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
Der 85-jährige Hubert Rommel: Zurück an dem Platz, an dem er groß wurde
08.07.23 - Er hätte das nicht nötig gehabt. Doch wenn es einer verdient hatte, dann er. Und sein Heimatverein, die SG Viktoria Bronnzell, spürte das nicht nur. Man hatte das Gefühl, es war das Mindeste, das sie ihrem Jubilar schenken konnte. Die Rede ist von Hubert Rommel, der am Donnerstag seinen 85. Geburtstag feierte. Dort, wo er sehr viel Zeit seines Lebens verbracht hatte. Die Viktoria schraubte an seinem Lebenswerk. Und Rommel hatte einige Stunden frei an diesem Tag.
Frei vom Altenzentrum der AWO in Eichenzell. Das ist dieser Tage seine Heimat. Jetzt war er wieder am Sportplatz an der Ziegeler Straße. Geladen waren knapp 50 Gäste. Alte und treue Weggefährten samt Anhang. Personen, die ihn begleitet hatten auf seinem lebenslangen Weg. Als Nachwuchstrainer und -betreuer von Jugendmannschaften der Viktoria, als deren Obmann, als 1. Vorsitzender an der Spitze des Vereins. Keine Frage: Dort, wo die Viktoria jetzt steht, das ist auch Rommels Verdienst. Auch dem Kreis Fulda gab er wichtige Impulse im Nachwuchsbereich, auch im Bezirk - wie die Regionen früher hießen - war das so.
Die Atmosphäre im überschaubaren, aber stimmigen Wohlfühl-Kreis war bestens - und für die Unterhaltung sorgte einer: Hubert Rommel. Es war 15.43 Uhr, als Rommel etwas verspätet das Wort ergriff. "Hört mal alle zu, am schlimmsten waren immer die Schiedsrichter", raunte er augenzwinkernd. Gelächter allenthalben. Schon hatte er alle Anwesenden auf seiner Seite. Motorisch tut sich Rommel, kein Wunder bei seinem Alter, schwer - geistig und vom Kopf her ist er nach wie vor der Alte. Immer einen Spruch auf Lager. Oder auf der Zunge. Er weiß schon, wie er die Leute, die er erreichen will, ansprechen muss.
Rommel sitzt in der Sonne. Ein Platz, den er verdient hat
"Besonders begrüße ich den, der am meisten gearbeitet hat und mein früherer Nachbar war." Er meinte Willi Rützel, den Event-Manager der Viktoria, der vor Langem die geniale Idee hatte, aus eigenem Antrieb Tische im Längsformat auf die Beine zu stellen. Tische, an denen sich die Zuschauer bei Heimspielen mit Vorliebe positionieren. "Und dann der Sportdirektor? Wer mag das sein?", fragte Rommel in die Runde. Natürlich meinte er seinen ehemaligen Spieler Thies Weber.Der Jubilar genießt die Aufmerksamkeit. Er strahlt mit der Sonne um die Wette. Symbolisch gesehen, sitzt er in der Sonne. Es ist ein Platz, den er verdient hat. "Wen ich vergessen habe", platzt es plötzlich aus Rommel heraus, "den Werner Heil". Der antwortet schlagfertig: "Ich hätte es dir verziehen." Darauf Rommel: "Du hast mir den Platz weggenommen." Der Künzeller Heil wurde Rommels Nachfolger als 1. Vorsitzender der Viktoria.
Von einem Spitzbub, Kehls Glückwünschen und Rützels Anruf
Weiter sprudelte es aus dem Jubilar heraus. "Als 15-Jähriger habe ich angefangen, Fußball zu spielen. Da gab es nur eine A-Jugend. Es war keiner da, der linker Verteidiger spielen konnte. Da musste ich das machen." Rommel tat das, was er meist tat mit seinen Ansprechpartnern: Er traf die Menschen ins Herz. Und er nahm die ehemaligen Kreis- und Bezirksjugendwarte mit. Werner Scheffler, Helmut Müller, auch das Rhöner und Thaidener Urgestein Jupp Henkel - oder den Niederaulaer Georg Schwemmlein. Der saß ihm direkt gegenüber. Und Rommel witzelte: "Da sitzt der Spitzbub." Sekunden später korrigierte er sich selbst. "Ich nehme den Spitzbub zurück." Und wieder hatte er die Lacher auf seiner Seite."Und da haben wir einen Jungen aus der Rhön", fuhr der 85-Jährige fort. Aber er meinte nicht Jupp Henkel, der nur zwei Plätze weiter saß. Sondern Sebastian Kehl. Dessen Vater Dieter rief am Morgen an und gratulierte ihm. Natürlich auch in Sebastians Namen. Anrufen - das machte auch Heiko Rützel. Der Hosenfelder, der seit Jahren den größtmöglichen Erfolg für die Britannia aus Eichenzell anstrebt.
Bis Hubert Rommel mit den Worten schloss: "Ich möchte all die Jahre nicht vergessen, die ich hier in dem Verein hatte. Und ich kann nicht Hochdeutsch reden. Aber das Platt liegt mir am besten." Alle erkannten sich wieder. "Das war's von meiner Seite. Habt ihr Beschwerden?", fragte er. Bis das obligatorische Geburtstags-Ständchen folgte.
Die Viktoria hielt sich dezent zurück an diesem Nachmittag. Sie hatte schon im Vorfeld viel geleistet. Auch während des Zusammenseins selbst. Als Organisator, Gastgeber, in der Bewirtung. Einfach in der Präsenz. Bis Thies Weber das Wort ergriff und an Rommels Engagement als Fahrer erinnerte, das ihm und seinem ebenfalls anwesenden Bruder "Joe" zu Gute kam. Rommel später eher beiläufig: "Ich hätte nicht gedacht, dass das so ausartet." Auch OSTHESSEN|NEWS bedankt sich. (wk) +++