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Das Frauenteam des VfL Eiterfeld II - Fotos: privat

EITERFELD Titelgewinn mit Eiterfelds zweitem Frauenteam

Sophia Göhrig: Die Mannschaft hat ihre DNS gefunden. Kennen nur einen Weg

05.06.23 - Eine Zeitlang war es still geworden um Sophia Göhrig. Jedenfalls was ihr Engagement im Fußball angeht. Bis die heute 36-Jährige - die vor Jahren Kapitän des einstigen Hessenligateams des FSV Schwarzbach war und dort nach zwei Schulter-Operationen aufhören musste - im Herbst vergangenen Jahres wieder die Bühne betrat. Sie übernahm den VfL Eiterfeld II, gewann mit ihm als Trainerin den Titel der Kreisoberliga Süd. Dumm nur, dass Eiterfelds Frauen als 9er-Vertretung nicht aufsteigen dürfen. Sei's drum: Die Kickerinnen der Marktgemeinde blicken auf eine Doppel-Meisterschaft zurück - die Erste wurde vor Kurzem Titelträger der Gruppenliga und tritt künftig in der Verbandsliga an.

Spricht man heute mit Sophia Göhrig, hat man das Gefühl oder gewinnt gar den Eindruck, sie könne Vorträge in der freien Wirtschaft oder im Marketingbereich halten - so selbstverständlich und selbstbewusst drückte sie sich aus. Und tritt sie auf. Mit Nachdruck und Überzeugungskraft. Zur Fußballtrainerin taugt ihr Bild allemal. Zur modernen Fußballtrainerin.

"Der Zweiten hat so ein bisschen die Aufmerksamkeit gefehlt"

Zunächst zum Wiedereinstieg. An Sophias Seite fing ihre Ehefrau Carola - besser bekannt unter ihrem Mädchennamen Schlotzhauer - beim VfL wieder an zu kicken. Einst spielten sie gemeinsam beim SV Kathus, in dessen Blütezeit - später beim FSV Schwarzbach. "Die Zweite in Eiterfeld hatte keinen Trainer", erinnert sich Sophia. Doch wie so oft: der Anfang war alles andere als leicht. Es gab Baustellen an allen Ecken und Enden. Schlechte Trainingsbeteiligung. Sophia Göhrig nahm "einen nicht so verschworenen Haufen wahr." Und sie empfand: "Der Zweiten hat so ein bisschen die Aufmerksamkeit gefehlt." 

Zum ersten Auswärtsspiel unter Göhrigs Anleitung in Marjoss fuhr die VfL-Zweite mit gerade mal neun Spielerinnen. Und der weibliche Coach der Kickerinnen wusste, was zu tun war. "Ich hab' einen Spielerbogen ausfüllen lassen. Mir war klar, dass wir ein paar Zugänge benötigten und den Kader aufstocken müssen." Jetzt, arbeitsreichen Wochen und einem halben Jahr später, verfügt das Team über einen 19er-Kader; es kommt vor, dass sich pro Woche müssen drei Spielerinnen zurücknehmen und in Verzicht üben müssen, was die Praxis angeht. 

Großes Kino: Christina George und Anja Trieschmann kamen in der Winterpause

Sophia aktivierte ihre Kontakte in der Winterpause, zapfte ihre einschlägigen Erfahrungen und Beziehungen, die sie in ihrer Laufbahn gesammelt hatte, an. Sie akquirierte einige bekannte Kräfte des Frauenfußballs in Osthessen. Christina George etwa: die Tochter des hierzulande renommierten Trainers Willi - mit Christina kickte Sophia in Schwarzbach in der Hessenliga und fuhr mit ihr stets zum Training.  Oder Anja Trieschmann - unter ihrem Mädchennamen Waldmann aus Heringer, Kathuser und Gläserzeller Zeiten in der Hessenliga besser bekannt. Auch Carola Göhrig fällt in dieses Raster: Sie brachte sie es - in weniger Einsätzen als viele gegnerische Spielerinnen - auf 21 Tore. Und auch Isabell Becker, Sophias einstige Mitspielerin aus Schwarzbacher Zeiten, stieß in der Winterpause hinzu. Der Kreis hatte sich geschlossen.

