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Dr. Andreas Opitz ist Ärztlicher Direktor am "Institut für Transfusionsmedizin und Immunologie Kassel" des DRK-Blutspendedienstes Baden-Württemberg–Hessen. - Fotos: Finn Rasner

REGION O|N-Gespräch mit Dr. Andreas Opitz

"Erst wenn’s fehlt, fällt‘s auf": Warum Blut ein "ganz besonderer Saft" ist

01.09.23 - Zunächst ein Eingeständnis: Dem redaktionellen Gespräch mit Dr. Andreas Opitz sah ich zunächst mit einer gewissen Skepsis entgegen, denn der Tätigkeitsbereich des 61-Jährigen sagte mir gar nichts. Der im niedersächsischen Einbeck geborene Opitz ist Ärztlicher Direktor am "Institut für Transfusionsmedizin und Immunologie Kassel" des DRK-Blutspendedienstes Baden-Württemberg–Hessen.

Je länger der Termin aber dauerte, desto spannender entwickelte sich die Materie. Was kein Wunder ist, denn "Blut ist ein ganz besonderer Saft", wie Goethe schon den Mephisto zu "Faust" sagen lässt. 

Ein mitunter nachdenklicher Dr. Andreas Opitz im Gespräch bei O|N.

Das Gespräch in den Redaktionsräumen führte O|N-Redakteur Bertram Lenz. ...

Dr. Andreas Opitz wechselte 1994 nach seiner Weiterbildung zum Facharzt für Anästhesie am Klinikum Fulda in das Fachgebiet Transfusionsmedizin. Nach weiteren beruflichen Stationen unter anderem am Uniklinikum Würzburg war er seit 2014 als Ärztlicher Geschäftsführer des DRK-Blutspendedienstes Rheinland-Pfalz und Saarland in Bad Kreuznach tätig, bis er zum 1. Juli 2023 die genannte Stelle in Kassel antrat. 

"Ich wurde auf die vakante Position angesprochen, zumal es nur etwa 590 Fachärzte für Transfusionsmedizin in Deutschland gibt". Das tägliche Pendeln per ICE nach Kassel kommt dem 61-Jährigen entgegen, da seine Familie in Osthessen lebt und man gerade dabei ist, ein Vier-Generationen-Haus in Künzell zu beziehen. 

Das "Institut für Transfusionsmedizin und Immunologie Kassel" des DRK-Blutspendedienstes Baden-Württemberg- Hessen nimmt die Versorgung von über 70 Kliniken, medizinischen Zentren und ambulanten Praxen mit zellulären Blutkomponenten, Plasmaderivaten und immunhämatologischen Laborleistungen wahr.  Dr. Andreas Opitz im Gespräch: "Unsere vier Teams führen jährlich mehr als 750 Blutspendetermine überall in Nord-/Osthessen durch". Gemeinsam mit dem Blutspendeteam am Institut gelinge es, über 70.000 Blutspenden – freiwillig und unentgeltlich – entgegen zu nehmen.  Das Institut selbst beschäftigt gut 140 Mitarbeiter. 

Der Mediziner wartet mit überraschenden Tatsachen auf: Zum Beispiel gebe es in Deutschland den höchsten Blutverbrauch in Europa, zum anderen die spannende Entwicklung, dass der Trend dahin gehe, immer sparsamer mit der Ressource Blut umzugehen. Und wenn die Sprache auf aktuelle Probleme beziehungsweise Herausforderungen kommt, dann fällt auch hier in erster Linie der Begriff "Demografischer Wandel", der sich vielschichtig zeige. So könnten mitunter immer mehr Blutspende-Termine nicht besetzt werden, weil kein Arzt zugegen sei - eben weil Mediziner fehlten.

Das Blutspende-Wesen steht in Deutschland auf drei Säulen: In erster Linie (zu 80 Prozent) das DRK, dann die kommunale/staatliche Ebene und schließlich der private Bereich.  Apropos DRK: Sehr viel Lob hat Dr. Andreas Opitz für den "tollen Kreisverband Fulda" übrig. Dieser sei ein sehr positives Beispiel dafür, dass es auf die handelnden Akteure  und auf die ehrenamtlich Engagierten ankomme. Das Blut spenden beim DRK erfolge im Übrigen auf "freiwilliger und unentgeltlicher Basis". Dies sei das Leitmotiv.

Dringender Appell

Foto: O|N - Archiv

Foto: O|N - Archiv

Die Zahl, die der 61-Jährige nennt, ist beeindruckend - im negativen Sinne: Danach spenden gerade einmal drei Prozent der Bundesbürger Blut, "bei fünf Prozent wären wir top versorgt". Eine stille Reserve, die vorgehalten werde, sei nötig. In erster Linie plädiert Dr. Andreas Opitz für weitergehende Aufklärung der Bevölkerung, warum Blut spenden so wichtig sei - zumal man dabei immer auch etwas über den eigenen Körper und die eigene Gesundheit lernen könne.

Es genüge leider nicht, immer nur am 14. Juni, dem Blutspendetag, daran zu erinnern. Das Datum geht auf Karl Landsteiner zurück, der im Jahr 1900 das AB0-System der Blutgruppen entdeckt hat und dafür 1930 den Nobelpreis für Physiologie oder Medizin erhielt. Auch die Aktion "missing types" sei wichtig, um der Öffentlichkeit bewusst zu machen: "Nur wenn's fehlt, fällt's auf". 

Zugleich appelliert Opitz an die Politik, die Rahmenbedingungen zu verbessern und Anreize für das Blut spenden zu schaffen. Dies könne beispielsweise über das Entgeltfortzahlungsgesetz geschehen, mit Unternehmen oder auch kommunalen Arbeitgebern als Partner.

Den obligatorischen Imbiss nach dem Blut spenden, wie er vielerorts angeboten werde, gebe es übrigens seit Corona nicht mehr, und es sei zweifelhaft, ob er wieder eingeführt werde. Denn dann würden wieder ehrenamtlich Engagierte für das Zubereiten, den Service und das Einhalten der Hygienevorschriften gebraucht. Und dies sei in diesen Zeiten eher schwierig. So werde es wohl bei Spendenpäckchen bleiben. (Bertram Lenz) +++

 

 



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