Archiv
Trainer Danny Schwarz - Fotos: FC Homburg

HOMBURG/FULDA Homburgs Coach Danny Schwarz im O|N-Interview

Vom Slapstick-Gegentor, fehlendem Switch, vorne zu wenig, hinten zu wenig

25.08.23 - Am Samstag gastieren die Kicker des traditionsreichen FC Homburg aus dem Saarland bei der SG Barockstadt (14 Uhr, Johannisau). Es ist noch gar nicht lange her, da sorgte das Team deutschlandweit für Aufsehen, als es den Fußball-Bundesligisten Darmstadt 98 in der ersten Runde des DFB-Pokals rausschmiss. Doch diesen außergewöhnlichen Tag müsse man hinter sich lassen, fordert der 48-jährige  Trainer Danny Schwarz im Interview mit OSTHESSEN|NEWS. Schließlich zählt der Liga-Alltag.

Und da läuft es bislang gar nicht. 1:1 gegen Aalen, 1:2 gegen Hoffenheims U23 - und am Mittwochabend gab's bei der U21 eines anderen Bundesligisten, von Eintracht Frankfurt mit dem 0:5 ordentlich auf die Mütze. Schwarz, der mit dem VfB Stuttgart einst den DFB-Pokal gewann, spricht über den Abend in Dreieich, warum er das Amt in Homburg übernommen hat - und über seine Vergangenheit. 

O|N: Herr Schwarz, Fußball ist ein Spiel, das man mit 0:1 oder 0:2, aber auch 0:5 verlieren kann. Wie bewerten Sie den Auftritt bei Frankfurts U21?

Danny Schwarz: Eine gute Frage. Völlig verdient war der Ausgang. Auch in seiner Höhe. In der zweiten Halbzeit waren wir kopflos, haben wild und nicht konsequent verteidigt. Hinten war's zu wenig, und vorne war's zu wenig - also keine Mannschaftsleistung. Zu wenig, um ein Spiel in der Regionalliga gewinnen zu können.

O|N: Sie haben ja erst drei Partien hinter sich, doch der Start war ja nichts. Wie ist er einzuordnen?

Schwarz: Ein klassischer Fehlstart. Ganz klar. Da brauchen wir nicht drumherum zu reden. Auch wenn man ihn und seine Spiele differenziert betrachten muss. Im Auftaktspiel haben wir ein Slapstick-Gegentor und eine Rote Karte kassiert. Dann kam das fulminante Spiel gegen Darmstadt im DFB-Pokal. Wir dachten, das würde einen Schub für die Liga geben. Doch gegen Hoffenheim haben wir den Switch nicht gekriegt. Wir waren nicht so frisch. Es war nicht unser Tag. Und mit dieser Vorgeschichte fährst du nach Frankfurt - und gehst mit 0:5 unter. Das DFB-Pokalspiel passt da gar nicht rein. Es muss raus aus den Köpfen. In der Liga wollen wir eine tragende Rolle spielen. Dem konnten wir bisher nicht gerecht werden. 

O|N: Am 11. Mai wurden Sie in Homburg als Trainer vorgestellt? Wie lautet die sportliche Ausrichtung des FCH?

Schwarz: Wir hatten von Anfang an gesagt, uns in der Top-Gruppe platzieren zu wollen. Davon sind wir - Stand jetzt - meilenweit entfernt. Jetzt gilt's, unsere Qualitäten auf den Rasen zu bringen. Bisher haben wir das nur einmal geschafft.

O|N: Die Regionalliga Südwest gilt als sehr stark. Wer sind Ihre Favoriten?

Schwarz: Die zweiten Mannschaften der Bundesligisten sind alle nicht zu unterschätzen. Das sieht man immer wieder. Dann Kickers Offenbach mit seiner ganzen Wucht. Auch Steinbach Haiger, das in den letzten Jahren immer eine Rolle gespielt hat. Und es gibt immer eine Überraschungs-Mannschaft. 

O|N: Warum haben Sie das Amt in Homburg übernommen?

Schwarz: Ein hervorragend geführter Verein. Ruhiges Umfeld. Gute Infrastruktur. Wir haben uns richtig gut verstärkt und viel investiert. Es hat mich einfach gereizt, den Weg mitzugehen.

O|N: Wie schätzen Sie die Aufgabe bei der SG Barockstadt ein?

