Archiv
Alex Traber - Nummer 22 - dort, wo er sich am wohlsten fühlt - Archivfotos: Jonas Wenzel/yowegraphy

HOFBIEBER Alex Traber von den Fulda Saints (2)

"Da sitzt der Professor neben dem einfachen Jungen von der Straße"

22.07.23 - Alex Traber, der mit den Fulda Saints am heutigen Samstag (15 Uhr, Agricolastraße Johannesberg) auf die Wetzlar Wölfe trifft, geht als Symbolfigur des American Football durch. In der Entwicklung, die diese Sportart in Fulda genommen hat, im Verein selbst - und auch in seinem Zuhause im Rhönörtchen Mahlerts. Im zweiten Teil der Geschichte über den 48-Jährigen, der seine 28. Saison im American Football bestreitet, beleuchtet OSTHESSEN|NEWS die Anziehungskraft dieser Sportart, ihre gestiegene Wahrnehmung auch in unserer Region - und verrät einiges über den Typ Alex Traber.

Immer mittendrin: Alex Traber (Nummer 22) Archivfotos: Jonas Wenzel/yowegraphy

Wen zieht sie nicht in den Bann? Wer erliegt ihr nicht, der Anziehungskraft der US-amerikanischen Profi-Sportart American Football? Wer ist nicht fasziniert vom Mega-Event Super Bowl, bei dem Milliarden umgesetzt werden und das fast ebenso viele Zuschauer vor die Live-Übertragungen lockt? Doch auch in Deutschland erfreut sich American Football immer größer werdender Beliebtheit. Keine Frage: die Sportart durchlebt einen Boom. Und sie kommt immer mehr nach Hessen. Auch nach Osthessen. 

Alex Traber weiß, wovon er spricht. Ihm macht niemand etwas vor. Er saugt diese Sportart auf. Und geht als Protagonist durch. "American Football", sagt er, "hat sich sehr gewandelt. Ist sehr schnell geworden. Viele sind - in der 1. und 2. Bundesliga - regelrechte Muster-Athleten." Nicht nur, was die Physis angeht. "Viel strategischer" sei sie geworden im Laufe der Jahre. Bestes Beispiel: Tyrek Hill von den Miami Dolphins, früher bei den San Francisco 49ers aktiv. Gute Leichtathleten sind das heutzutage, gute Sprinter, "und was die bewegen", staunt selbst Traber. Und wenn der dies tut, darf man es glauben. Einer, der viel und hart an sich arbeitet. An seiner Fitness. Hanteln stemmt - bei ihm darf man sagen - wie ein Irrer.

Muss man alles können? Vieles, sagt Traber

Das hört sich beinahe so an, als ob man als American-Football-Spieler alles können muss sportlich. "Vieles", sagt Traber knapp. Und bringt es auf den Punkt. "Wir haben für alle Gewichtsklassen 'ne Position. Und haben auch richtig dicke Jungs dabei", ist er wieder einmal über einen bildhaften Vergleich nicht verlegen. "Sie machen den Weg frei und sorgen dafür, dass keiner durchkommt. Sie blocken dir ein Loch auf." Das sind die Guards. So viel zur Stellenbeschreibung in einem Spiel, in dem es um Raumgewinn geht.

Traber erklärt, als würde das Spiel gerade vor seinen Augen ablaufen. "Und jede Position hat einen anderen Namen. Der in der Mitte, der den Ball hat, das ist der Center. Rechts und links sind die Guards. Dann die Tackles, die leichteren und schnelleren Spieler. Dann kommt unser Captain. Das ist der Quarterback der Saints. Philipp Dendler. Und dann komme ich."  Was für ihn spricht: Immer wieder findet er den Dreh zu seiner Aufgabe im Team. "Ich bin derjenige, der dahinter steht. Die letzte Feuerwehr." Anders ausgedrückt, hatten wir das im ersten Beitrag schon. Und es kann ja nicht schaden. Überliefert ist zudem nicht, ob Traber irgendetwas mit Philosophie am Hut hat.

Der Rahmen stimmt. Die Zuschauer-Zahlen steigen. Der Unterhaltungswert steigt

American Football zu vermitteln und nahezubringen - das gelingt auch in Osthessen immer besser. Und wieder - wir wären enttäuscht, wenn das nicht so wäre - rückt Traber heraus mit der Sprache. "Da sitzen Professoren neben ganz einfachen Leuten von der Straße." Auch die Zuschauerzahlen würden stetig steigen. "Im Schnitt haben wir um die 300. Vielleicht 400." Vor Corona seien es gar mal 500 oder 600 gewesen. "Mittlerweile ist auch 'ne richtige Show dabei. Sind Cheerleader dabei." Der Rahmen stimmt. Der Rahmen schmückt. Der Unterhaltungswert steigt.

