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Maria Weber in ihrem Element - Fotos: privat

EICHENZELL In der Weltspitze des Wildwasserrennsports

Maria Weber und Christina Massini: Jetzt fehlt nur noch der WM-Titel

25.07.23 - Vorab möchte OSTHESSEN|NEWS gratulieren: Maria Weber feiert am heutigen Montag ihren 23. Geburtstag. Dabei hat sie doppelten Grund zum Glücklichsein: Anfang Juli heimste sie mit der Fuldaerin Christina Massini die Vize-Weltmeisterschaft im Wildwasserrennsport im tschechischen Roudnice nad Labem ein. Im Team-Sprint war das; mit dabei: Luisa Puttkammer aus Düsseldorf. Jetzt fehlt nur noch der WM-Titel: Den wollen Weber und Massini im nächsten Jahr im spanischen Leon in Angriff nehmen.

Hoch oben auf dem Podest

Mehr noch: Gemeinsam mit Alina Zimmer aus Celle holten Weber und Massini Bronze im Team-Wettbewerb über die klassische Distanz - sie sind also in beiden Kategorien des Wildwasserrennsports in der Weltspitze vertreten. Im Kanusport sind drei Kategorien zu unterscheiden: Kanu-Slalom, Kanu-Rennsport - und eben Wildwasserrennsport. In den Einzelrennen haben die Athleten die Chance, sich für die Mannschaftswettbewerbe zu qualifizieren. Massini wurde hier Fünfte, Weber Siebte.

Der Wildwasserrennsport - in unserer Region zählt dies nicht eben zu den favorisierten Sportarten. "Eigentlich ist er eher unbekannt", sagt Christina Massini, "viele wissen nicht, dass es so etwas gibt".  Der Titel, Vize-Weltmeister zu sein - es ist der bisher größte Erfolg des kongenialen Duos. Wie sie zueinander gefunden haben? Man läuft sich bei Wettkämpfen halt über den Weg, betonen beide. "Du bist wirklich wie in einer großen Familie unterwegs." Und da falle es leicht, Freundschaften zu knüpfen.

Der Name Massini bürgt für Qualität - in Fulda und international

Christina Massini in ihrem Element Fotos: privat

Und außerdem: Seit fast zwei Jahren ist und lebt die Rosenheimerin Maria Weber mit Christinas Bruder Christopher zusammen. Gemeinsam wohnen sie in Welkers, Maria zog im Oktober vergangenen Jahres dorthin. Und Christopher? Ebenfalls höchst erfolgreich in dieser Sportart: Er gehört zu den Top 6 in Deutschland. Und überhaupt: die Fuldaer Familie Massini, da war doch was? Sie steht für Kanu-Rennsport in Fulda, machte den beim KC Fulda hoffähig. Beide - Christina und Christopher - wurden von ihrem Vater Viktor instruiert.

2010 fand Christina den Weg zu ihrem Sport. Bestätigungen und Erfolge stellten sich bald ein, "und irgendwann ging's in Richtung Leistungssport. In Michael Zentgraf, Jasper Zentgraf oder Hannah Hoßfeld stellt der KC Fulda aktuelle Spitzenkräfte - doch mittlerweile geht Christina - wie auch Maria - für den Kajak-Club Rosenheim an den Start. Dort habe es ein besseres Angebot bezüglich der Unterstützung gegeben. Beide trainieren aber nach wie vor in Fulda. Christina, die gebürtige Fuldaerin - und Maria, "die Hergezogene". Und beide gestalten ihr Training selbst. Maria steht dabei in engem Kontakt mit ihrem Rosenheimer Trainer Konrad Höllerieth.

Christina Massini

Christina ist am Tag des Termins mit Osthessen|News per facetime zugeschaltet - und das klappt vorzüglich. Sie studiert in Kassel, für das Amt einer Grundschul-Lehrerin - in den Fächern Deutsch, Mathe und Sport. Dass sie sich derzeit im Prüfungsstress befindet, merkt man ihr nicht an. Zwei Prüfungen hat sie hinter sich in den letzten Tagen, eine Hausarbeit musste sie zudem abliefern. Auch in Kassel gibt es eine Fulda - und dort hat sie beim WVC eine Stelle gefunden, an der sie ihr Boot zum Training ablegen kann.

