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Prof. Roman Poseck und Dr. Patrick Liesching - Fotos: Carina Jirsch

FULDA Erschreckende Zahlen

"Virtuelles Haus des Jugendrechts" soll Rückfälle verhindern helfen

18.08.23 - Die Zahlen sind erschreckend: 40 Prozent derjenigen, die Kinderpornografie verbreiten, sind selbst Kinder oder Jugendliche, die solche verbotenen Inhalte meist aus Unwissenheit weitergeben. Darauf wies Dr. Julia Bußweiler von der Zentralstelle zur Bekämpfung der Internetkriminalität beim Besuch des hessischen Justizministers Prof. Roman Poseck am Donnerstag bei der Staatsanwaltschaft Fulda hin. Den Minister interessierte speziell der Umgang mit jugendlichen Delinquenten allgemein, deren Rückfallquote unter anderem durch die Koordinierungsstelle, das "Virtuelle Haus des Jugendrechts" in Fulda gemindert werden soll.

Der hessische Justizminister besuchte die Staatsanwaltschaft Fulda.

"Die hessischen Häuser des Jugendrechts haben sich hervorragend bewährt. Die Koordinierungsstelle bei der Staatsanwaltschaft Fulda ist ein weiterer Baustein zur Fortschreibung dieser Erfolgsgeschichte auch im ländlichen Raum", erklärte Roman Poseck, der sich beim Leitenden Oberstaatsanwalt Patrick Liesching über deren Arbeit informierte. Dies nahm der Minister auch zum Anlass, um allgemein über die Bekämpfung von Jugendkriminalität in Hessen zu sprechen. Die Institutionen trügen dazu bei, Jugendkriminalität effektiv zu bekämpfen und kriminelle Karrieren frühzeitig zu verhindern. Hier arbeiten unter anderem die Polizei, Staatsanwaltschaft und die Jugend(gerichts-)hilfe zum Teil auch unter Einbeziehung von freien Trägern zusammen. Diese kurzen Wege ermöglichten eine schnelle und ganzheitliche Reaktion der staatlichen Instanzen unter Ausschöpfung aller nicht nur im Jugendgerichtsgesetz, sondern zum Beispiel auch im Kinder- und Jugendhilfegesetz vorgesehenen Möglichkeiten. 

Staatsanwältin Marion Denny

Dr. Julia Bußweiler hatte erschreckende Zahlen parat

MdB Jürgen Lenders, Staatsanwältin Dr. Julia Bussweiler, Justizminister Prof. ...

Die Einrichtung ist nicht neu, das erste Haus des Jugendrechts in Hessen hat schon 2010 seine Tätigkeit in Wiesbaden aufgenommen. Seitdem wurden und werden kontinuierlich weitere Häuser des Jugendrechts eingerichtet. Allein in der Stadt Frankfurt sind inzwischen bereits vier Häuser des Jugendrechts tätig und decken das gesamte Stadtgebiet ab. Neben Frankfurt und Wiesbaden sind auch in Kassel und Offenbach Häuser des Jugendrechts eingerichtet worden. Ein weiteres Haus des Jugendrechts wird in den nächsten Wochen in Hanau eröffnet. Die Koordinierungsstelle "Virtuelles Haus des Jugendrechts" bei der Staatsanwaltschaft Fulda hat am 15. Dezember 2021 ihre Arbeit aufgenommen. Hierbei handelt es sich um die erste Einrichtung, die rein virtuell arbeitet. Hier findet nicht nur ein Austausch der Akteurinnen und Akteure im Bereich des Jugendrechts statt, sondern es werden auch Präventions- und Fortbildungsveranstaltungen durchgeführt.

