneubildung in Hessen bereits seit dem Jahr 2003 ein deutlicher Rückgang zu beobachten. In dieser Zeit traten allenfalls noch durchschnittliche, meist aber unterdurchschnittliche Neubildungsjahre auf. Neubildungsreiche Nassjahre, durch die Grundwasserspeicher wieder nachhaltig aufgefüllt werden, gab es zuletzt in den Jahren 2001 und 2002. Gegenüber der Referenzperiode von 1971 bis 2000 fiel die Grundwasserneubildung in Hessen in den letzten 20 Jahren durchschnittlich 27 Prozent niedriger aus. Es bleibt abzuwarten, ob sich der seit 2003 beobachtete Trend in der Zukunft fortsetzt.

Auswirkungen auf die Oberflächengewässer in Hessen

Flüsse und Bäche

Zunächst waren Wasserstände und Durchflüsse Ende 2022 unterdurchschnittlich. Die ergiebigen Regenfälle im Januar führten zu steigenden Wasserständen mit lokal leichtem Hochwasser und überdurchschnittlicher Wasserführung. Nach dem trockenen Februar, in dem sich die geringen Regenfälle in den Gewässern bemerkbar machten, führten die hohen Niederschläge im März und April zu hohen Wassermengen. Immer wieder kam es lokal zu leichtem Hochwasser, vor allem im Fuldaeinzugsgebiet und der Fulda, in der Lahn und ihren Nebenflüssen, in der Kinzig und vereinzelt in südhessischen Gewässern. So lagen beispielsweise im März die Durchflusswerte 34 % über den langjährigen Vergleichswerten des Zeitraum 1991-2020 und im April 115 % darüber.

Talsperren und Seen

Die Dürre zeigte sich auch am niederigen Wasserstand im Edersee

Der Inhalt der großen Talsperren wird nicht nur durch das Niederschlagsgeschehen, sondern auch von der Talsperrensteuerung beeinflusst. Die großen Talsperren, Eder- und Diemeltalsperre, wurden wie in jedem Winterhalbjahr eingestaut. Am Ende des hydrologischen Winterhalbjahres sind die beiden Talsperren zu 100 Prozent gefüllt, der Vollstau ist erreicht. Ende April kam es an der Edertalsperre zum Überlauf. Die übrigen Talsperren sind gefüllt auf konstantem Niveau.

Entwicklung der Bodenfeuchte

Modellierte Daten des DWD zur Bodenfeuchte für das Winterhalbjahr 2022/2023 zeigen zusammenfassend, dass die Böden in Hessen im vergangenen Winter sehr gut mit Wasser versorgt waren. Insbesondere die Oberböden und die sehr tiefen Bodenschichten waren im gesamten Zeitraum von November bis April ausreichend durchfeuchtet. Lediglich die mittleren Tiefenbereiche von 30 bis 60 cm Bodentiefe zeigten regional – vor allem in Nordhessen und in Teilen des hessischen Rieds – geringere Feuchten in den Monaten November und Dezember. Aufgrund der ergiebigen Niederschläge glich sich dieses Defizit aus und die Bodenfeuchte nahm auch hier deutlich zu. Diese Situation dauert an, so dass in den Böden in ganz Hessen aktuell genügend Wasser vorhanden ist und die Vegetation – anders als in vergangenen Jahren – aus dem "Vollen" schöpfen kann. (pm) +++


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