Archiv
Maximilian Jäger gewann bei den Radsport-Weltmeisterschaften in Glasgow Gold im Para-Zeitfahren. - Fotos: Oliver Kremer, sports.pixolli.com

COTTBUS/GLASGOW Bad Brückenauer sichert sich Gold und Bronze

"Eine echte Anerkennung”: Maximilian Jäger ist Weltmeister im Para-Cycling

18.08.23 - Er ist zweifacher deutscher Meister, Europameister und Vizeweltmeister – und steht nun ganz oben. Maximilian Jäger, ein gebürtiger Bad Brückenauer Para-Radsportler, fuhr bei den Radsportweltmeisterschaften in Glasgow und Dumfries allen davon und krönte sich zum Schnellsten der Welt.  
  
"All meine harte Arbeit hat sich gelohnt, ich kann es immer noch nicht ganz fassen!" So emotional spricht Jäger im Interview mit OSTHESSEN|NEWS über seinen vergangenen Erfolg. Der 9. August wird dem 23-Jährigen wohl für immer in Erinnerung bleiben. Doch der Reihe nach.  

Mentale Stärke als Schlüssel zum Erfolg  

Noch vor seiner Geburt erlitt Jäger einen Schlaganfall, weswegen er mit Beeinträchtigungen in der linken Körperhälfte lebt. Dies hielt ihn jedoch nie davon ab, Sport zu treiben. Hierin entdeckte er seine Leidenschaft und seinen Antrieb. Neben zahlreichen anderen hat es ihm der Radsport besonders angetan. Mit einem sogenannten Renndreirad zu fahren ist allerdings anspruchsvoll:

Fotos: Oliver Kremer, sports.pixolli.com

"Ein solches Dreirad ist schwer. Das kann man sich vorstellen wie ein Motorrad mit Beiwagen", erklärt der Unterfranke. An Ehrgeiz fehlte es ihm jedoch nie: "Ich wusste, wenn ich Erfolg haben will, muss ich nach Cottbus gehen. Dort werde ich am besten gefördert". 
 
Schnell konnte Jäger die dortigen Trainer von seinen Fähigkeiten überzeugen und gehört seit 2018 schließlich dem Brandenburgischen Präventions- und Rehabilitationssportverein (BPRSV) an. In Cottbus besuchte er eine Sportschule, durch welche er das Radfahren mit der Bildung gut in Einklang bringen konnte.   

Umklassifizierung wurde zur Hürde  

2018 wurde Jäger erstmals international klassifiziert. Jedoch entschied die Kommission, ihn als T1, also einen Athelten mit sehr schwerer Behinderung, zu klassifizieren. Dies wurde zur frustrierenden Hürde, denn eigentlich gehört Jäger in die Klasse MT2. Erst 2021 wurde er in diese umklassifiziert: "Ich musste mich wieder hocharbeiten. Die letzten zwei Jahre davor waren schwer für mich", erinnert sich Jäger. 

Doch sein Mut und seine Entschiedenheit, international eine Rolle zu spielen, zahlten sich aus. 2022 gewinnt er zwei deutsche Meistertitel, wird Europa- und Vizeweltmeister. Deshalb ging er dieses Jahr in Dumfries durchaus motiviert an den Start: "Ich wollte eine Schippe drauflegen. Eine Weltmeisterschaft ist natürlich immer etwas Besonderes und ich habe gut trainiert", sagt er.

Jäger während seines Rennens. Fotos: Oliver Kremer, sports.pixolli.com

Fotos: Oliver Kremer, sports.pixolli.com

Fotos: Oliver Kremer, sports.pixolli.com


Weltmeistertitel kam überraschend  

 Wie gut, das sollte sich noch zeigen. Im Zeitfahren überquerte Jäger nach 10,8 Kilometern und 18,05 Minuten die Ziellinie. Die endgültige Wertung erreichte ihn erst später: "Als ich meinen Namen auf dem ersten Platz sah, war ich richtig baff. Ich habe nicht geahnt, dass mein Lauf so gut war. Ich war völlig sprachlos", berichtet er. 
 
Dann ließ er seinen Emotionen freien Lauf. All die Anspannung und Frustration der vergangenen Jahre – wie weg. "Mir ist eine riesige Last von den Schultern gefallen", so Jäger. Mit seinem Lauf überraschte er alle, auch Bundestrainer Gregor Lang und sich selbst.  

Mehr Emotionen gehen nicht: Jäger fuhr allen davon  

"Eine besondere Anerkennung ist, dass die Para-Weltmeisterschaft zusammen mit den olympischen Sportlern stattfand und wir Para-Sportler die gleichen Medaillen und Preise - eine Uhr und ein schottisches Hochlandrind, das Maskottchen der WM - erhalten haben, wie die olympischen Sportler. Wir leisten unglaublich viel für unsere Erfolge – so wie alle Sportler", erklärt Jäger seine Gefühlslage.

Fotos: Oliver Kremer, sports.pixolli.com

Maximilian Jäger jubelt zusammen mit seinem Team (von links nach rechts): Athlet ...Fotos: Oliver Kremer, sports.pixolli.com

Jäger darf sich nun offiziell Weltmeister nennen. Fotos: Oliver Kremer, sports.pixolli.com


Während der Hymne waren alle aus seinem Umfeld gerührt, denn sie wissen, wie viel Arbeit und Willenskraft hinter diesem Erfolg steckt. "Ich habe mich an das Plüschrind geklammert, ich war wie geblendet. Dort oben zu stehen, das ist einfach unbeschreiblich". Zwei Tage später holte er im Straßenrennen zudem noch Bronze. "Die Medaillen und die beiden schottischen Hochlandrinder bekommen in meiner Wohnung auf jeden Fall einen Sonderplatz", gibt der Neu-Weltmeister Einblick.  

Nächster Halt: Paralympics?  

Jetzt muss Jäger all diese Eindrücke wirken lassen und das Erlebte realisieren. An das bestandene Fachabitur schließt er ein Soziales Jahr an seiner Schule an. Dieses ist ebenfalls mit seinem Trainingspensum vereinbar. Sein Fokus ist klar: "Ich will mich auf Paris konzentrieren. Jetzt läuft es gut und die Goldmedaille bringt mich meinem Traum von einer Teilnahme an den Paralympischen Spielen einen Schritt näher." 
 

Stolz hält Jäger die Goldmedaille und das schottische Hochlandrind in den Händen. ...Fotos: Oliver Kremer, sports.pixolli.com

Sein Lebensmotto "Yes, I can" aus einem paralympischen Jugendlager für zukünftige Medaillenhoffnungen in Rio 2016 wird Maximilian Jäger auf seinem sportlichen Weg weiterhin begleiten. Der sympathische junge Weltmeister zeigt eine beeindruckende Willensstärke und Ausdauer – mental wie auch physisch. Er ist ein Sportler, den man sich nicht nur in Unterfranken merken sollte. (Julia Mondry) +++


Über Osthessen News

Kontakt
Impressum

Apps

Osthessen News IOS
Osthessen News Android
Osthessen Blitzer IOS
Osthessen Blitzer Android

Mediadaten

Werbung
IVW Daten


Service

Blitzer / Verkehrsmeldungen Stellenangebote
Gastro
Mittagstisch
Veranstaltungskalender
Wetter Vorhersage

Social Media

Facebook
Twitter
Instagram

Nachrichten aus

Fulda
Hersfeld Rotenburg
Main Kinzig
Vogelsberg
Rhön