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Eines langen Tages Reise nähert sich ihrem Ende: Der Cantus kommt – verspätet – in Fulda an. Vor der Weiterfahrt nach Hünfeld heißt es: Gleis- und damit Bahnsteigwechsel. - Foto: Bertram Lenz

REGION Ernstgemeinte Glosse

Von einem, der sich dazu entschloss, mal wieder Zug zu fahren

04.06.23 - Es gibt Themen, über die sich vortrefflich diskutieren lässt – weil jeder irgendetwas dazu beitragen kann. Die Berliner Politik ist so eine Sache, damit verknüpft sind die Energie und das Klima. Oder auch der FC Bayern und das (unwürdige) Hin und Her auf der Führungsebene. Und die Deutsche Bahn.

Das vorweggenommene Fazit: Wenn man nach langer Zeit wieder einmal per Zug unterwegs gewesen ist, dann kann man nachvollziehen, warum viele lieber mit dem Auto fahren.  

Hat man sich nämlich, so wie der Schreiber dieser Zeilen, dazu durchgerungen, doch die Bahn zu benutzen, dann braucht es vor allem starke Nerven. Bedeutet: Den persönlichen Zeitplan nur nicht zu eng takten, wichtige Termine  - wie in diesem Falle im Rhein-Main-Gebiet - "luftig" planen. Und sich nur nicht darauf verlassen, dass widrige Umstände immer nur anderen passieren.  

O|N-Redakteur Bertram Lenz über seinen Versuch, mal wieder mit dem Zug unterwegs ...Foto: O|N - Archiv / Laura Struppe

Das Stöbern nach den entsprechenden Zugverbindungen und das Buchen von zu Hause aus am PC geht ja noch relativ flott von der Hand, doch die innere Ruhe gerät spätestens auf dem Weg zum Bahnsteig ins Ungleichgewicht, wenn auf dem Smartphone eine Nachricht "Ihrer Bahn" zu lesen ist, wonach der ausgesuchte Zug wegen einer Weichenstörung etwa zehn Minuten zu spät in Fulda ankommen wird. Die Umstiegszeit im ersten Zielbahnhof Frankfurt/Main verringert sich dadurch von den avisierten neun Minuten (plus) auf eine Minute (minus).  Die Folge: Leichte Wut, gepaart mit Nervenflattern. 

Dass es im Endeffekt dann doch hingehauen hat – reines Glück, weil der zu erreichende Zug ebenfalls zu spät angekommen ist. Der Grund: Ein anderer Zug hatte Vorrang und durfte vorfahren.  

Das gleiche Spielchen, nur unter anderen Vorzeichen, dann auf der Rückfahrt nach Fulda: Diesmal sorgt die Reparatur an einer Oberleitung dafür, dass der ICE mit minimaler Verspätung in der Barockstadt einfährt – doch da ist der RE gen Hünfeld bereits weg. Bedeutet eine Stunde Aufenthalt und Warten auf dem um die Nachmittagszeit immer voller werdenden Bahnsteig. Kurz bevor der RE mit zehnminütiger Verspätung dann endlich kommt, ertönt die Durchsage: "Aus betrieblichen Gründen fährt der Zug heute nicht auf Gleis 8, sondern auf Gleis 7 ein!" 

Der ganze Fahrgast-Pulk also unter lautem Schimpfen und Fluchen vom Bahnsteig runter, durch die Unterführung und auf den anderen Bahnsteig drauf. Dass sich dann die Türen des RE in dessen hinterem Bereich nicht öffnen lassen – geschenkt!  

Immerhin gibt’s dann am Abend, nachdem man glücklich zu Hause angekommen ist, eine Nachricht "Ihrer Bahn" auf dem Smartphone mit Dankesworten für die Nutzung und dem Hinweis auf irgendwelche Bonuspunkte, die man sammeln kann. Ohne mich.

Wobei ich mir sehr wohl bewusst bin, dass die vielen DB'ler auch nur ihre Arbeit machen. Und dafür den Zorn und das Unverständnis der Reisenden ertragen müssen. Dass sich in absehbarer Zeit trotz wohlmeinender Worte und Versprechungen an den Zuständen etwas ändern wird - ich bin skeptisch.  (Bertram Lenz) +++


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