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12 Stunden für unsere Sicherheit! Der O|N-Nacht-Report mit Fuldas Polizisten
27.11.23 - Drogendealer, Randalierer, Trunkenheitsfahrten, Einbrecher. Die Polizei Fulda hat an den Wochenenden besonders viel zu tun. Ständig gehen Notrufe über die 110 ein, die dann von der Einsatzzentrale des Polizeipräsidiums Osthessen im Münsterfeld koordiniert und an die zuständige Dienststelle weitergeleitet werden. Unsere Polizisten haben eine große Verantwortung, denn sie sind 24/7 für die Sicherheit der Bürger zuständig und das nicht nur in der 70.000 Einwohner-Stadt Fulda.
Um 19:00 Uhr beginnt die Nachtschicht. Es ist ein Samstagabend, sommerlich warm, eine Nacht mit vielen Veranstaltungen im Dienstgebiet. OSTHESSEN|NEWS-Chefredakteur Christian P. Stadtfeld hat die Polizeioberkommissare Marc Götz und Dominik Kreß aus der Dienstgruppe D der Polizei Fulda eine Nacht lang begleitet. Ein Report.
Nach der Dienstbesprechung geht es direkt los, mit Blaulicht und Signal. Ein offenbar geistig verwirrter Mann wirft unkontrolliert Steine auf die Haimbacher Straße. Er zielt auf vorbeifahrende Autos, trifft aber zum Glück nicht. Sofort rücken zwei Streifen an. Der Mann - Anfang 40 - war schon am Nachmittag aufgefallen. Er kommt mit einem Rettungswagen ins Klinikum Fulda und wird dort in der Psychiatrie untergebracht.
Auf dem Weg zurück zur Dienststelle kommt über Funk der nächste Auftrag. Ein Drogendealer wurde am Franzosenwäldchen gesehen. Ein Zeuge informiert die Polizei. Auch hier ist die Streife Götz/Kreß schnell vor Ort. Lagebewertung, Unterstützung durch weitere Kräfte. Festnahme! Dieses Mal klicken bei einem 16-Jährigen die Handschellen. Er ist bereits polizeibekannt. Haschisch, Bargeld, eine spezielle Taschenwaage und die Busfahrkarte werden sichergestellt. "Alles Beweismittel", so die Beamten, die dem Zeugen für den so wichtigen Hinweis dankbar sind. Der Junge ist abgeklärt, kennt seine Rechte als Beschuldigter in einem Strafverfahren, weist zunächst alles von sich und zeigt sich wenig einsichtig. Er kommt mit auf die Dienststelle. Der ganze Vorgang wird akribisch dokumentiert.
Später fahren ihn die Beamten nach Hause, in eine Hochhaussiedlung. Dort übergeben sie ihn in die Obhut der Mutter, die sich fassungslos zeigt und sich für das Handeln ihres Sohnes schämt. "Wenn der Junge nicht bald die Kurve kriegt, wird es nicht mehr so glimpflich ausgehen", sind sich die Polizisten sicher.
Einsatzzentrale meldet: "Randalierer im Eck" Für Götz und Kreß gehts es zurück zur Dienststelle. Schreibarbeit steht an. Doch sie fahren nur wenige hundert Meter, da kommt der nächste Einsatz. "Randalierer im Eck" - eine Kneipe in der Fuldaer Innenstadt. "Wir fahren", sagt Götz. Vor Ort: Passanten haben den offenbar stark alkoholisierten Mann, der kein Deutsch spricht, bereits vor der Bier-Kneipe festgesetzt. Als die Polizei kommt, beruhigt er sich und zeigt sich kooperativ. "Lage unter Kontrolle", meldet Kreß über Funk. Strafbare Handlungen wurden nicht festgestellt. Die Abfrage im Polizei-System hat ebenfalls keine Folgen. Die Beamten fahren ihn schließlich nach Hause. Damit ist dieser Fall erledigt. "Jetzt fahren wir erstmal auf die Wache", sind sich die beiden Polizisten einig. Beide gehören zum festen Stamm der Polizeistation Fulda, haben vorher auch im Rhein-Main-Gebiet gearbeitet: Hanau, Offenbach, Frankfurt. "Die Erfahrungen dort waren wichtig. Jetzt sind wir froh, Dienst in der Heimat machen zu dürfen", sagen sie unisono.
"Heute ist schon mehr los. Unsere Streifen arbeiten einen Auftrag nach dem anderen ab. Die Priorität legen wir hier auf der Wache fest", sagt Dienstgruppenleiter Holger Weinrich kurz nach Mitternacht. Gemeinsam mit seinen Kollegen koordiniert der erfahrene und von der Art her ruhige Polizeihauptkommissar die Aufträge über Funk. Ständig kommen Ruhestörungen rein. "Da müssen wir manchmal um Geduld bitten, wir nehmen jedes Bürgeranliegen ernst, aber Ruhestörungen haben nicht die höchste Priorität."
