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Stadtpfarrer Stefan Buß predigte am Donnerstag im Apfelgarten des Bischofshauses - Fotos: Martin Engel

FULDA Predigt von Stadtpfarrer Stefan Buß

Christi Himmelfahrtsgottesdienst im Apfelgarten des Bischofshauses

19.05.23 - Zum heutigen Feiertag von Christi Himmelfahrt hat Stadtpfarrer Stefan Buß im Apfelgarten des Bischofshauses einen Gottesdienst gehalten. Wir veröffentlichen seinen Predigttext im folgenden im Wortlaut: 

"Liebe Schwestern und Brüder,

mit dem Abschnitt, den wir da gerade als Evangelium gehört haben, endet das Matthäus-Evangelium. Da ist sprichwörtlich "Matthäi am Letzten". Aber da ist wohl nicht nur der Text bei Matthäi am Letzten, sondern wohl auch die Jünger, denn Jesus verlässt sie. Er geht in den Himmel zurück. Weg.

Jetzt können sie nicht mehr einfach hinter Jesus herlaufen, sondern jetzt müssen sie selbst den Weg finden. Jetzt ist nicht mehr Jesus der, der vom Reich Gottes erzählt und die Wunder wirkt, sondern das müssen sie jetzt machen. Jetzt sind sie dran.

Und so beginnt genau dort, wo "Matthäi am Letzten" ist, etwas ganz Neues:

Da beginnt die Geschichte der Kirche. "Geht zu allen Völkern. Macht alle Menschen zu meinen Jüngern. Tauft sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes – und lehrt sie, alles zu befolgen, was ich euch geboten habe." So legt es der Herr den Jüngern ans Herz; das ist sein Auftrag für sie.

Ja, jetzt sind sie dran, die Jünger. Oder, um es pointierter zu sagen: Jetzt sind wir dran. Ja, liebe Schwestern und Brüder, jetzt sind wir dran, Sie und ich. Das ist jetzt unser "Job". Denn wir sind doch Kirche. An Christi Himmelfahrt erzähle ich immer gerne diese Geschichte, die erzählt, dass die Engel sich so gefreut haben, als Jesus nach seinem irdischen Leben wieder bei ihnen im Himmel ist und sie ihn wieder bei sich haben.

Nachdem sich die erste Aufregung gelegt hat, fragen die Engel dann Jesus, was er denn mit seinem Werk auf Erden, mit der Kirche, wie wir sagen würden, gemacht habe. Jesus habe gesagt: Die habe ich den Menschen anvertraut. Die Engel hätten vor Schrecken die Hände über dem Kopf zusammengeschlagen: Den Menschen? Ja hast du denn nichts Besseres gefunden als Menschen? Worauf Jesus gesagt habe: Nein, etwas Besseres als die Menschen gibt es nicht.

Ja, etwas Besseres als Menschen gibt es nicht für die Kirche.


Zumindest nichts Besseres als Menschen, die nicht nur den Auftrag Jesu gehört haben, sondern auch seine Zusage: Ich bin bei euch alle Tage, bis zum Ende der Welt. Ich bin bei Euch. Ihr seid jetzt nicht alleingelassen. Ihr seid jetzt nicht von Gott und allen guten Geistern verlassen, sondern ich bin da. Ich bin bei euch und mit euch – bis zum Ende der Zeit. Also immer. Menschen, die deshalb in gutem Kontakt stehen mit diesem Jesus - und die sich an seinem Tun das Maß nehmen für ihr eigenes Tun.

Menschen, die deshalb bei ihren Entscheidungen schon mal fragen: Was hätte Jesus denn jetzt an unserer Stelle getan? Wie hätte wohl Jesus die Probleme gelöst, die uns jetzt beschäftigen? Wie ist denn Jesus mit Menschen in seiner Nähe umgegangen, die nicht unbedingt zu den Heiligen gehören, sondern die gescheitert sind, deren Leben schiefläuft?

