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Zukunftswerkstatt (von links): Christian Vey (Region Fulda GmbH), Claudia Wesner (Hessisches Ministerium für Soziales und Integration), Eva Wolff (Landkreis Fulda), Lora Demireva (Institut für Wirtschaft, Arbeit und Kultur), Dr. Christa Larsen (Institut für Wirtschaft, Arbeit und Kultur), und Dennis Schmehl (Institut für Wirtschaft, Arbeit und Kultur). - Foto: Julian Bolz/ Region Fulda GmbH

FULDA Wichtige Weichenstellung

Zukunftswerkstatt Fachkräftesicherung: Gemeinsam für eine regionale Strategie

04.08.23 - Fachkräftemangel: An diesem Thema kommt man aktuell nicht vorbei, und die anhaltende Suche nach Fach- und Arbeitskräften wirkt sich immer gravierender aus. Doch wie kann man diesem Mangel begegnen, und wie kann man als Region gemeinsam an einer Verbesserung der Situation arbeiten?

Diesen Fragen gingen Vertreterinnen und Vertreter verschiedener Institutionen aus dem Landkreis Fulda gemeinsam mit Mitarbeitenden des Instituts für Wirtschaft, Arbeit und Kultur (IWAK) sowie des Hessischen Ministeriums für Soziales und Integration (HMSI) in einer Zukunftswerkstatt nach.

Arbeitsreiche Zusammenkunft in den Räumen des Kreisjobcenters. Foto: Susan Höntzsch/Hochschule Fulda

Christian Vey von der Region Fulda, der neben Ulrich Nesemann vom Landkreis Fulda die Projektleitung für die Fachkräftestrategie Region Fulda innehat, gab den Teilnehmenden einen Einblick in die bisherige Strategie. Aktuell arbeiten dort in fünf Handlungsfeldern der Fachkräftestrategie (Nachwuchskräfte, Berufsgruppen, Internationale Arbeitskräfte, Transformation und Potentiale) Vertreterinnen und Vertreter aus Landkreis Fulda, Region Fulda, Stadt Fulda, Industrie- und Handelskammer Fulda, Kreishandwerkerschaft Fulda, Agentur für Arbeit Bad Hersfeld-Fulda, Hochschule Fulda und Staatlichem Schulamt Fulda in verschiedenen Projekten und aus unterschiedlichen Perspektiven heraus zusammen. "Fachkräftesicherung ist eine echte Gesellschafts- und Zukunftsaufgabe, die alle Akteure fordert. Mit der Zukunftswerkstatt stellt der Landkreis wichtige Weichen, um gut gerüstet in die Zukunft zu gehen. Ich bin dankbar, dass wir uns in Hessen der Fachkräftesicherung gemeinsam stellen. Es braucht abgestimmte Fachkräftestrategien, um regionale Ressourcen zu bündeln, Synergien zu schaffen und weitere Potenziale zu erschließen", so Claudia Wesner, Stabsstelle Fachkräftesicherung im HMSI. Im Anschluss präsentierte Dr. Christa Larsen, Leiterin IWAK der Goethe-Universität Frankfurt, die Arbeits- und Berufsprognosen für den Kreis Fulda im Zeitraum 2021 bis 2028.

Symbolbild: O|N/Hendrik Urbin

"Zwar gibt es diverse Trends, die auf den Fachkräftemangel Einfluss haben, allerdings kann man nicht von der Hand weisen, dass die Demografie den stärksten massivsten Einfluss hat: Es fehlen schlichtweg Köpfe", so Dr. Larsen. Dies machte sie an konkreten Zahlen im Kreis Fulda deutlich: Ausgehend von den Basisdaten aus dem Jahr 2021 und unter der Prämisse, dass die Menschen im Schnitt mit 64 Jahren in Rente gehen, zeigte sie auf, dass bis zum Jahr 2028 rund 24.460 Personen im Kreis Fulda altersbedingt den Arbeitsmarkt verlassen werden. Aufgrund wachsender Wirtschaft sei zudem mit einem neuen Bedarf von 3.580 Arbeitskräften zu rechnen. Demgegenüber stünden lediglich 18.280 Personen, die in den Arbeitsmarkt eintreten. Verrechnet man diese Zahlen miteinander, so kommen die Expertinnen und Experten des IWAK für den Kreis Fulda auf eine Lücke von 9.760 Personen, die dem Arbeitsmarkt bis 2028 fehlen. Dabei entsteht ein Verhältnis von 2.310 Fachkräften mit Hochschulabschluss zu 7.840 Fachkräften mit Berufsausbildung. Blickt man prozentual auf den Bedarf in den jeweiligen Beschäftigtengruppen, so fehlen anteilig in der Gruppe der Fachkräfte mit Hochschulabschluss mehr Fachkräfte als bei den Fachkräften mit Berufsausbildung.

Archivfoto: O|N/Marius Auth

Ein zusätzlicher Indikator, der den zunehmenden Fachkräftemangel verdeutlicht, ist die durchschnittliche Vakanzzeit der offenen Stellen bei der Bundesagentur für Arbeit. Dort haben sich im Vergleich von 2019 bis 2021 vor allem in den Bereichen Gastronomie, Bau- und Pflegebereiche Vakanzzeiten von bis zu 200 Kalendertagen, bzw. circa sechs Monaten ergeben – lange Zeiträume, in denen keine geeigneten Fachkräfte für die ausgeschriebenen Stellen gefunden werden konnten. Die zunehmende Länge der Vakanzzeiten zeigt, dass der Fachkräftemangel größer wird.