Einsatz der Kollegen: Trunkenheitsfahrt auf der B27
Während Götz und Kreß ihre Einsätze dokumentieren, fahren zwei Kollegen, die gerade auf Streife im Stadtgebiet unterwegs sind, zu einer Trunkenheitsfahrt, die ein Zeuge über den Polizei-Notruf gemeldet hat. An der Shell-Tankstelle in der Kreuzbergstraße stellen die Beamten den Fahrer, der über die B 27 von Eichenzell in Richtung Fulda unterwegs war. Mit einem Atemalkoholtest ist der Mann zunächst nicht einverstanden, obwohl vieles dafür spricht, dass die Promillegrenze deutlich überschritten ist. Schließlich können die Beamten den Mann doch überzeugen. Die Folge: Blutentnahme im Krankenhaus. Sein Fahrzeug muss stehenbleiben.
"Einbrecher am Werk! Mindestens fünf Personen - näheres über Funk"
Gerade sind die letzten Berichte fertig geworden, ertönt ein Gong auf der Dienststelle. Die Uhr zeigt kurz nach 2 Uhr. "Einbrecher am Werk - in Künzell. Mindestens fünf Personen - näheres über Funk", sagt die Stimme aus dem Lautsprecher. "Jetzt zählt jede Sekunde", sagt Götz. Sofort rücken machen sich mehrere Streifenwagen mit Blaulicht auf den Weg und sind kurze Zeit später vor Ort. Schon auf dem Weg werden verschiedene Maßnahmen getroffen, doch darüber wird nicht geschrieben - aus taktischen Gründen. Aber: Die Beamten sind routiniert, trotz der angespannten Lage ruhig. "Wir wissen absolut nicht, was uns erwartet." Vor Ort wird der Fall schnell aufgeklärt. Die Streife meldet der Einsatzzentrale umgehend: Entwarnung. Eine Geburtstagsfeier hatte sich aufgelöst. Aus der Ferne betrachtet, wurden einige der Teilnehmer für Einbrecher gehalten, weil sie dunkel gekleidet waren und vermeintlich mit Sturmhauben Gegenstände aus dem Wohnhaus getragen hätten. "Lieber so, als anders", sagen die beiden Polizisten.
Ruhestörung, Verkehrskontrolle, Verfolgungsfahrt
Von diesem Einsatz ging es weiter zu einer Ruhestörung, ebenfalls in Künzell. "Ein Klassiker. In der Regel sind die Veranstalter aber vernünftig und nach unserem Besuch ist dann auch Ruhe", berichtet Götz. So auch in diesem Fall. Auf einer Gartenparty wurde Silberhochzeit gefeiert. Ein Anwohner fühlte sich gestört. "Die Leute waren verständnisvoll. Die Musik wurde leiser gestellt und damit war der Auftrag für uns erledigt." Jetzt ist wieder Zeit für eine Streifenfahrt im Dienstgebiet. Und es dauert nicht lange, da fiel den Beamten ein Fahrzeug auf. Allgemeine Verkehrskontrolle.Doch noch während sich die Beamten Führerschein, Fahrzeugschein und Personalien aushändigen lassen, brechen sie die Kontrolle spontan ab. Ein Kleinwagen fährt mit hoher Geschwindigkeit und quietschenden Reifen durch das Wohngebiet. Als er den Streifenwagen wahrnimmt, versucht er zu flüchten. Doch Götz und Kreß nehmen die Verfolgung auf, setzen den Wagen im Hof einer Seitenstraße fest. Die Insassen: ein Mann und eine Frau. Warum der Fahrer so schnell unterwegs war und warum er vor der Polizei geflüchtet war, kann er nicht erklären. Alkohol- und Drogentest waren negativ, er wurde von den Beamten verwarnt.
Schlägerei vor Diskothek: "Das erleben wir nahezu jedes Wochenende" Mittlerweile zeigt die Uhr kurz nach 5 Uhr. Noch zwei Stunden bis zum Feierabend. Und schon kommt der nächste Notruf aus der Innenstadt. Im Bereich der Diskothek S-Club läuft offenbar eine Schlägerei unter mehreren Personen. "Unklare Lage", so die Leitstelle über Funk. Mehrere Streifen fahren dorthin. "Das erleben wir nahezu jedes Wochenende", so die Beamten. Kollegen sind schon vor Ort, die Situation ist unter Kontrolle. Doch dann kommt es auf der Rangstraße gegenüber vom Arbeitsamt, nur wenige Meter entfernt, zur nächsten Auseinandersetzung. Die Streithähne werden auseinandergezogen und Platzverweise ausgesprochen.
Für die Streifenbesatzung Götz/Kreß geht es dann wieder zurück zur Polizeistation Fulda. "Es steht noch einiges an Schreibarbeit an." Um 7 Uhr am Sonntagmorgen ist dann nach zwölf Stunden Dienst Feierabend. Und schon in wenigen Tagen sind die beiden Beamten wieder für unsere Sicherheit im Einsatz.