Apotheker Stephan Hundt (64) hört auf: "Sonst werde ich krank"

09.08.23 - Apotheker Stephan Hundt (64) hat sprichwörtlich die Schnauze voll. Er hat seine Apotheke in Neukirchen (Haunetal, Landkreis Hersfeld-Rotenburg) geschlossen. Es sei einfach nicht mehr zu leisten und mache ihn krank. Vor allem der Bürokratismus, der Personalmangel und die elektronischen Rezepte mit zusätzlichen Kosten - all das möchte er sich nicht weiter antun.

Deshalb habe er sich nun entschieden, die Apotheke in Neukirchen zu schließen. Eineinhalb Stellen sind davon betroffen. Es war eine kleine Apotheke. Die Arbeitsbelastung nehme ständig zu. Dabei ist es nicht die Beratung der Kunden, sondern die Arbeit im Hintergrund. Er habe einfach keine Lust mehr, sich dem Tag für Tag auszusetzen, zehn Stunden und mehr zu arbeiten. Dazu die steigenden Kosten für die Technik, die alles erleichtern soll. Deren Bedienung müsse ja auch sichergestellt werden. Wie, ohne Personal zu finden? "Ich werde sonst krank", sagt Hundt. Er wolle kein Magengeschwür bekommen.

Die Schließung ist kein Einzelfall in Deutschland. "Die Zahl der Apotheken in Deutschland ist weiter rückläufig. Ende Juni 2023 gab es bundesweit nur noch 17.830 Apotheken. Damit ist die Zahl der Apotheken in Deutschland im ersten Halbjahr 2023 im Vergleich zum Jahresende 2022 um 238 gesunken. Damals gab es noch 18.068 Apotheken. Aus den aktuellen Daten der ABDA geht hervor, dass es 272 Schließungen und 34 Neueröffnungen im ersten Halbjahr 2023 gab", schreibt die Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände (ABDA) auf ihrer Internetseite.

Briefkasten für Rezepte und Beratung

Medikamente werden ausgeliefert

Apothekerin Saskia Hildwein (links) und Bürgermeister Timo Lübeck Foto: privat

Hildwein wird dort wie folgt zitiert: "Neben der Gemeindeverwaltung (im Schulungsraum der Feuerwehr) in Neukirchen wird ein Briefkasten angebracht, in den man nach dem Arztbesuch Rezepte oder auch Bestellungen für nicht-verschreibungspflichtige Arzneimittel einwerfen kann. Damit der persönliche Kontakt nicht zu kurz kommt, wird zusätzlich auch eine Apothekenmitarbeiterin in den Räumlichkeiten von Montag bis Freitag zwischen 9.00 – 12.00 Uhr anwesend sein, um z. B. Fragen zu Lieferzeiten oder Lieferbarkeit der Arzneimittel zu beantworten. Die Auslieferung der Medikamente, die bis 12.00 Uhr bestellt werden, erfolgt immer am gleichen Tag ab 16.30 Uhr direkt zu Ihnen nach Hause. Alle Bestellungen nach 12.00 Uhr werden dann am Folgetag auch wieder ab 16.30 Uhr geliefert. Dies gilt von Montag bis Freitag." (Hans-Hubertus Braune) +++