Schwarz: Brutal schwierig. Wir kommen mit einem Rucksack nach Fulda. Doch es gilt, gar nicht so auf den Gegner zu schauen. Wir müssen in puncto Aggressivität, Bereitschaft und Haltung ein komplett anderes Gesicht zeigen.

O|N: Wie sieht es mit Homburgs Personal aus am Samstag?

Schwarz: Stand jetzt ist keiner mehr dazugekommen. Alessandro Abruscia hat ja einen Bänderriss, und Mart Ristel muss sich einer OP unterziehen. Die Probleme seiner Adduktoren in der Leiste machen das nötig.

O|N: Kommen wir zu Ihrer Vergangenheit. Sie sind ja mit dem VfB Stuttgart 1997 DFB-Pokalsieger geworden. Woran denken Sie am liebsten zurück? Was sagt Ihnen diese Zeit heute?

Schwarz: Es waren meine ersten Schritte im Profi-Fußball. Ich denke auch an mein erstes Bundesliga-Tor - im Münchner Olympiastadion gegen die Bayern. Das sind die Fetzen, die zurückbleiben. Ich bin froh, dass ich das erleben durfte. 

O|N: Erinnern Sie sich an Ihr erstes Bundesliga-Spiel im Februar 1996 in Freiburg?

Schwarz: Natürlich. Viel laufen. Hohes Tempo. Es war mein erstes Pflichtspiel gegen eine unfassbar spielbestimmende Mannschaft mit den Breisgau-Brasilianern; Trainer in Freiburg war Volker Finke. Ich hab' nach zehn Minuten gemerkt: Wie soll ich das nur durchhalten ... Ein halbes Jahr vorher habe ich ja noch in der Landesliga gespielt. 

O|N: Sie waren auch Nationalspieler, in der U21 und im A2-Team, das es damals noch gab. Was verbinden Sie damit?

Schwarz: Am Anfang war das einem gar nicht so klar, was da passiert. Als aber die Nationalhymne abgespielt wurde, wurde es einem bewusst. Auch Dinge und Reisen mit der A2 vergisst man nicht. Wir waren in Russland oder Sarajewo. 

O|N: Als Trainer waren Sie beim großen FC Bayern tätig. In den Nachwuchsteams der U16 bis zur U19, die Sie mal mit Münchens Ex-Profi Martin Demichelis trainiert haben. Auch bei der U21 haben Sie mitgemischt. Was haben Sie aus dieser Zeit mitgenommen?

Schwarz: Ziemlich viel. Man lernt den Fußball von der anderen Seite kennen. Und alles, was dahintersteckt. Von Trainingsinhalten. Man kann von anderen Trainern lernen. Das war absoluter Leistungsbereich. Man lernt, nicht aufzugeben bis zum Schluss. Diese grundsätzliche Haltung. Die eingefordert wird, um nach oben zu kommen. 

O|N: Zurück zum Samstag. Fühlen Sie sich als angeschlagener Boxer?

Schwarz: Das kann man so sagen. Wir sind einmal niedergestreckt worden mit dem Spiel in Frankfurt. Da sind deutliche Worte gefallen. Aber wir haben nicht so viel Zeit. 

O|N: Hat Ihre Mannschaft zwei Gesichter?

Schwarz: Ich bin kein Freund davon, dies zu sagen. Fußball ist ein Wochen-Geschäft. Fakt ist: Wir sind in der Liga noch nicht angekommen. Wir müssen das ändern und unsere Lehren ziehen. 

ON: Ein Tipp für Samstag?

Schwarz: Ich mache so etwas grundsätzlich nicht. Wir fahren hoch, um zu gewinnen. (wk)

Herr Schwarz, vielen Dank für das Gespräch. +++

 

 

 

 

 



Über Osthessen News

Kontakt
Impressum
Cookie-Einstellungen anpassen

Apps

Osthessen News IOS
Osthessen News Android
Osthessen Blitzer IOS
Osthessen Blitzer Android

Mediadaten

Werbung
IVW Daten


Service

Blitzer / Verkehrsmeldungen Stellenangebote
Gastro
Mittagstisch
Veranstaltungskalender
Wetter Vorhersage

Social Media

Facebook
Whatsapp
Instagram

Nachrichten aus

Fulda
Hersfeld Rotenburg
Main Kinzig
Vogelsberg
Rhön