Auf dem Domplatz braucht auch Johannes Oerding (eigentlich) nur "Plan A"

19.07.23 - Es hat sieben Jahre gedauert, bis er zurückkam. Angesichts des Erfolges, den er zwischenzeitlich hatte, waren es sieben fette Jahre. Diesmal stand die Bühne nicht wie damals im "Kreuz", sondern vor dem Dom. Johannes Oerding kehrte im Rahmen der "Plan A"-Tournee und der Domplatz-Open-Airs nach Fulda zurück – und wie! Ein solches Areal mit 4.500 Zuschauern an einem warmen Sommerabend und Sonnenuntergangsstimmung, dazu ein glänzend aufgelegter Oerding mit vier Top-Musikern: Fan-Herz, was willst du mehr?!

Fulda ist nach Friedberg und Bad Sooden-Allendorf im Rahmen der Tour die dritte hessische Station. Der Autor dieser Zeilen war bereits Konzertgast in Friedberg. Sehr angenehm im Vergleich ist festzuhalten, dass Oerding keine identischen Konzertkopien abspult, nicht die gleichen Gags präsentiert und auch eine veränderte Setlist erstellt hat. In Friedberg war es in der Summe wohl etwas temporeicher, vor dem Dom haben am Ende eher die bedächtigen, inhaltsgeladenen Balladen die Oberhand. Oerding beherrscht natürlich das ganze Spektrum meisterhaft – sein Live-Markenzeichen dürfte aber die intensive Interaktion und Tuchfühlung mit dem Publikum sein.

Nächstes Domplatzkonzert – nächster Volltreffer!

Oerding bringt mit "Kreise" gleich zu Beginn nach "Nicht genug" einen seiner größten Erfolge, dazu mit "KO" einen Oldie, den er nach "Sing mein Song" wieder (zu Recht) ausgegraben hat. Bei einem neuen Plan-A-Song eine echte Oerding-Situation: er verliert zwar den Textfaden und bricht das Lied ab, aber mit Hilfe aus dem Publikum findet er ihn wieder – weiter geht‘s. Sympathisch, nahbar, echt. Er groovt sich quer über den Domplatz bis ganz hoch hinauf auf die Sitzplatztribüne der Pauluspromenade – und das wiederholt sich zum Ende hin sogar nochmal auf der anderen Tribünenseite. Jeder hat das Gefühl, nah dran zu sein. (Aber ganz ehrlich: wenn du als Künstler die phantastische Silhouette des Doms mit der Bühne erleben willst, musst du eben mal runter von der Bühne und ins Publikum.) Oerding genießt sichtlich die einmalige Atmosphäre und betont dies auch mehrfach. Er sei bereits seit Montag in der Stadt, lässt er uns mit einem Augenzwinkern teilhaben: in der Kartbahn und in der Wiesenmühle war er mit der Band, aber auch im Beichtstuhl sei er mehrere Stunden gewesen…

Ein Versprechen, das hoffentlich keine sieben Jahre brauch

Deutlich mehr als zweieinhalb Stunden wird das Publikum mit charakterstarker, gut abgemischter Musik, einer perfekt passenden und gut dosierten Lightshow, aber auch reichlich persönlichen Geschichten und Gesprächen versorgt. Wer solche Lust hat, auf der Bühne live vor tausenden Fans zu stehen, braucht eigentlich nur einen "Plan A" – Der Sänger garniert die Setlist aber treffsicher auch mit den altbekannten Hits. "Alles brennt", "An guten Tagen" und "Kaleidoskop" haben den Fuß auf dem Gas, aber die Zielgerade und insbesondere die letzte Zugabe betont noch einmal die Stärke des Abends: Oerding performt allein mit Gitarre als wohl ungeplantes allerletztes Lied "Für immer ab jetzt". Wie passend heißt es dort quasi als Wegzehrung für jeden der glückseligen Konzertbesucher: "Und die Zeit steht still / Weil ich diesen Moment für immer behalten will / Ich halt ihn fest für immer ab jetzt!". Wie lange ist wohl klar: bis Johannes Oerding wieder nach Fulda kommt – versprochen hat er es, und es muss bitte nicht wieder sieben Jahre dauern! 

Zwei Bilderserien voller Eindrücke hat O|N-Fotografin Carina Jirsch für Sie, liebe Leserinnen und Leser, zusammengestellt. Viel Spaß damit! (goa) +++