Projekt Achtsamkeitstraining bringt Erfolg

Oberstaatsanwältin Dr. Christine Seban

Im Herbst 2022 konnte etwa ein Präventionsprojekt, ein Achtsamkeitstraining für straffällig gewordene Jugendliche, mit fünf Terminen verwirklicht werden. Im Herbst 2023 soll es ein erneutes Training geben. Der Erfolg dieses Projekts habe ihn selbst überrascht - Studien, die eine geringere Rückfallquote nach der Bearbeitung der Verfahren in Häusern des Jugendrechts ergeben haben, bestätigten den Erfolg dieses Ansatzes, sagt Leitender Oberstaatsanwalt Dr. Patrick Liesching. Derzeit wird in der Koordinierungsstelle gemeinsam mit der Zentralstelle zur Bekämpfung der Internetkriminalität (ZIT) eine Fortbildungsveranstaltung zum Thema "Gefahren für Jugendliche durch Kriminalität im Cyberraum" vorbereitet. Bei den Stellen im Bereich des Jugendrechts soll ein noch detailliertes Verständnis dafür geschaffen werden, welche Tatgelegenheiten das Internet für Jugendliche bietet und welchen Gefahren Jugendliche bei der Nutzung von Internetkommunikation ausgesetzt sind. So soll es in der Veranstaltung unter anderem um Handelsplattformen im "Darknet", die sogenannten "Underground Economy", Kinder- und Jugendpornografie sowie um "Cybergrooming" gehen. Damit neue Entwicklungen berücksichtigt werden können, könnten die Veranstaltungen künftig regelmäßig wiederholt werden und auch an anderen Standorten angeboten werden.

MdL Jürgen Lenders (FDP)

MdL Thomas Schäfer

Dr. Julia Bußweiler hatte erschreckende Zahlen parat

"Die Bekämpfung der Jugendkriminalität in Hessen ist mir ein wichtiges Anliegen. Es liegt in unser aller Interesse, kriminelle Karrieren junger Menschen so früh wie möglich abzubrechen. Die Zahl an Ermittlungsverfahren gegen Jugendliche bzw. Heranwachsende hat sich zuletzt erhöht. Auch wenn das Ende der Corona-Pandemie, während derer einige jugendtypische Verfehlungen nicht oder nur eingeschränkt vorgekommen sind, eine Ursache für diesen Anstieg ist, zeigt die Entwicklung, dass die Bekämpfung der Jugendkriminalität besondere Aufmerksamkeit und einen umfassenden Ansatz braucht. Dabei waren auch in den Häusern des Jugendrechts höhere Eingangszahlen zu verzeichnen. Im vergangenen Jahr sind in den sieben Häusern des Jugendrechts insgesamt 11.821 Verfahren eingegangen (2021: 9.603). Damit sind die Eingänge hier in einem Jahr um 23 Prozent gestiegen", so der Justizminister. Erfreulich sei, dass die Zahl der Erledigungen sogar um 30 Prozent erhöht werden konnte. So wurden im Jahr 2021 noch 9.489 Verfahren erledigt, während sich die Zahl im Jahr 2022 auf 12.361 Verfahren belaufen hat. Die interdisziplinäre Zusammenarbeit in den Häusern des Jugendrechts ermögliche eine ressortübergreifende und damit ganzheitliche Bekämpfung der Jugendkriminalität. Jugendliche und junge Erwachsene, die straffällig werden, erhielten auf die Person und den Fall zugeschnittene Unterstützungs- und Präventionsmaßnahmen.

"Mehr weiße Flecken in Hessen beseitigen!"

"Mit der Koordinierungsstelle ,Virtuelles Haus des Jugendrechts‘ wurde das Konzept der Häuser des Jugendrechts ergänzt. Sie dient im ländlichen Raum als Anlaufstelle für alle Themenstellungen aus dem Bereich des Jugendstrafrechts und bietet Fortbildungs- und Informationsveranstaltungen zu aktuellen Themen an. Mein Ziel ist es, auch in der Zukunft weitere Häuser des Jugendrechts in Hessen einzurichten. Die weißen Flecken, die es noch auf der hessischen Landkarte gibt, sollten nach und nach verschwinden. Die Erfahrungen, die hier in Fulda seit Ende 2021 gesammelt werden, können dabei auch Vorbild für andere, eher ländlich geprägte Bezirke in unserem Bundesland sein. Ich bedanke mich bei allen Mitwirkenden für ihr großes Engagement bei der Bekämpfung der Jugendkriminalität", erklärte Justizminister Roman Poseck abschließend. (ci/pm)+++

HR-Reporter Jörn Perske


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