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Protesttag "Krankenhäuser in Not": "Das kann kein Klinikum auf Dauer durchhalten" - Symbolfoto: pixabay

FULDA Versorgungslandschaft bedroht

Protesttag "Krankenhäuser in Not": "Das kann keiner auf Dauer durchhalten"

20.06.23 - Nachdem letzte Woche die Apotheker gestreikt haben, um auf ihre Situation aufmerksam zu machen, findet am 20 Juni ein bundesweiter Protesttag statt, um auf die ernste wirtschaftliche Lage der deutschen Krankenhäuser hinzuweisen. Die warnen: Ohne finanzielle Stabilisierung durch den Staat werden viele Insolvenz anmelden müssen.

Die Deutsche Krankenhausgesellschaft hat den Protesttag ausgerufen. Denn: Der Krankenhaus Rating Report 2023 des Leibniz-Instituts für Wirtschaftsforschung, der vor wenigen Tagen veröffentlicht wurde, schlägt Alarm. Die wirtschaftliche Lage deutscher Krankenhäuser hat sich im Jahr 2021 verschlechtert. 11 Prozent lagen im "roten Bereich" mit erhöhter Insolvenzgefahr. Auch ihre Ertragslage hat sich negativ entwickelt, 32 Prozent der Kliniken schrieben auf Konzernebene einen Jahresverlust. Maßgeblich für die schlechtere wirtschaftliche Lage der Kliniken sei der Rückgang der Ausgleichszahlungen im Rahmen der COVID-19-Pandemie bei einem nach wie vor geringen Leistungsniveau der Krankenhäuser. Das deutsche Gesundheitswesen stehe weiterhin vor großen Herausforderungen, für die es aktuell nicht gerüstet sei.

Kliniken fürchten den kalten Strukturwandel: Finanziell schwächere Häuser könnten durch die Entwicklungen aus dem Markt gedrängt werden. Die strukturelle Unterfinanzierung bedroht die deutsche Versorgungslandschaft. Regionale Klinik-Manager schließen sich der Kritik an:

Einige Krankenhäuser bereits zahlungsunfähig

Klinikum Fulda

"In den vergangenen zwei Jahren sind die Personal- Material- und Energiekosten in den deutschen Krankenhäusern um rund 20 Prozent gestiegen, die Preise für eine Krankenhausbehandlung allerdings nur um knapp sieben Prozent. Das kann kein Klinikum auf Dauer durchhalten", so Priv.-Doz. Dr. Thomas Menzel, Sprecher des Vorstands des Klinikums Fulda. "Die Situation ist deutschlandweit mehr als angespannt, einige Krankenhäuser sind bereits zahlungsunfähig und mussten Insolvenz anmelden," so Menzel weiter.

Dr. Thomas Menzel, Sprecher des Vorstands der Klinikum Fulda gAG

Eine Umfrage des Klinikverbundes Hessen e.V. zeigt ein dramatisches Bild: Für das Jahr 2022 gaben bereits 72 Prozent der befragten Krankenhäuser einen Verlust an, für 2023 erwarten 85 Prozent und für 2024 sogar 86 Prozent der befragten Kliniken ein Defizit. Der in der letzten Woche veröffentlichte "Krankenhaus Rating Report", der die Situation in ganz Deutschland beleuchtet, kommt zu ähnlichen Ergebnissen: Elf Prozent der Krankenhäuser lagen schon im Jahr 2021 im roten Bereich. Im Jahr 2030 könnten es fast 50 Prozent der derzeit etwa 1.800 deutschen Krankenhäuser sein.

Standorte zu größeren Einheiten zusammenlegen

Herz-Jesu-Krankenhaus Fulda

Michael Sammet, Geschäftsführer des Herz-Jesu-Krankenhauses Fulda gGmbH und ...

"Die Kliniken in Deutschland leiden an einer erheblichen strukturellen Unterfinanzierung. Die Krankenhäuser benötigen dringendst einen Ausgleich zu den massiv gestiegenen Personal- und Sachkosten. Keine Branche, auch nicht die der Krankenhäuser, wird es lange aushalten, keine Möglichkeit zu haben, die durch die hohe Inflation und durch die Tarifabschlüsse massiv gestiegenen Kosten, auf die Preise umzulegen.

Schaut die Bundesregierung hier weiter tatenlos zu, so drohen in vielen Regionen Deutschlands massive Versorgungseinschränkungen aufgrund der desolaten und immer schlechter werdenden Finanzlage vieler Klinken", erklärt Michael Sammet, Geschäftsführer des Herz-Jesu-Krankenhauses Fulda gGmbH und St. Vinzenz-Krankenhauses Hanau gGmbH.

Der Krankenhaus Rating Report gibt einen Ausblick: Auch in ländlich geprägten Regionen, in denen die Flächendeckung eine große Rolle spielt, müssten Standorte zu größeren Einheiten zusammengelegt werden. Damit ließe sich eine höheres Krankenhauslevel und bei optimaler Standortwahl gleichzeitig die Flächendeckung erreichen. Eine erste grobe Abschätzung vornehmlich in ländlich geprägten Räumen zeige, dass fast 200 Standorte der Stufe 1 zusammengelegt werden könnten, sodass anschließend rund 80 neue Standorte der Stufen 1 bis 3 entstünden. (mau) +++


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