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Von Perseiden, großen Emotionen und großem Sport in der Esperantohalle
16.08.23 - Das muss man erst mal sacken lassen. Die zweite Auflage der European Open ging am Sonntag zu Ende. Es war wieder ein Fest der Kulturen, Sprachen und des Spitzensportes. Pool Professionals aus 57 Ländern der Erde kamen nach Fulda, um den European Open-Champion zu ermitteln. Und es blieb kein Auge trocken.
Am Ende gewann der Spanier David Alcaide hauchdünn mit 13:12 gegen Anton Raga von den Philippinen. Es war ein ständiger Schlagabtausch beider Kontrahenten, die auch schon vorher Unmögliches geleistet hatten und noch einmal alles gaben, um den Titel zu erringen. Beim Stand von 12:12 war Raga drauf und dran, die Partie auszuschießen - wie schon unzählige Male zuvor. Doch dann ging es auf die "grüne Sechs". Raga entschied sich für einen Kiss-Shot, das heißt, er versuchte die Kugel in der Mitteltasche zu versenken und das, indem er diese Kugel Nr. sechs über eine andere Kugel abprallen lassen wollte.
Spielentscheidung bei der grünen Kugel Nummer sechs
Raga spielte die grüne Kugel auf die braune 7- und verfehlte die Mitteltasche knapp. Alcaide ließ sich diese Chance nicht mehr nehmen, räumte ab - gewann und strich 30.000 US Dollar Preisgeld ein. Alles wurde live im TV in Deutschland von Sport1 übertragen sowie im Stream von Matchroom.
Im Internet kursieren heftige Diskussionen, ob er sie nicht lieber doch direkt in die Mitteltasche hätte spielen sollen. Doch auch im Billard gilt: Hinterher ist man immer schlauer. Jeder Billardspieler kennt diese Situation. Beide hätten es wahrlich verdient gehabt, zu gewinnen.
Die ganze Woche hatte viel zu bieten - großer Zuspruch aus der Bevölkerung
Die ganze Woche hatte so viel zu bieten. Spannende Matches, Freude, Enttäuschungen, Spannung und Dramatik. Das Publikum beschrieb Matchroom als außergewöhnlich und vor allem der heimische Spitzen-Verein SG Johannesberg freute sich dieses Mal auch über viel Zuspruch aus der heimischen Bevölkerung - dank guter Kommunikation und Maßnahmen aller Beteiligten. Das war echtes Teamwork.
Das Feedback der Spieler ist eindeutig: Die European Open sind das beste Turnier auf dieser Welt - und Fulda sticht da Weltmetropolen aus. Das liegt auch daran, dass mit sehr viel Liebe gehandelt wird. Der Verein hat sich bis in die Zehenspitzen angestrengt, dass das Vereinsheim, das schon seit Monaten einem Neubau unterliegt, noch rechtzeitig weitestgehend fertig wurde.
Starke SGJ - Karsten Werner, Alex Peer und schlaflose Nächte
Die Arbeit von Mitgliedern - wie zum Beispiel Karsten Werner und auch vielen anderen - kann nicht hoch genug gewertschätzt werden, hatten die Spieler und die Fans so jeden Abend einen wunderbaren Spielort zum Trainieren, zum Austauschen und auch, um neue Kontakte zu knüpfen. SGJ Abteilungs-Vorsitzender Alex Peer hat so manche Nacht nicht schlafen können, bis alles fertig wurde.
Der Verein organisierte Shuttle-Services nach Zeitplan für die ausländischen Gäste, stellte mit Daniela Möller einen professionellen Bewirtungsbetrieb auf und vieles andere mehr. Viele haben geholfen.
Arik Reiter: Schnittstelle zu Matchroom und Moderator des Events vor Ort
Auch Arik Reiter hat wieder seinen Beitrag geleistet, damit das Turnier nicht nur laufen konnte, sondern auch noch Spaß machte. Er agierte als gewohnte Schnittstelle zu Matchroom, zu den Abteilungen der Stadt und auch zum Verein und allem voran zu den Spielern. Emily Frazer bat ihn schließlich, noch an den Finaltagen die Moderation des Events vor Ort und für die Ausstrahlung im TV für 140 Länder zu übernehmen, was er aber gar nicht wollte.Er hätte viel lieber entspannt zugeschaut, hat sich aber auch sehr gefreut über den tiefen Blick hinter die Kulissen als Teil eines außergewöhnlichen Teams. Begleitende Maßnahmen wie die Qualifikationsturniere für die European Open, die Pressekonferenz im Marmorsaal oder die Billardtisch-Aktion am Universitätsplatz sind nur wenige Beispiele, um die European Open auch in Fulda entsprechend zu würdigen. Bei der Billard-für-jedermann Aktion waren insbesondere Ramona Firle und Valentin Vogel unermüdlich im Einsatz und haben so manches spannende Match in der Esperanto verpasst.
Momente und Anekdoten außerhalb - Spieler suchten Fuldas Gastronomie tagtäglich auf
Auch abseits gab es sehr viele schöne Momente und Anekdoten. Abends haben sich die Spieler in heterogenen Gruppen in der Stadt getroffen und wurden auch bekannt. So ist Profispieler John Morra aus Toronto jetzt bester Hausgast im "Bellini" und wird per Handschlag begrüßt. Er soll hier nur stellvertretend genannt sein für alle Spieler, die Fuldas tolle Gastronomie tagtäglich aufgesucht haben.Nicht selten haben sich die Gruppen abends wieder getroffen und nicht selten waren 20 und mehr Personen gemeinsam unterwegs in der City – oft und einfach daran zu erkennen, dass sie Ihre Queue-Köcher (Taschen) immer noch auf dem Rücken trugen. Bei manchen dachten Fuldas Bürger vielleicht, es wären asiatische Teilnehmer der Pianale - es waren aber viele Billard-Profis.
Der Fuldaer Thorsten Hohmann engagierte sich erneut stark
Last but not least- Thorsten Hohman. Durch den gebürtigen Fuldaer kam das Turnier überhaupt erst nach Fulda. Auch er hatte sich wieder sehr stark engagiert für seine Freunde und Kontrahenten. Erfreulich ist, dass er dieses Jahr aber mehr Fokus auf sein Spiel legen konnte und auch unter den Top 32 abschnitt. Respekt.Dass Top-Favorit Fedor Gorst gegen Deutschlands Nr. 1, Joshua Filler, die entscheidende Kugel Nummer 9 zum Sieg verschoss und dadurch doch noch denkbar knapp verlor - das hinterließ Spuren bei ihm. Hohmann und Reiter nahmen ihn danach an die Hand, ein großes Dinner in sehr großer und internationaler Runde im "Romantica" und später gute Gespräche bei Bewunderung von Meteor-Schauern brachten ihn dann wieder zum Lachen. Fedor bedankte sich am folgenden Tag bei allen mit Textnachrichten persönlich ("I am glad I ran into you guys"). Das schafft Verbindung.