Traber macht es Spaß, über seinen Sport zu erzählen. Er sitzt drin. Er sitzt des aus. "Wenn die Familie nicht mitzieht, wird das nichts", wissen alle, bei wem sie sich zu bedanken haben. American Football ist sehr zeitaufwendig. Hören wir Traber zu. Für Augenblicke gehört ihm das Feld. "Da ist die Vorbereitung. Wir brauchen zwei oder drei Stunden, um das Feld abzustreuen. Da ist das Training von in der Regel zweieinhalb Stunden. Du musst ins Studio gehen und nebenher was für dich tun. Und dann haben wir unseren Huddle." Es ist die Plattform, auf der man Spielzüge hochlädt und Video-Analyse betreibt.

Traber und die Wette. Beim Aufstieg sprießt der Vollbart

Es wird, zur Person Traber zurückzukehren. "Ich hab' eine Wette mit einem Mitspieler laufen", bemerkt er; fast, als wäre es ihm peinlich. Quatsch, einem Alex Traber ist nichts peinlich. "Wenn wir aufsteigen, muss ich mir einen Vollbart wachsen lassen." Das war Anfang der Saison, etwa im Februar. "Ich hab' das in der Mannschaft eigentlich auch schon bereut", präzisiert Traber, "eine Woche pack' ich, dann kommt er runter". Für Traber gelten Gesetze, und er sagt: Wettschulden sind Ehrenschulden. Bis jetzt konnte ich mein Alter immer gut verstecken", legt er auch eine Prise Ironie nach. Apropos Aufstieg: Sollten die Saints am heutigen Samstag die Wetzlar Wölfe schlagen, hätten sie schon Mal die Play Offs zum Aufstieg in die Regionalliga erreicht.

Apropos Alter. Traber räumt doch ein wenig auf mit seinen Prinzipien. "Früher bin ich mit Waschbrett-Bauch rumgelaufen. Was ich auf dem Feld trug, das musste passen." Heute hat er seine Gewohnheiten ein Stückchen angepasst. "Ich bin noch gut beweglich. Eigentlich ziehen alle den Hut, weil ich relativ fit bin. Und nach wie vor nicht so anfällig vor Verletzungen."

In Fulda bekannt wie ein bunter Hund. "Lass es gern krachen".  

In Fulda ist Traber bestens bekannt. "Wie ein bunter Hund", sagt er. Er war in etlichen Studios, und dass ihn quasi jeder kennt, ist kein Wunder. "Ich bin nicht so introvertiert. Ich gehe auf die Leute zu." Auch das überrascht uns nicht, nachdem wir an der Persönlichkeit Traber geschnuppert haben. Doch man solle sich nicht täuschen. "Wenn wir als Mannschaft im Sport sind, fordere ich auch. Ich lasse es gern krachen. Das macht Spaß, wenn man so Eins-gegen-eins läuft." So kennen wir ihn.

Hand aufs Herz: Wer hätte gedacht, dass Alex Traber im Gospelchor Inspiration singt? "Meine Frau hat den mit gegründet und singt seitdem", ist er bemüht, eine Verbindung herzustellen. "Ich war bei Konzerten dabei und habe immer mitgesungen. Irgendwann hatte ich mir mal die Achillessehne gerissen und hatte dann mehr Zeit dafür. Ein Instrument wollte ich auch mal spielen." Seit fast zehn Jahren kommt er diesem Hobby nach. Es sei "nochmal ein schöner Ausgleich. Ich wollte mal was für den Kopf machen." Nicht eben vermutet. Aber angekommen. (wk)

Zur Person

ALEX TRABER ist gelernter Gas- und Wasserinstallateur - und mittlerweile Anlagenmechaniker und Schichtführer bei der Firma goodyear. Verheiratet ist er mit Manuela, ihre beiden Töchter heißen Amelie (7) und Katharina (3). Er hat zwei Geschwister: einen Bruder, eine Schwester, beide leben in Fulda. Alex Traber ist nicht nur im Gospelchor Inspiration aktiv, er gehört auch dem Schützenverein Nüsterrasen an. Der 48-Jährige spielt nicht nur seit 28 Jahren Amnerican Football und seit 2007 für die Fulda Saints - Sport ist auch im Privatleben seine Leidenschaft. Fitnesstraining, Radfahren, Schwimmen, Joggen, Quadfahren - all das und noch mehr zählt zu seinem Programm. Ohne Sport geht es nicht bei ihm. +++


Über Osthessen News

Kontakt
Impressum
Cookie-Einstellungen anpassen

Apps

Osthessen News IOS
Osthessen News Android
Osthessen Blitzer IOS
Osthessen Blitzer Android

Mediadaten

Werbung
IVW Daten


Service

Blitzer / Verkehrsmeldungen Stellenangebote
Gastro
Mittagstisch
Veranstaltungskalender
Wetter Vorhersage

Social Media

Facebook
Whatsapp
Instagram

Nachrichten aus

Fulda
Hersfeld Rotenburg
Main Kinzig
Vogelsberg
Rhön