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Christian Schindel, Deutschlandchef der Alma-Gruppe - Fotos: Marius Auth

EBERSBURG (RHÖN) Nach Übername durch Alma-Gruppe

RhönSprudel und Förstina: "Kooperationspläne gab es schon in den 1960ern"

08.08.23 - Regierungspräsident Mark Weinmeister (CDU) ist auf Osthessen-Tour, am Montag unter anderem beim Traditionsunternehmen RhönSprudel in Ebersburg-Weyhers (Kreis Fulda). Dort erläuterte Christian Schindel (38), inzwischen Deutschlandchef der französischen Alma-Gruppe, die sowohl RhönSprudel als auch Förstina übernommen hat, wie die beiden Mineralbrunnen zusammengehen und was die Konzernmutter plant.

Produktionsanlagen bei Rhönsprudel Fotos: O|N-Archiv

Im Jahr 1781 wird die erste Stahlquelle in Weyhers gefasst, heute versorgen 20 Mineralbrunnen die Abfüllanlagen von Rhönsprudel. 350 Millionen Liter Wasser im Jahr werden umgesetzt. Beim ewigen Konkurrenten Förstina gleich um die Ecke, 1928 gegründet, sind es 260 Millionen Liter im Jahr. Nachdem die Eigentümerfamilie Schindel die RhönSprudel-Gruppe 2022 an die französische Alma Group, einen der führenden Mineralbrunnenbetriebe Europas, verkauft, geht auch Förstina ein Jahr später an die Franzosen. "Es war eine Gesellschaft aus dem Rhönsprudel-Unternehmen, die Förstina gekauft hat", präzisiert Schindel.

"Manche gehen nach dem Verkauf - ich bin geblieben"

Der 38-Jährige hat 2016 die Führung des Familienunternehmens übernommen, auch nach dem Verkauf an Alma bleibt Schindel in der operativen Geschäftsführung und wird Deutschlandchef der Alma-Gruppe. "Ich war vorher nicht für Kontaktaufnahmeversuche der Branche empfänglich, das geschah über einen Bekannten. Sonst geht man als Inhaber nach dem Verkauf des Unternehmens - ich bin geblieben."

Seit dem 1. Juli wird Förstina durchleuchtet, bei der Diligence-Prüfung werden Stärken, Schwächen, Chancen und Risiken analysiert. "Integration ist das Thema - Alma hat ein fertiges Unternehmen übernommen, eine funktionierende Einheit. Die Konzernmutter will sowohl Rhönsprudel als auch Förstina in ihrer Identität bestehen lassen. Natürlich müssen wir berichten und das Ziel ist, Gewinne zu machen - aber wir sind relativ frei."

Der Markenname Förstina soll bestehen bleiben: "In Lütter werden 270 Millionen Füllungen im Jahr geleistet - es ist eine funktionierende Marke, die in der Region sehr bekannt ist. Das würde niemand aufgeben." Das Mineralwassergeschäft in Deutschland bietet nur dünne Profitmargen rund ein Prozent nach Steuern. Der französische Markt unterscheide sich radikal vom deutschen, so Schindel.

Deutschland als Vorbild für Franzosen

"Frankreich ist ein reiner Einwegmarkt und liegt preislich klar unter Deutschland. Bis 2030 sollen in Frankreich allerdings zehn Prozent Mehrweg durchgesetzt werden, deswegen informieren die Franzosen sich jetzt bei uns. Unser Pfandsystem ist sehr etabliert, aber auch komplex und personalintensiv." Dass Rhöner Wasser, analog zum Vogelsberger Wasser für Frankfurt, jetzt Frankreich versorgt und die Einheimischen auf dem Trockenen sitzen bleiben werden - da müsse sich keiner Sorgen machen: "Ganz im Gegenteil: Es wurden bis jetzt schon 800 Millionen Liter Alma-Wasser nach Deutschland verkauft." Fünf Standorte haben die Franzosen bereits in Deutschland, mit der Kombination von RhönSprudel und Förstina, die zusammen 640 Millionen Liter Wasser im Jahr produziert, konnte ein Top Ten-Anbieter auf dem deutschen Markt geschaffen werden.

80 Prozent Wasser, 20 Prozent Süßgetränke werden bei RhönSprudel verkauft - früher seien es 60 Prozent Wasser und 40 Prozent Süßgetränke gewesen. Trotz der veränderten Konsumentengewohnheiten ähneln sich die Produktportfolios von Rhönsprudel und Förstina seit langem. "Schon in den 1960er-Jahren hatte mein Großvater deswegen die Idee einer Zusammenarbeit - die industrielle Logik dessen hat schon damals sehr viel Sinn gemacht. Leider hat es nicht geklappt." Herausforderungen der Zukunft sieht Schindel in ausufernden Regularien für die Branche - und im Angriff der Discounter: Sowohl Aldi Nord als auch Edeka haben zuletzt Hersteller übernommen, um Engpässe in ihren Regalen zu vermeiden. Etablierte Strukturen würden durch die Marktmacht der Großen aufgebrochen, mittelständische Abfüller unter Druck gesetzt.

Die Versorgung der Osthessen mit Mineralwasser aus regionalen Quellen bleibt davon unberührt: 70 Jahre alt ist das Wasser durchschnittlich, wenn es, durch unterschiedlichste Gesteinsschichten gefiltert, aus den Brunnen gepumpt wird. "Viele Brunnen, auch bei Förstina, wurden Ende der 1970er-Jahre gebohrt. Ein gut geführer Brunnen kann sehr lange betrieben werden. Die Erschließung dagegen ist aufwendig und braucht die Expertise erfahrener Geologen - sonst versenkt man sehr viel Geld."

Weinmeister war vor Ort, um einen der größten Lebensmittelproduzenten im Regierungspräsidium in Augenschein zu nehmen. (mau) +++

Regierungspräsident Mark Weinmeister machte sich vor Ort in Weyhers ein Bild vom Traditionsunternehmen ...

Links: Bürgermeister Benjamin Reinhart

Schindel erläuterte die Herausforderungen, vor denen die Branche steht

Auch Landtagsabgeordneter Thomas Hering informierte sich übers Unternehmen


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