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Kontinuierlicher Anstieg der Population auch im Landkreis Hersfeld-Rotenburg
07.07.23 - Die Geschichte der Waschbären in Nordhessen begann im Jahr 1934. Damals sollen auf Anordnung des Reichmarschalls Hermann Göring zwei Waschbären-Paare am Edersee ausgesetzt worden sein. In der britischen "Times" wurden die Tiere tatsächlich schon als "Nazi Racoons" bezeichnet. Die europäische Waschbär-Hauptstadt ist Kassel, doch auch im Landkreis Hersfeld-Rotenburg gibt es bereits eine beachtliche Population.
Im Landkreis Hersfeld-Rotenburg stieg die Zahl der Waschbären seit 2018 kontinuierlich an. Waren es im Jagdjahr 2018/2019 1.051 Tiere, wurden 2019/2020 1.302 Waschbären erlegt, 2020/2021 1.368, im Jahr darauf (2021/2022) bereits 1.646 und im laufenden Jagdjahr bisher 1.400 Tiere, so die Auskunft des Landkreises Hersfeld-Rotenburg.
Zahlen steigen kontinuierlich
"Auch wenn diese Zahlen jährlichen Schwankungen unterliegen, ist eine klare Zunahmetendenz erkennbar. Der Waschbär hat in Hessen keine natürlichen Feinde und kann sich infolgedessen weiter ausbreiten und vermehren – sehr zum Ärger von Hausbesitzern, deren Häuser, Garagen, Schuppen oder Scheunen von Waschbären besiedelt werden und in denen sie auch Kot und Urin hinterlassen", so Michael Gauler von der Unteren Jagdbehörde des Landkreises, auf Anfrage von O|N.
"Waschbären sind Allesfresser, die ganze Obstbäume im Garten abernten und auch Vogelnester oder Vogelhäuser plündern. Andererseits gibt es auch zahlreiche Menschen, die diese Wildtiere sehr niedlich finden und sogar im heimischen Garten anfüttern, was wir für sehr problematisch halten", sagt Gauler.
Was die Bejagung der Waschbären betrifft, gelten derzeit nach § 2 Abs. 1 Nr. 1 der Hessischen Jagdverordnung vom 24.10.2022 folgende Jagdzeiten für die Waschbären: Unselbstständige (juvenile) Jungtiere dürfen ganzjährig bejagt werden, erwachsene Waschbären vom 1. August bis zum 28. Februar. "Allerdings steht über alledem auch noch die Regelung des § 22 Abs. 4 des Bundesjagdgesetzes: 'In den Setz- und Brutzeiten dürfen bis zum Selbstständig werden der Jungtiere die für die Aufzucht notwendigen Elterntiere nicht bejagt werden'", erläutert Gauler.
Füttern verboten!
Waschbären haben sich an das Leben in von Menschen bewohnten Gegenden gewöhnt und ernähren sich inzwischen neben Kleintieren von Fallobst, Speiseresten in Komposthaufen, Mülltonnen und öffentlichen Abfallbehältern. "Eine wesentliche Ursache der zum Teil sehr großen Zahl von Waschbären in urbanen Räumen ist dieses hochwertige Nahrungsangebot, das ihnen dieses Umfeld bietet und das die Waschbären zu nutzen wissen", so die Stadt Kassel. Dort ist es verboten, Waschbären zu füttern. "Wenn Sie regelmäßig füttern, vermehren Sie den Bestand an Waschbären und damit auch die Probleme, die es mit ihnen gibt. Sie tun damit weder sich noch Ihren Nachbarn einen Gefallen, aber auch den Waschbären nicht."Maßnahmen gegen Waschbären
Waschbärensichere, also verschließbare Abfalltonne für Bio- und Restmüll, können helfen, die Tiere vom eigenen Grundstück fernzuhalten. Blechmanschetten an Regenrohren, mögliche Einstiege an Häusern zu verschließen, Metallgitter auf Schornsteinen oder gar Elektrozäune rund um das eigene Grundstück können Waschbären ebenfalls fernhalten. Auch Katzenklappen stellen eine potenzielle Möglichkeit dar, dass Waschbären ins Haus kommen. Ist der Waschbär einmal im Haus, sollten Experten gerufen werden. Diese können die Tiere dann mit Lebendfallen einfangen.
Was laut der Stadt Kassel nicht oder nur kurzfristig gegen Waschbären helfen kann, sind Lärm (Radio, Ultraschallgeräte), Beleuchtung (Bewegungsmelder, Zeitschaltuhren) oder auch mit stark riechenden Flüssigkeiten getränkte Lappen. "Das alles kann Ihnen viel Arbeit machen, der Erfolg wird sich – wenn überhaupt – nur kurzfristig einstellen und im Endeffekt werden Sie sich selbst mehr gestört fühlen als die Waschbären", so die Stadt. (cdg) +++