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Wiesendrusch vor den Toren von Herbstein - Fotos: Dieter Graulich

HERBSTEIN Heilziest und Wiesenknopf im Fokus

Wiesendrusch in der Herbsteiner Gemarkung

21.08.23 - Ein Mähdrescher auf einer Wiese. Diese Seltenheit konnte man jetzt zwischen dem Kolping Feriendorf Vogelsberg und der Stadt Herbstein unterhalb des Weges nach Eichenrod sehen. Des Rätsels Lösung war von Klaas Rüggeberg, dem stellvertretenden Projektleiter des Naturschutzgroßprogramms Vogelsberg zu erfahren.

Von einem speziell für den Grasdrusch hergerichteten Mähdrescher des Betriebes Hardt aus Nösberts – Weidmoos wurde hier eine Wiesenfläche für das Naturschutzgroßprojekt Vogelsberg gedroschen. Die ausgewählte Fläche war vom Typ her eine Bergmähwiese, generell werden aber auch andere artenreiche Biotope gedroschen. Der Fokus bei diesem Termin lag auf dem Heilziest und Wiesenknopf. Der Heilziest ist auch unter den Namen Echte Betonie, Pfaffenblume sowie Zahnkraut bekannt. Die mehrjährige Pflanze gehört zur Familie der Lippenblütler und ist eng mit dem heimischen Waldziest und Knollenziest verwandt.

Das Saatgut wird begutachtet

Bis ins Mittelalter hinein war der Heilziest in Europa und Ägypten eine wichtige Heilpflanze gegen die verschiedensten Leiden wie Blutstillung, Verdauung und Leberfunktion, verlor jedoch völlig an Bedeutung. Der quirlige Blütenstand besteht aus zahlreichen kleinen, rotvioletten bis weißen Lippenblüten. Bestäubende Insekten, wie Bienen und Schmetterlinge, besuchen Heilziest zur Blütezeit von Juni bis August, um Nektar und geringe Mengen an Pollen zu sammeln. Wer den Heilziest erstmals erblickt, denkt an eine Orchidee. Der Heilziest, gehört aber nicht zur Familie der Orchideen, sondern ist eine Pflanzenart aus der artenreichen Familie der Lippenblütler. In seiner Schönheit steht er den Orchideen in nichts nach und ist eine sehr wertvolle Art unserer Wiesen.

Zum Wiesenknopf war zu hören, dass dieser nur noch selten als Heilpflanze bezeichnet wird. Er besitzt unter anderem eine blutstillende und entzündungs-hemmende Wirkung. In der Volksheilkunde wurden Kraut und Wurzel aufgrund des Gerbstoffanteils zur Wundbehandlung sowie gegen Durchfall eingesetzt. In vielen Gegenden ist der große Wiesenknopf Bestandteil der Kräuterweihe.

Homöopathische Zubereitungen nutzt man heute noch bei Krampfaderleiden, bei Blutungen im Klimakterium und bei Durchfallerkrankungen. Die Reifezeit der Samen und damit der Druschzeitpunkt sind stark von der Witterung abhängig. Ein Großteil der gewünschten Bergmähwiesen-Arten, wie die Ackerwitwenblumen, die Margerite oder die Wiesen-Flockenblume sind Mitte/Ende Juli reif.

Die Einsaat erfolgt am besten im Herbst oder im Frühjahr.

Störende oder unerwünschte Arten wie Neophyten (Lupine), aber auch das Kreuzkraut, krauser Ampfer und Kratzdisteln werden meist vor dem Drusch entfernt, um eine Übertragung auf andere Flächen zu verhindern. Das gewonnene Druschgut wird verwendet, um verarmte Bestände wieder aufzuwerten. Die Einsaat erfolgt am besten im Herbst oder im Frühjahr.

Das Druschgut hat eine Feuchtigkeit von 10 bis 20 Prozent muss zweimal bis dreimal am Tag gewendet werden. Die Trocknungszeit liegt je nach Abhängigkeit der Umgebungstemperatur und Witterung zwischen vier und sieben Tagen. Die Flächen für die Aufbringung des Saatgutes müssen gut vorbereitet werden, indem man sie mindestens zweimal scharf striegelt und so Moos und andere Pflanzenteile aus dem Boden gelöst werden. Es entstehen offene Bodenstellen, die den Samen als Keimbett dienen. Pro Hektar artenarmer Fläche werden etwa 100 kg Wiesendruschgut benötigt, das von Hand auf den Flächen verteilt werden muss. In diesem Jahr wurden bis jetzt trotz den nicht einfachen und feuchten Bedingungen 17,4 Hektar mit einem Ertrag von 1,81 Tonnen gedroschen hatten. Bei weiteren Terminen hofft man, die zwei Tonnen Saatgut noch vollzumachen. (gr) +++


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