Erfolge pflastern den Weg beider - sind aber nicht das Wichtigste

Beide, Maria und Christina, können Erfolge nachweisen, die den Briefkopf schmücken. Maria war 2016 Deutsche Jugendmeisterin, im selben Jahr startete sie erstmals im österreichischen Murau international. Ein Jahr später gewann sie ihre erste Medaille: Bronze mit der Mannschaft, wieder in Murau. 2018 wurde sie - mit Christina - Vize-Europameisterin mit dem Team in Mazedonien. Als "Riesen-Erfolg" bezeichnet Maria, dass sie sich 2019 in ihrem ersten U23-Jahr als Beste dieser Altersklasse für die WM der Erwachsenen in South Carolina qualifizierte - Pech nur, dass der Wettbewerb, der im Frühjahr 2020 hätte stattfinden sollen, wegen Corona abgesagt wurde. Im vergangenen Jahr wurde sie im österreichischen Lofer Deutsche Meisterin. 

Und Christina? Die 20-Jährige gewann sieben Sprint-Titel als Deutsche Meisterin, wurde 2022 EM-Dritte im Einzel in Banja Luka und 2019 stand sie mit dem Team in Bosnien international im Fokus. Erfolge pflastern also den Weg der beiden jungen und sympathischen Frauen - sie sind in ihrem Leben beileibe aber nicht das Wichtigste. Dennoch: ihr Trainingsaufwand ist hoch. "Jeden Tag zwei Stunden", verrät Christina, zwölf bis 14 Stunden pro Woche. Das Training ist abwechslungsreich, bisweilen aber stressig. Kraft, Ausdauer, Laufen, Schwimmen - das alles und noch viel mehr gehört dazu. Ach so, auf Gleichgewichtsvermögen und Geschicklichkeit kommt es natürlich auch an. "Und du brauchst Geduld", ergänzt Maria, "du musst ganz schön arbeiten, um eine Sekunde oder auch etwas mehr herauszuholen". Mentale Stärke inbegriffen.

Finde es cool, weil es etwas Außergewöhliches ist - wie eine Sucht

Maria Weber bei der Arbeit. Ein Job, der sie erfüllt

Warum ausgerechnet Wildwasserrennsport? Was macht seinen Reiz aus? "Ich finde es cool, weil es etwas Außergewöhnliches ist", hält sich Christina nicht lange auf. "Du kommst viel in der Welt herum, bist, wie gesagt, wie in einer großen Familie unterwegs, schließt Freundschaften und bist immer in der Natur." Klingt logisch. Man müsse halt viel Zeit investieren, fügt Maria an. "Aber du wirst belohnt." Apropos außergewöhnlich: Auf "extremere Aktivitäten" steht Christina - Bungee-Jumping oder Fallschirmspringen. Marias Erklärung: "Das ist wie eine Sucht."

2011 bestieg Maria erstmals ein Boot. "Ich hatte keinen familiären Bezug und bin durch einen Zeitungsartikel zu einem Schnupperkurs gekommen." Das war auf dem Simssee bei Rosenheim. Sich ein "schönstes Erlebnis" in Erinnerung zu rufen, das möchte sie plakativ gar nicht festmachen. Sie bemerkt nur, es seien "die vielen Leute, die man kennenlernt. Auch international. Das ist das, was einen antreibt. Auch die Kameradschaft, die man erfährt."

Im Job spielt sich das echte Leben ab

Ein Aspekt aber, der ist ihr besonders wichtig. "Für alle ist es eine Kunst, unseren Sport mit der Arbeit zu verbinden. Es ist kein Hobbysport. Auch ich habe einen Vollzeit-Job." Maria ist Raumausstatterin bei der Firma Vogel Raum und Bett. 2016 begann sie ihre Ausbildung, im Herbst steht ihre Prüfung zur Meisterin an. "Da kann es sein, dass ich meinen Sport zurückschrauben muss. Denn in meinem Job spielt sich das echte Leben ab. Ich bin schon angewiesen auf einen gewissen Support meines Arbeitgebers. Du musst einfach das Gefühl haben: sie unterstützen dich."

Spätestens jetzt leuchten ihre Augen. Wenn sie über ihren Sport spricht. Auch über ihren Job. Sie lebt beides. Sie genießt beides. Auch das, mit anderen zusammenzukommen. "Das ist einfach cool", sagt sie. Einmal ging ihr sogar das Herz auf, so hat man den Eindruck. Als sie und ihre Firma den Auftrag bekamen, die Möbel zu erneuern und restaurieren für das historische Schloss Schönbrunn bei Wien.

Ende August steht der nächste Wettkampf an

Ach ja, den nächsten Wettkampf von Maria Weber und Christina Massini hätten wir beinahe vergessen: Er ist Ende August, der Weltcup in Lipno und Budweis. Und vielleicht klappt es ja im nächsten Jahr mit dem WM-Titel im spanischen Leon. Trotz der starken Konkurrenz in Deutschland. Und obwohl nur die vier Besten mitgenommen werden. OSTHESSEN|NEWS wünscht viel Glück. (wk) +++


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