Ohne seine Kameraden wäre er jetzt tot: Fußballer Benjamin Schwarz gerettet

07.08.23 - "Ich war 17 Minuten weg, kein fühlbarer Puls. Ich dachte, so etwas würde mir nie passieren", sagt Benjamin Schwarz. Der 40-jährige Vater von drei Kindern ist beim Fußballspielen auf dem Sportplatz in Bad Salzschlirf (Landkreis Fulda) zusammengebrochen. Seine Kameraden begannen sofort mit der Reanimation. Erst ohne Erfolg, wie es scheint. Diagnose: Herzinfarkt.

Benjamin Schwarz ist beim Fußballspielen auf dem Sportplatz in Bad Salzschlirf (Landkreis ...Fotos: Finn Rasner / Mathias Schmidt / Jakob Röder

Einen Puls konnten seine Kameraden nicht fühlen.

Schnell wählte man den Notruf.

Wolfram Beres wurde als Notarzt zum Ort des Geschehens alarmiert und erinnert sich ...

Fußballspielen darf Schwarz jetzt nicht mehr. Doch als Trainer könnte er vielleicht ...

Nach nur acht Minuten ohne Sauerstoffe lohnt sich eine Reanimation eigentlich nicht ...

Nach etwa zehn Minuten dann Sirenen. "Wir sind zu einer bewusstlosen Person auf einem Sportplatz alarmiert worden. Das ist erstmal Routine. Beim Einbiegen auf den Sportplatz haben wir dann gesehen, dass die Ersthelfer am Reanimieren waren. Da war uns dann klar, wie ernst die Lage ist", erinnert sich Notarzt Wolfram Beres. Doch auch etwas anderes sticht ihm sofort ins Auge: "Wie hochprofessionell die Ersthelfer sich organisiert haben, das hat mich wirklich geflasht", sagt er.

Zu Schwarzes Glück schreiten seine Fußballkameraden sofort zur Hilfe

Zwei Fußballer wechselten sich mit der Herzdruckmassage ab, einer zählte laut den Takt. Wieder einer hatte den Notruf gewählt und andere das Tor für die Rettungskräfte geöffnet. "Wie mir das erzählt wurde, war das wirklich Teamwork", sagt Schwarz. Er selbst kann sich bis zum Erwachen im Krankenhaus an nichts erinnern. Und auch danach war sein Gedächtnis noch länger beeinträchtigt. "Man musste mir quasi täglich wieder erklären, was passiert ist."

O|N-Volontär Moritz Bindewald mit der Kamera.

Mittlerweile kann Benjamin Schwarz wieder lachen.

Wehmut erfüllt ihn, wenn er an seine Zeit als Fußballer zurückdenkt, doch allem ...

Unser OSTHESSEN|NEWS-Gespräch führen wir etwa zwölf Wochen nach dem (Un)Glück mit ihm. Heute geht es ihm schon viel besser. Er befindet sich jetzt in der Wiedereingliederung in seinen Job als Bewegungstherapeut. "Ich hatte ein Riesenglück. Wenn ich zurückblicke, wird mir echt mulmig. So vieles hätte anders laufen können." Anders heißt in seinem Fall tödlich. "Ich bin meinen Fußballkameraden und allen anderen, die mir geholfen haben, unglaublich dankbar".

Von 60.000 Herzinfarktopfern könnten 20.000 überleben, statt nur den aktuellen 6.500

In Deutschland treten übrigens im Jahr rund 60.000 Herzstillstände auf, etwa die Hälfte davon im Beisein anderer Menschen. Nur etwa elf Prozent überleben. Laut Notarzt Beres könnten diese Zahlen mehr als verdoppelt werden. "Es könnten also statt den bisherigen 6.500 etwa 20.000 Menschen überleben", sagt er. Andere Länder hätten dies ja schon vorgemacht. "Es braucht dafür ein Unterrichtsfach Gesundheit in den Schulen. Hier kann erste Hilfe viel besser vermittelt werden, als in einem einmaligen Erste-Hilfe-Kurs", so Beres.

O|N-Volontär Mathias Schmidt interviewte Notarzt Wolfram Beres.

Hätte der Herzinfarkt Schwarz auch nur ein paar Minuten früher ereilt, wäre er wohl ...

Besonders Opfern von Herzinfarkten würde das zugutekommen. Wenn das Herz stehen bleibt, fließt kein Blut mehr ins Gehirn. Die Folge: Nach etwa drei Minuten beginnt dieses äußerst empfindliche Organ abzusterben. Nach nur acht bis zehn Minuten sind die meisten Hirnzellen tot, doch erst dann treffen Rettungskräfte in der Regel ein. Eine Reanimation zu diesem Zeitpunkt zwecklos. "Deshalb braucht es Ersthelfer, die zur Tat schreiten. Werden sie nicht aktiv, ist der Patient so gut wie tot". (Moritz Bindewald) +++