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Vernissage von Jens Rausch "MILES" - Fotos: Erich Gutberlet

FULDA Galerie am Simpliziusbrunnen

Welt von oben: Vernissage von Jens Rauschs Werkserie "MILES"

24.06.23 - Am Freitag fand die Einzelausstellung von Werken aus Jens Rauschs jüngster Werkserie "MILES" in der Galerie am Simpliziusbrunnen statt.

Die Galerie am Simpliziusbrunnen bietet entsprechenden Raum, um die noch nicht gezeigten Werke aus dieser abstrakt-realistischen Werke von einer 'Welt von oben' präsentieren zu können. Bei der neuen Werkserie, die Rausch seit 2020 begonnen hat, handelt es sich primär um Materialbilder: Sie tragen stets materiell jene Teile der Landschaft in sich, die sie zeigen. Rausch verwendet hierzu arme Materialien wie Erden, zermahlener Ziegelstein, Kalk, Asche und Ruß und bildet damit eine Beschreibung der Strukturen und Oberflächen unserer Welt aus, die an einen Blick aus dem Flugzeug oder an Satellitenbilder erinnert – realistisch, abstrakt, topografisch.

Erstaunlich dabei ist, dass Aufnahmen aus dem Orbit meist zwei Assoziationen wecken: zum einen die Schönheit, die vermeintliche Unversehrtheit und die unendliche Weite auf unserem blauen Planeten, zum anderen das Aufzeigen des menschlichen Einflusses und den damit einhergehenden katastrophalen Folgen für die Erde: verkalkte, ausgelaugte und erodierende Böden, Versalzungen, Hitzefelder, Verkarstungen, Erosionen, Rodungen und Verwüstungen. Diese zwei Blickwinkel, die gegensätzlicher nicht sein können, interessieren Jens Rausch. Mit diesen setzt er sich in seinen Werken malerisch, prozesshaft und eben materiell auseinander.

Er erschafft innerhalb dieses Sujets Werke voller Experimentierfreude direkt mit dem Material, schürft, schichtet (auf), erodiert, oxidiert, verströmt oder verwirbelt. Und wie er selbst sagt, "zur Entspannung" neben seinen anderen Werkserien. Beim Schaffensprozess orientiert sich Jens Rausch bei jedem Werk an einer ureigenen Bildidee. Diese kombiniert er mit den Werktiteln, welche am ehesten den jeweiligen Prozess beschreiben und für ihn wie eine Art Arbeitsanleitung seines handwerklichen Tuns zu verstehen sind: Senken, Erdgeschichte, Verwirbelungen, Strömungen.

Die Titel eint auch eine Mehrdeutigkeit, wie sich beispielsweise im Werk "Strom", einem Flusslauf in einer Art nächtlicher Aufsicht, zeigt. Durch das schimmernde Blattgold, das auch an eine Leiterplatte erinnern kann, entsteht eine Lichtsituation, die materiell wie metaphysisch für den Energiefluss unserer Zeit steht und gleichzeitig vom Künstler dem natürlichen Flussverlauf gegenübergestellt wird. Dabei bleibt es in Jens Rauschs neuen Bildwelten oft vage, ob es sich beispielsweise bei den Wolkenformationen um industrielle Emissionen, Brände oder natürliche Nebelschwaden handelt.

Abstraktion in Realität überführen

Ob die Strukturen eines künstlichen, menschengemachten Ursprungs sind oder eines natürlichen Ursprungs  entstammen. Als Maler überführt er die Abstraktion in die Realität. Der mitunter dunstig aufgetragene Wolkenschleier verweist darauf, dass hier die Abstraktion nicht bloß durch Zufall, aus Material und strukturellen Eigenschaften  generiert wurde, sondern dass es sich hier um eine konkrete Bildinformation handelt.

Dies bildet auch die Grundlage im malerischen Prozess von Jens Rausch: Er löst viele der Prozesse künstlich-künstlerisch aus, generiert immer wieder den Zufall, reagiert fortlaufend malerisch darauf, schärft dabei das Prozesshafte und formt einzelne Partien teils akribisch aus. Diese Prozesse haben ihren Ursprung in einer Art Urmasse, die der Künstler teils modellierend auf die Leinwand bringt, malt, verklebt, montiert und anschließend wortwörtlich modellierend durchkämmt, laugt, ätzt, abschichtet oder eben abwäscht - den natürlichen Auswaschungen und Erosionen gleich.

Dabei bricht er die Leinwand bzw. strukturierten Material-Massen immer wieder neu auf und erschafft damit Erosionen, "Erdrisse" und Abschürfungen, der wahrhaften Erdgeschichte gleich. Jens Rausch (re-)interpretiert bzw. transformiert somit materialbedingt seine Werke immer wieder neu und führt uns darin das künstliche und menschengemachte vor Augen. Er lässt so alles wortwörtlich begreifbar werden, denn diese Schürfungen, Grate und Höhungen lassen sich wunderbar strukturell und äußerst haptisch erfassen.

In seiner neuen Werkserie "_MILES" deutet Jens Rausch auf Szenerien unserer Welt hin. Was von weit weg und im Kleinen so friedlich und ästhetisch wirkt, zeigt in Wahrheit mitunter desaströse Umweltentwicklungen und Spuren des Menschen: Rodungen, Schürfungen, Zersiedelung, Verödung, den Entzug natürlicher Ressourcen. Aber auch Begrenzungen und Grenzziehungen, soziale wie politische, fließen in die Arbeiten ein. Jens Rausch erschafft mit seinen zunächst abstrakt wirkenden Landschaftsgebilden eine äußerst realistische Malerei, zu einer beständigen Veränderung, Fragilität und Brüchigkeit unserer Erd-Oberfläche: prozesshaft, experimentell und materiell.

Die Ausstellung kann zu den regulären Öffnungszeiten der Galerie sowie nach persönlicher Vereinbarung besucht werden. +++


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