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Christina Hedrich ist Sportschützin beim SSV Lauterbach. - Fotos: Ingmar Krausmüller

LAUTERBACH Gegen Geschlechter-Klischees im Sport

Hohe Position inklusive - Christina Hedrich und der Schießsport

09.08.23 - Allein der Schießsport an sich hat mit vielen Pauschalisierungen und Vorurteilen zu kämpfen. Viele gehen lieber auf Abstand mit "denen mit der Waffe". Christina Hedrich ist Mitglied im SSV Lauterbach. Damit ist sie Sportschützin, Inhaberin einer Waffenbesitzkarte - und eine Frau. So steht sie auch zu der zweiten weitläufigen Meinung über den Schießsport im Gegensatz: Nur Männer stünden am Schießstand. Im Interview mit OSTHESSEN|NEWS gibt sie Einblicke in den Sport und wie aus ihrer Sicht beiden Klischees der Wind aus den Segeln genommen werden kann.

Ihr Weg in den Sport ist bisher eher übersichtlich, aber dadurch nicht weniger beeindruckend. Hedrich ist seit gerade einmal eineinhalb Jahren aktive Schützin beim SSV Lauterbach. Ein guter Freund brachte sie auf die Idee, sich in diesem Sport auszuprobieren, als sie gerade auf der Suche nach einem neuen, begeisternden Hobby war. Ihre Beweggründe für die Vereinssuche: "Ich wollte den Teamgedanken in einem Verein und bei den Wettkämpfen". So weit, so ungewöhnlich, sollte man meinen. Doch Hedrich ging in dieser kurzen Zeit "von null auf hundert", wie sie selbst beschreibt.

Viel Rückhalt und Vertrauen

Anfang dieses Jahres ließ sie sich zur Wahl der Bezirksschützenmeisterin aufstellen. Diese Position, berichtet sie, sei lange unbesetzt gewesen, weswegen der Bezirk, zu dem auch der SSV gehört, drohte, aufgelöst zu werden. Für Hedrichs Vereinskollegen und andere Betroffene hätte dies bedeutet, deutlich längere Strecken zu Wettkämpfen zurücklegen zu müssen. Auch ohne jahrelange Erfahrung überzeugte die Vogelsbergerin mit ihrer Person und ihrem Willen zum Engagement, wurde einstimmig gewählt und bekleidet seither die Position der Bezirksschützenmeisterin. "Der Rückhalt war sehr überwältigend und bedeutet mir viel", blickt Hedrich auf die Wahl.

Viele ihrer Aufgaben in diesem Ehrenamt sind repräsentativ. Sie nimmt unter anderem teil an Schützenfesten sowie Vorstandssitzungen des Hessischen Landesverbands, an denen sie Anliegen richtet und aktiv an der Ausrichtung des Verbands beteiligt ist. Ihr Engagement und ihre Bereitschaft bringen frischen Wind in den Schießsport. Dafür sind auch die Verbands- und Vereinskollegen dankbar und stolz, dass die Bezirksschützenmeisterin aus den eigenen Reihen kommt, so Hedrich.

Aufklärung statt Vorurteile

Diesen Rückhalt erlebt sie auch im Vereinsalltag. Gegenwind habe es selbst am Anfang nicht gegeben, berichtet die Schützin: "Ich finde es wirklich großartig, wie positiv ich aufgenommen werde". Ähnlich reagierte auch ihre Familie, lediglich einige Freunde stehen dem Thema "Sportschießen" skeptisch gegenüber. "Das finde ich aber in Ordnung und völlig legitim", erklärt Hedrich. Meist fußt diese Skepsis auf grundsätzlichen Vorurteilen, die sie gerne durch Informationen zu Auflagen sowie Aufbewahrungsvorschriften und anderen, strengen Reglementierungen aufklären will.

Denn eben dies gehört vor allem zum Schießsport: Verantwortung. "Man muss sich bewusst sein, was man in der Hand hält", sagt Hedrich. So durchlaufen angehende Sportschützen Prüfungen, bevor sie die Autorisierung zum Schießen und Besitzen einer Waffe erhalten.

Da sie selbst noch nicht allzu lange dabei ist, hat sie "noch Luft nach oben bei den Wettkämpfen". Im Team, so Hedrich, ziehen sie aber alle am gleichen Strang und unterstützen sich gegenseitig. Mindestens einmal in der Woche trainiert sie und empfindet die Zeit als schönen Ausgleich zum Alltag. Am Schießstand bekommt sie ihren Kopf frei, da ein guter Schuss viel Konzentration erfordert.

Vielseitigkeit des Sports begeistert

In der zweiten Mannschaft, der die Bezirksschützenmeisterin angehört, "steht vor allem der Spaß im Vordergrund". Die Wettkämpfe schweißen die Mannschaft zusammen: "Unter uns gibt es keinen Konkurrenzkampf. Jeder gönnt jedem alles. Erfolge feiern wir als Mannschaft", gibt Hedrich Einblick. 

Beim Schießen, sagt sie, haben alle die gleichen Voraussetzungen - egal welches Geschlecht. Es braucht neben Teamgeist und Zuverlässigkeit aber auch Respekt und Neugierde. "Es gibt so viele Dinge, über die wir fachsimpeln können!", erklärt Hedrich begeistert.


Deswegen hofft sie, dass mehr Menschen, auch Frauen, ihren Sport für sich entdecken. "Kommt einfach mal vorbei, es ist ein super interessanter und vielseitiger Sport, der viel lehrt und zurückgibt. Jede ist immer herzlich willkommen", teilt Hedrich ihre Begeisterung. (Julia Mondry) +++

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