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Gerhard Klink, Jazzfreund aus Fulda. - Fotos: Christopher Göbel / Privat

FULDA Jazzfreunde Fulda

Musik, die in der Region keine Lobby (mehr) hat?

13.07.23 - Im mit dunklem Holz getäfelten, etwas verblichenen Charme des "Backstage" am Rand der Fuldaer Innenstadt sitzt Gerhard Klink. Er ist Vorsitzender der "Jazzfreunde Fulda" und spricht darüber, dass es ihm zu schaffen macht, dass die Jazzmusik in Fulda keine Lobby hat, dass vom Verein initiierte Konzerte seit der Coronapandemie schlecht besucht werden und dass Jazzfans langsam aber sicher immer älter werden.

Gerhard Klink, der Vorsitzender der "Jazzfreunde Fulda" vor der Konzert-Location ...Fotos: Christopher Göbel / Privat

"Zu Beginn und bis vor Corona war das anders", erinnert Klink sich. In den 1950er Jahren gab es in Fulda den "Jungen Kunstkreis", dem auch der heute international renommierte Künstler Franz Erhard Walther und dessen Ehefrau Hanne angehörten. "Hanne kann man als Gründungsfigur der Jazzfreunde bezeichnen."

Jazzfans trafen sich in der Galerie "Juku" und frönten ihrer Musik. "In den 1970er Jahren begannen wir, uns regelmäßig in der Jugendherberge in Oberbernhards zu treffen und zu jazzen", erzählt Klink. Profi- und Amateurmusiker sowie Bands seien dort zusammengekommen, um zwei bis drei Tage ein Jazzfest zu feiern. "Ich war damals noch kein richtiger Jazzfan", gibt der musikalische Rentner zu. Doch das hat sich gewandelt - spätestens, als er mit Bardo Henning aus Neuenberg und anderen eine eigene Jazz-Combo gründete - mit Klink am Kontrabass.

Jam-Sessions im "Backstage" und Konzerte in der "Kunststation Kleinsassen"

"Das Ziel unseres Vereins ist es, mindestens einmal im Monat ein Konzert in Fulda und der Umgebung zu organisieren", sagt Klink. Jam-Sessions gehören beispielsweise auch dazu. Und auch die für dieses Jahr geplanten drei Konzerte im Sommer in der Kunststation Kleinsassen, die vom "Kultursommer Main-Kinzig-Fulda" mitfinanziert werden. 

Im Laufe der Jahre habe man namhafte Jazzmusiker nach Fulda holen können, aber es gab auch Auftritte von jungen Künstlern, die sich später einen Namen in der Szene gemacht hätten. Während im Sommer die Kunststation der Ort der Konzerte ist, so lädt der Verein im Winterhalbjahr ins "Backstage" ein. "Der Raum ist von der Musikschule ffortissimo angemietet. Dessen Leiter Ralf Thomas ist Mitglied und kümmert sich bei den Konzerten um die Technik", so Klink. Im "Backstage" gibt es keine durchgehende Bewirtung, nur während der Veranstaltungen darf ausgeschenkt werden. Dort steht auch ein Flügel, den der Verein vor Jahren geschenkt bekam. Für die Konzerte zahlt der Verein Miete an "ffortissimo".

Konzerte der "Jazzfreunde Fulda" fanden jedoch nicht immer dort statt. In früheren Jahren waren der Kulturkeller, das "Café Flamme", das "Café Ideal" oder das ehemalige "Café Hauptwache (heute "Havana Bar") Domizile des Vereins. Seit sieben Jahren finden die Konzerte wieder im "Backstage" statt, das früher das Speiselokal "Lindeneck" war. "Früher gab es im Nebenraum des Gebäudes sogar ein Tonstudio", sagt Klink. Hier wurde auch die "Backstage Bigband" gegründet, die mit Jazz, Swing und Latin in der Region auftritt.

"Ab 50 Jahren aufwärts"

Doch es gibt nicht nur von wenigen Menschen besuchte Jazzkonzerte im Backstage, sondern auch äußerst erfolgreiche: "Bei unserer jährlichen Jazz-Revue zu Jahresbeginn platzt das 'Backstage' aus allen Nähten", so Klink. Maximal 65 Menschen dürfen laut Brandschutzordnung hinein. Auch die Konzerte in der Kunststation Kleinsassen hätten ihre feste Klientel. "Aber die meisten Besucher sind ab 50 Jahren aufwärts", so Klink. Den Jazzmusikern, die der Verein in die Region bringt, ist das bekannt: "Sie sagen zu uns: 'Wir spielen auch vor elf Leuten'", so der Vorsitzende.

Das "George Wagner Quartetts" mit der Sängerin Raili Orrava auf der Bühne des "Backstage" ...

Leona Berlin mit ihrer Band.

Selbstkritisch merkt er an, dass der Verein junge Menschen bisher nicht gut erreiche. "Vielleicht müssten wir in Social Media aktiver werden." Es könne auch sein, dass Schüler und Studenten die Eintrittspreise für die Konzerte nicht aufbringen könnten. Bisher hat der Verein zumindest eine Website, auf der die nächsten Konzerte angekündigt werden.

Eigenständigkeit bewahren

Die "Jazzfreunde Fulda" möchten eigenständig bleiben, auch wenn es manchmal mühsam ist. Es gebe zwar Kooperationen beispielsweise mit dem KUZ Kreuz oder dem Kulturamt der Stadt Fulda, aber fest binden möchten sich Klink und die rund 60 Vereinsmitglieder nicht. "Wir möchten unsere Autonomie bewahren", sagt er.

Wenn Gerhard Klink über den Tellerrand schaut, dann fallen ihm beispielsweise das in den 1980er Jahren etablierte "Live Jazz"-Festival in Bad Hersfeld, das heute im "Swing & Wine-Festival" aufgegangen ist, ein. "So etwas könnten wir nicht stemmen". Aber er hat mit seiner Combo auch schon oft im "Buchcafé" in Bad Hersfeld auf der Bühne gestanden. "Wir haben immer guten Kontakt zu anderen Veranstaltern und Jazzmusikern der Region gehabt", so Klink.

Er möchte mit den "Jazzfreunden Fulda" bekannter werden. "Wir wollen das Nischen- beziehungsweise Schattendasein verlassen", sagt Klink. Vor allem nach der Coronapandemie, in der Konzertveranstaltungen nicht möglich waren, gebe es Grund zur Sorge. Und doch möchte Klink zunächst nicht aufgeben, sondern weiterhin Konzerte veranstalten und die Jazzmusik in der Region etablieren - und vielleicht den ein oder anderen Unterstützer für die Musik aus dem Süden der USA finden. (Christopher Göbel) +++


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