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Markus Pflanz als Trainer in St Truiden - Fotos: privat

BREMEN/BURGHAUN Markus Pflanz: "Ich reise ein bisschen rum"

Internationaler Trainerkongress: Austausch mit Flick, Rangnick und Kreis

03.08.23 - Um eine flapsige Bemerkung ist Markus Pflanz nie verlegen. "Ich reise ein bisschen rum", sagt Osthessens berühmtester Fußballtrainer auf die Frage, was er denn im Moment so tue. Nach drei Jahren Profifußball in der belgischen Jupiler Pro League hat der Langenschwärzer Zeit, seine UEFA Pro Lizenz - der höchste Schein, den es für Fußballtrainer gibt, voranzutreiben. Zwei Jahre Oostende und ein Jahr St. Truiden fanden keine Fortsetzung. Vorerst. 

Der KV Oostende an der belgischen Nordseeküste ist in die zweite Liga abgestiegen, und in St. Truiden übernahm Ex-Bayern und -Dortmund-Profi Thorsten Fink. Der brachte ein ganzes Trainerteam mit - für Pflanz war kein Platz mehr. Mechanismen des Profi-Fußballs. Sie griffen, ohne dass es eine Kommunikation gegeben hätte. Doch Pflanz hat das zeitig verinnerlicht und längst akzeptiert. Wenigstens ist sein früherer Chef nach Belgien zurückgekehrt: Alex Blessin. Der übernahm St. Gilloise - jenen Verein, der in der vergangenen Euro-League-Saison die Bundesligisten Union Berlin und Leverkusen rauswarf. Jetzt hat der Klub vor den Toren Brüssels wichtige Spieler verloren - so zog es Boniface, den schnellen und trickreichen, dunkelhäutigen Angreifer zur "Werkself" an den Rhein. Doch Blessins Saisondebüt glückte: 2:0 siegte St. Gilloise gegen den RSC Anderlecht. 

Der "Internationale Trainerkongress" ist eine Veranstaltung des Bundes Deutscher Fußball-Lehrer (BdDFL). Sie umfasst 20 Lern-Einheiten. Und sie ist ein Treffpunkt der Trainer-Größen, die sie im Besitz der A-Lizenz oder der höchsten Stufe, der Pro-Lizenz, sind  - und diese verlängern wollen. Im vergangenen Jahr gab es - vorherigen Corona-Zeiten geschuldet - zwei Ausgaben: eine in Freiburg, eine in Dortmund. An letztgenanntem Ort referierte auch Kris Vanderhaeghe, Markus' Pflanz aktueller "Chefausbilder" zum Erwerb der Pro-Lizenz. Vanderhaeghe beschrieb seinerzeit den "belgischen Weg" - wer genauer hinsieht im internationalen Fußball, der hat längst erfahren: Er ist nicht der schlechteste.

Bekannte Gesichter aus Osthessen - und der Draht zu Melina Stock

Zahlreiche bekannte Gesichter aus Osthessen tummelten sich in Bremen: Harry Link, Jochen Maikranz, Volker und Harald Schuster, Henry Lesser, Stanislaw Szilagyi, Dominik Betz oder Albert Deuker, der schon seit Längerem in Köln wohnt. Und wegen der Verbindung zu einer jungen Frau aus Osthessen nahm Pflanz eine spezielle Aufgabe ein beim Kongress. Er hatte mit Melina Stock telefoniert, die er einst im DFB-Stützpunkt trainierte. Die aus Michelsrombach Stammende ist aktuelle Verbandsreferentin beim BDFL. Und so umriss der "Langenschwärzer" - selbst Mitglied der Organisation auf Hessenebene - seine Rolle in Bremen: "Ich habe ein bisschen geholfen. In der Organisation. Nichts Wildes." 

Vielfältig sind die Themen eines solchen Kongresses, und Pflanz gab zu: "Du musst dir die Dinge rausfiltern, die für dich Sinn machen." Natürlich gab's eine Nachbetrachtung und Analyse zur letzten WM - und die Frage, ob sie neue Trends gebracht habe. Dazu die steile und diskussionswürdige These: "Eine WM schafft keine neuen Trends. Das schaffen eher die Vereine." War das früher und vor gar nicht allzu langer Zeit nicht mal anders? Genau andersherum?