In Eiterfelds zweitem Frauenteam befanden sich bereits Patricia Flügel als Libera, die frühere Soisdorferin Jasmin Klee - oder Anne Göttlicher. Auch den jüngeren Spielerinnen gehörte Sophia Göhrigs Aufmerksamkeit: So integrierte sie die 15-jährigen Talente Pauline Hahner und Sina Hartung. 

Das Ergebnis in Zahlen: am 13. Mai wurden die Fußballerinnen des VfL Eiterfeld II Meister der Kreisoberliga Süd. Vorzeitig. Mit einem 10:1-Sieg in Steinau. "Danach sah es zunächst gar nicht aus", erinnert sich Göhrig. Doch sie hatte ihren Spielerinnen mit auf den Weg gegeben: "Wir holen uns jetzt, was wir verdient haben." Beeindruckend - und da schimmert das Gesicht der Überzeugungstäterin und selbstbewusst auftretenden jungen Frau hervor. "Wir behalten den Fokus und lassen uns von nichts auf unserem Weg abbringen. Wir schalten uns an. In unserer Körpersprache und Kommunikation." 

Das Ergebnis des Weges und der Psyche: "Das Blatt hat sich total gewendet"

Da war es perfekt: Jubel nach dem Sieg in Steinau

Das Ergebnis des Weges und der Psyche: "Das Blatt hat sich total gewendet", sagt Sophia heute. Sie hebt den Zusammenhalt zwischen erster und zweiter Mannschaft hervor, "die Erste unterstützt uns immer". Äußerst zufrieden ist sie mit den Eiterfelder Rahmenbedingungen, bedankt sich beim Vorstand für die gute Zusammenarbeit und den Rückhalt - sie fühlt sich wohl in den "fast professionellen Strukturen". Als wolle Sophia noch ein Gefühl loswerden, schiebt sie nach: "Es gibt nichts Besseres, als dort zusammenzuwachsen." 

Mit feinen Begleiterscheinungen. "Ich habe einen Bomben-Kader und eine Super-Mannschaft. Wenn vier Leute verletzt sind, kein Problem." Und in Manuela Michel eine ebensolche verlässliche und gute Betreuerin. Auch die spielte einst in Schwarzbach, ihre Tochter Jacqueline kickt im Team ihrer Mutter. Markus Mans, Trainer der Ersten, war stets Ansprechpartner der ersten Reihe - und auch Christoph Daniel, präsenter Betreuer beider Vertretungen, bekommt ein Lob mit auf den Weg. "Er ist der Kleber", sagt Sophia Göhrig.

Eine Heilpraktikerin auf dem Weg zur Osteopathin

Die Physiotherapeutin betreibt in Hauneck-Rotensee eine Praxis als Heilpraktikerin. Ihr Einzugsgebiet ist groß, ihre Gäste kommen aus Fulda, Eisenach, Gießen oder Marburg. Und wer Sophia Göhrig kennt, der weiß: Es gibt keinen Stillstand. Weiterbildung ist angesagt. Derzeit durchläuft sie eine Ausbildung zur Osteopathin, eineinhalb von sechs Jahren hat sie hinter sich. Und - das ist irgendwie kein Zufall: OSTHESSEN|NEWS erwischt sie gerade im Zug, auf der Rückfahrt von Kiel, wo sie sechsmal im Jahr hin muss. 

Zudem ist sie im Begriff, um zum Fußball zurückzukommen, die C-Lizenz zu erwerben. "Die erste Hälfte ist gemacht", sagt sie - im September folgt der zweite Teil. Die Kinder von Sophia und Carola Göhrig mögen es ebenso sportlich: Die achtjährige Martha kickt in Unterhaun, der sechsjährige Oskar übt sich im Judo. Abschließend denkt Sophia an ihren Job in Eiterfeld. Und es klingt ein bisschen Sophia-like, als sie betont: "Die Mannschaft hat ihre DNS gefunden. Ihren Weg. Zusammen haben wir einen Weg." Auch für einen schmalen Ausblick ist noch Platz. "Wir wollen die Leistung bestätigen. Einfach bestätigen. Punkt." (wk) +++


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