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Vernissage des Kunstvereins im traumhaft schönen Dahliengarten
07.06.23 - Gelungene Präsentation: Am Sonntagmittag öffnete sich die Tür der Galerie des Kunstvereins Fulda, die Tore des Dahliengartens und der Weg in einen dunklen, kellerartigen Raum, in dem der Lebenszyklus der Dahlien auf besondere Weise analysiert wird.
Anne Haertel-Geise eröffnete die Ausstellung im Dahliengarten bei strahlendem Sonnenschein und begrüßte die Gäste und alle anwesenden Sponsoren aufs herzlichste. Musikalisch wurde die Eröffnung einfühlsam begleitet von unserem Mitglied Kalle Ziegler.
"Was ist Lebensraum? Mit einem kurzen Überblick über die Möglichkeiten der Interpretation dieses Begriffes, vom biologischen Kreislauf des Lebensraumes bis hin zur Verschmutzung der Meere durch den Menschen, fasste Frau Haertel-Geise den Begriff in einem Satz zusammen: "Wo Leben ist, ist auch immer LEBENSRAUM, denn LEBEN braucht RAUM." Lebensraum als ein sich immer im Umbruch befindlicher Raum, ist immer in Bewegung und im Wandel. Wie vielfältig die Deutungen sein können, zeigt sich in der Ausstellung "Lebensräume 2", die sich dem Medium der Fotografie, der Plastik und der Installation zuwendet.
Verschiedene Themenschwerpunkte geben einen Einblick in die fotografische Vielfalt von Bearbeitungstechniken, wie beispielsweise realistische Landschaftsaufnahmen, die durch Überlagerungen und Schichtungen auf experimentelle Weise verändert wurden. Andere Künstler benutzen Farbfilter, die bestimmte Farben absorbieren und so neue Farbklänge und Farbkompositionen komponieren. Die Bearbeitung mit Doppelbelichtungen erzeugt eine doppelbödige Aussage und wiederum andere Werke bevorzugen einen außergewöhnlichen Blickwinkel oder zeigen faszinierende Verfremdungen.
Polaroid-Selbstportraits auf Stoff gedruckt, benäht, bestickt und bemalt, verfremden die Fotografie und stellen die ursprüngliche Aussage der Fotografie infrage. Bei anderen Fotos wiederum lohnt es sich genau hinzuschauen, um die wunderbaren Makroaufnahmen zu deuten. Eine andere Arbeit ist übersät von weiblichen Geschlechtsmerkmalen, welche den Ursprung des menschlichen Lebensraumes symbolisieren. Und wenn Sie sich die Pusteblumenwiesen genau ansehen, können Sie die winzigen Menschen entdecken, die sich dort niedergelassen haben. Und auch der Lebensraum "Wüste" ist nicht so leer, wie es auf den ersten Blick erscheinen mag.
Neben den Fotografien gibt es auch eine Vielzahl von Skulpturen zu bestaunen. So begrüßt sie gleich am Eingang eine Skulptur aus Lindenholz, die sie ganz offensichtlich gerne fotografieren möchte. Sie wurde mit einer Kettensäge bearbeitet. Zarte, filigrane Objekte aus Olivenholz und Kirschholz oder aus geflämmter Eiche, treten mit den Fotoarbeiten im Raum in einen Dialog. Zwei Liebespaare, gefertigt aus Ytongsteinen lassen sich trotz der rauen Oberfläche ihres Materials, nicht von ihrer innigen Umarmung abbringen und die Keramikgruppe namens "Frauenzimmer" hat sich lasziv auf einem Plüschsofa drapiert. Ein Lebensraum der ganz eigenen Art.
Auch die kleine Rückenansicht aus Speckstein und die "Familienaufstellung" beziehen sich auf den Begriff "Lebensräume" auf besondere Weise, denn auch Beziehungen sind ein wichtiger Bestandteil des Aspektes "LEBENSRAUM". Ein eleganter Schrottfisch mit Jugendstilmustern schwimmt durch den Raum und leistet der skurrilen Figur aus altem Besteck Gesellschaft. "Es kreucht und fleucht" unter diesem Titel haben sich 35 genähte Stick, Strick, Filz, Häkel und andere Nähnadeltiere einen Platz in der Galerie gesucht und ihren Lebensraum gefunden.
Der zweite Teil der Ausstellung befindet sich im Dahliengarten. Hier wird der Themenschwerpunkt Upcycling in den Mittelpunkt gerückt. Drei Wölfe aus Jutesäcken und Gips schleichen, sichtbar wenig angriffslustig, durch den Garten. Ganz besondere Objekte befinden sich auf der Terrasse. Das Thema: Upcycling. Es werden einige Objekte gezeigt, die alle aus recyceltem Material bestehen. Und auch der Plastikmüll, den wir tagtäglich produzieren, hat eine Verwendung gefunden. Mit dem Gemeinschaftsprojekt soll auf die Zerstörung der Korallenriffe in den Ozeanen hingewiesen werden. Fische, Quallen und anderes Meeresgetier ist aus Müll kreiert und ist in diesem Riff gestandet.
"Menschen in Bäumen" eine Installation von Hannah Wölfl und Hanswerner Kruse ist eine weitere fotografische Arbeit, die im Dahliengarten zu entdecken ist. In einem separaten Raum wird ein weiteres Highlight unserer Ausstellungsreihe gezeigt. Hier wird die interdisziplinäre Installation "Gaia Nostra - Licht, Körper, Erde" vorgestellt. Patrica Schellenberg und Rik Wagter beziehen sich in ihren Arbeiten auf den Lebenszyklus der Dahlien und lenken die Aufmerksamkeit von der überirdischen Schönheit der Dahlien hin auf das Unterirdische und die Prozesse im Verborgenen.
Nicht unerwähnt soll bleiben, das Gedicht "die Entwicklung der Menschheit" von Erich Kästner, vorgetragen von Hannah Wölfl und Hanswerner Kruse, was ein weiteres kleines Highlight war und die Besucher zum Schmunzeln brachte. Zusammen mit den einfühlsamen Klängen der Musik von Kalle Ziegler, kalten und warmen Getränken, kleinen Snacks und Sonnenschein war es ein gelungener Auftakt zur Ausstellung "Lebensraum II". (pm) +++