Keine Idee in Deutschland, "wie wir Spiele gewinnen wollen"

Nicht nur Pflanz vertritt die Auffassung: "Wir haben keine Idee, wie wir spielen wollen in Deutschland. Diese Tugenden, die uns stark gemacht haben, davon sind wir weggekommen." Viele sind seiner Meinung - und es werden immer mehr. Es scheint, als hätte ein gesellschaftliches Problem längst im Fußball Besitz ergriffen: Die Differenz und Kluft zwischen einer gefühlten Obrigkeit hin zu Basis - die wird immer größer. "Es war immer gut, wenn wir das gemacht haben, was uns stark gemacht hat", ergänzte Pflanz. Oder: "Du musst nicht schön spielen. Du musst Spiele gewinnen." Oder: "Wir wollen immer selbstständige Spieler haben. Aber diese Selbstständigkeit trainieren wir ihnen ja ab." 

Um das klarzustellen: Letztgenannte Aspekte waren nicht Gegenstand des Kongresses - sie kennzeichnen aber Gegebenheiten, defizitäre Dinge und Probleme deutschen Fußballs. Und um noch eines zu verdeutlichen: Pflanz schätzte die Vorführungen von Hannes Wolf, dem aktuellen Coach der U20 des DFB - und zuvor Trainer in Dortmund, Stuttgart oder beim HSV. Einer von Wolfs Vorträgen befasste sich mit "der Periodisierung des Taktiktrainings". 

Gutes Netzwerk - aber: "Es zählt eher, wen du kennst - als das, was man kann"

Wer ist jetzt berühmter? Markus Pflanz oder Hansi Flick?

Einen Lerneffekt verhehlte Pflanz keineswegs. "Ich konnte so ein kleines bisschen an meinen persönlichen Schwächen arbeiten: der Netzwerkpflege." Diesbezüglich hatte er ein interessantes Gespräch mit Bundestrainer Hansi Flick. Der Langenschwärzer ist eh der Meinung, "es zählt eher, wen du kennst - als das, was man kann. Bei mir ist es eher umgekehrt."  Flick aber vermittelte ihm, man müsse schon ein gutes Netzwerk haben. 

Auch ein anderer Coach bekannten Namens, einer, der klare Kante zeigt und sich nie verstellt, kreuzte Pflanz' Weg: Ralf Rangnick. "Auf dem Weg zum BDFL-Empfang hat er mich angesprochen. "Einer, der sich klar positioniert. Auch wenn es anderen nicht gefällt", urteilt der Ex-Aulataler und -Künzeller Caoch. Eine Erkenntnis hat sich längst eingenistet bei Markus Pflanz. "Du darfst nicht so viel auf die Meinung anderer hören. Als Trainer hat man einen Plan. Zieh' das durch."

Eishockey-Bundestrainer Harold Kreis beeindruckte Pflanz. Ein überragender Typ

Noch einer imponierte ihm: Eishockey-Bundestrainer Harold Kreis. "Das Gespräch mit ihm hat mir am meisten gebracht. Menschlich ein überragender Typ. Das hat mich sehr beeindruckt." Apropos Flick: Den Austausch mit ihm empfand Pflanz durchaus als "angenehm und cool". Und immerhin: Flick hinterließ ihm die E-Mail-Adresse eines Ansprechpartners, bei dem er sich melden könne. In Sachen Netzwerk, versteht sich. 

Und zurück zu seinem aktuellen Job und seinem Dasein. Pflanz, der seit zwölf Jahren die A-Lizenz besitzt, wird in absehbarer Zeit bei Marco Rose und RB Leipzig hospitieren. Das gehört zur Ausbildung und zum Erwerb der UEFA Pro Lizenz. Ist es nicht komisch? Irgendwie schließt sich der Kreis immer. Auch Alex Blessin arbeitete über Jahre hinweg in Leipzig. Und Markus Pflanz reist halt ein bisschen rum derzeit. (wk) +++


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