Und die dann entdecken, dass Jesus Sünder nicht einfach weggeschickt und aus der Gemeinschaft ausgeschlossen, also exkommuniziert hat, sondern sich mit ihnen an einen Tisch gesetzt und ihnen ihre Schuld vergeben hat. Es gibt nichts Besseres für die Kirche als Menschen, die sich am Neuen Testament orientieren und nicht an Gesetzesbüchern und Katalogen mit Vorschriften.

Menschen also, die nachlesen und meditieren, welche Worte die frühe Kirche Jesus in den Mund gelegt hat, um damit dieser Kirche den Weg zu zeigen. Und die dann diesen Jesus sagen hören: Barmherzigkeit will ich, nicht Opfer. Wer von euch ohne Schuld ist, der werfe den ersten Stein.

Es gibt nichts Besseres für unsere Kirche als Menschen, die Jesus von Vätern und Hirten erzählen hören, die die Verirrten und Verlorenen nicht abschreiben und auch keine besonderen Bußübungen und Leistungen der Umkehr von ihnen verlangen, sondern die sich auf den Weg machen und den Verlorenen so lange nachlaufen und suchen, bis sie sie finden. Und die sie dann, wenn sie sie gefunden haben, voll Freude auf den Schultern nach Hause tragen, – und dort ein Fest feiern.

Ja, es gibt nichts Besseres für die Kirche als Menschen, die wissen, dass die Kirche immer die Kirche dieses Jesu Christus bleiben muss, die Kirche eines liebenden Gottessohnes - und nicht zur Kirche von spitzfindigen Theologen und knallharten Gesetzeslehrern werden darf. Denn wo Jesus Christus draufsteht, da muss auch Jesus Christus drin sein: Und zwar Jesus mit seiner Liebe und seiner Barmherzigkeit – mit seiner Bereitschaft alles hinzugeben, sogar sein eigenes Leben, damit niemand verloren geht, der an ihn glaubt und auf ihn seine Hoffnung setzt. Eine Kirche, die sicher auch Gesetze und Gebote kennt, vor allem aber das Gebot der Liebe. Denn sonst wäre sie in der Tat ganz schnell bei Matthäi am Letzten. Zwar Kirche - aber nicht mehr die Kirche Jesu Christi.

Ich bin bei euch alle Tage bis ans Ende der Welt, so verspricht es der Herr.

Das ist seine Verheißung an uns, die uns Mut macht und ohne Angst leben lässt. Ich höre ihn aber mit dieser Zusage auch bitten: Aber lasst mich auch alle Tage bei euch sein – und löscht den Geist nicht aus, den ich euch geschenkt habe – an diesem wunderbaren Pfingstfest, das die ganze Welt verändert hat – und dessen Gedächtnis wir bald feiern werden.
  

Liebe Schwestern und Brüder, jetzt sind wir gefragt.  Jetzt ist unsere Zeit: Die Zeit, in der wir Menschen den Himmel offen halten müssen, und zwar mit so viel Liebe, dass niemand aus Angst vor uns weglaufen muss, weil wir so tun, als wären wir besser als der Rest der Welt. Dass niemand den Mut verliert, nur weil wir unsere Messlatten so hoch legen, dass kaum einer noch drankommt – und keiner verloren geht, weil wir ihn ausschließen, weil er uns nicht gut genug ist. Denn Kirche ist so, wie wir sind!

Ein alter Gebetstext hat das sehr schön formuliert:

Christus hat jetzt keine anderen Hände als unsere, um anderen zu helfen.
Christus hat keine anderen Füße als unsere, um zu den Menschen zu gehen.
Christus hat keine anderen Augen als unsere, um andere anzuschauen.
Christus hat keinen anderen Mund als unseren, um seine Botschaft weiterzusagen.
Christus hat kein anderes Herz als das unsere, um die Menschen zu lieben.

Machen wir deshalb unsere Arbeit gut – als SEINE Kirche. Als Kirche unseres Herrn Jesus Christus, in der er mitten unter uns Menschen sein will alle Tage – bis an Ende der Zeit. Amen." (pm)++


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