Deutlich wird das Ausmaß des Fachkräftemangels vor allem, wenn man die Prognosen bis 2028 auf einzelne Berufsgruppen bezieht. Besonders schwer wiegt das Defizit im Handwerk in der Berufsgruppe "Gebäude- und Versorgungstechnik", da der Altersschnitt in den Belegschaften relativ hoch ist und zwischen 2021 und 2028 mehr als jeder Dritte (37 Prozent) aus dieser Berufsgruppe altersbedingt ausscheiden wird. Da nur weniger neue Arbeitskräfte in diesen Bereich nachkommen, ergibt sich ein Defizit an Fachkräften von 360 Personen, das sich zwischen 2021 und 2028 aufbaut.

Jünger ist die Berufsgruppe "Informatik- und IKT-Berufe", sodass der altersbedingte Austritt von den neu eintretenden Fachkräften aufgefangen werden könnte. Allerdings ist der prognostizierte Veränderungsbedarf, also die entstehende zusätzliche Nachfrage an Arbeitskräften, in diesem Bereich sehr groß, sodass auch hier ein Defizit von 130 Personen entstehen wird. Am stärksten zeigt sich aber der künftige Fachkräftemangel in der Berufsgruppe "Gesundheitswesen und Pflege". In den Bereichen "Gesundheits- und Krankenpflege", "Altenpflege" und "Erziehung, Sozialarbeit, Heilerziehungspflege" haben im Jahr 2021 im Kreis Fulda 10.090 Menschen gearbeitet. In allen drei Bereichen wird aufgrund des altersbedingten Austritts und der wachsenden Nachfrage bis 2028 ein Defizit von 1.300 Arbeits- und Fachkräften entstehen. Dieses Defizit entspricht mehr als zehn Prozent des gesamten bis 2028 prognostizierten Arbeits- und Fachkräftebedarfs der Region Fulda.

Symbolbild: Pixabay

Neben der Prognose stellte Dr. Larsen auch differenzierte Lösungsansätze vor. Die Möglichkeiten, wie zum Beispiel die Attraktivität von Ausbildung zu erhöhen, Studienabbrüche zu vermeiden oder die Anwerbung aus dem Ausland, seien elementar, um die Anzahl potentieller Arbeits- und Fachkräfte zu erhöhen. Wichtig sei jedoch ebenfalls, die Reaktivierung von Arbeitskräften oder bereits ausgebildeten Fachkräften. Gemeint ist damit die Zielgruppe arbeitsloser Menschen, älterer Beschäftigter oder Frauen. Ein anderer Blick auf das Thema Fachkräftemangel liegt auf der Reduzierung der Nachfrage von Fachkräften. Dieser Handlungsansatz richtet sich vor allem an die Themenfelder Digitalisierung und Arbeitsorganisation. Im Konkreten bedeutet dies: Wie können Betriebsabläufe, Arbeitsaufgaben, etc. umorganisiert werden, sodass weniger Einsatz von Fachkräften nötig ist? Dieser Blick auf das Thema Fachkräftemangel sei deshalb so elementar, da diese Überlegungen bislang in Fachkräftesicherungsstrategien kaum berücksichtigt werden. Womit sich unsere Gesellschaft in den nächsten Jahren und Jahrzehnten jedoch konfrontiert sähe, sei eine disruptive Veränderung des Arbeitsmarktes. Aus diesem Grund müssten auch Lösungsmöglichkeiten gedacht werden, die bislang noch nie gedacht wurden.

Wie kann man diesen Herausforderungen regional begegnen? Dr. Larsen und ihr Team haben dazu ein Raster entwickelt, dass die bisherigen Strategien und Initiativen des jeweiligen Landkreises sammelt. In der Zukunftswerkstatt ging es in Kleingruppen um die Fragen: "Welche Bedarfe gibt es in den jeweiligen Handlungsfeldern?" und "Wie können Maßnahmen und Lösungen für diese Problematiken aussehen?". Dabei wurden bestehende Maßnahmen hinterfragt und viele Ideen für neue Handlungsansätze entwickelt. Die Ergebnisse werden nun durch das Team der Fachkräftestrategie Region Fulda geprüft.

"Ich bin froh, dass wir durch den Rahmen, den das HMSI und das IWAK uns ermöglicht haben, viele neue Impulse zur Weiterentwicklung unserer Strategie erhalten haben. Außerdem stärkt uns der Austausch mit den verschiedenen Vertreterinnen und Vertretern der hiesigen Institutionen und das Feedback zur Zukunftswerkstatt den Rücken. Auch wenn wir noch einen weiten Weg gehen müssen, sind wir mit unserer regionalen Strategie auf dem richtigen Weg.", so Eva Wolff, Projektkoordination der Fachkräftestrategie Region Fulda und Mitarbeiterin beim Landkreis Fulda.

Wer Interesse hat an den Aktivitäten der Fachkräftestrategie Region Fulda und deren Projekten (Azubi Region Fulda; Berufsgruppen – Fuldaer Pflegetisch; Berufsgruppen – Netzwerk Sozialwesen; Internationale Arbeitskräfte – Anwerbung und Integration; Transformation – #FDmobil; Potentiale), kann sich gerne mit Eva Wolff ([email protected]) in Verbindung setzen. (pm) +++


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