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FULDA Der Stadtpfarrer bei O|N

Impulse von Stefan Buß: Die vier Lübecker Märtyrer

20.09.23 - In meinem Urlaub hatte ich die Gelegenheit auch die Stadt Lübeck zu besuchen. Als ich in die Propsteikirche Herz Jesu kam, stieß ich auf die Gedenkstätte der 4 Lübecker Märtyrer. Am 10. November 1943, also genau vor 80 Jahren, wurden 4 Lübecker Geistliche, der evangelische Pastor Karl Friedrich Stellbrink und die katholischen Kapläne Hermann Lange, Eduard Müller und Johannes Prassek im Hamburger Gefängnis mit dem Fallbeil hingerichtet.

Der Stadtpfarrer bei O|N. Archivfoto: O|N/Hendrik Urbin

Der nationalsozialistische Volksgerichtshof hatte sie im Sommer 1943 wegen Wehrkraftzersetzung, Heimtücke, Feindbegünstigung und Abhören von Feindsendern zum Tode verurteilt. "Gleichschaltung" war das zentrales Herrschaftsinstrument des nationalsozialistischen Regimes. Schweigen, Gehorsam, Sicheinfügen waren die kategorischen Forderungen. Die vier Lübecker Geistlichen widersetzen sich diesem Allmachtsanspruch. Sie erkannten immer klarer den unauflösbaren Widerspruch zwischen dem christlichen Glauben und der rassistischen, atheistischen Ideologie der Nationalsozialisten. Dieser Widerspruch ließ sie nicht mehr schweigen. Sie haben sich nicht herausgehalten und sich ein eigenes Urteil nicht verbieten lassen. Je länger das Unrecht währte, desto verpflichtender wurden für sie das Gebot, Gott mehr zu gehorchen als den Menschen, die mit Terror regierten und einen Vernichtungskrieg begonnen hatte.

Die vier zeichnet aus, dass sie angesichts der Willkür der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft die trennenden Grenzen der Konfessionen überwanden und zu gemeinsamen Urteil sowie zu gemeinsamen Handeln fanden. Sie hatten dabei ein Vorbild: den Bischof von Münster Clemens August Graf von Galen (1878 – 1946). Die Lübecker schrieben mutig die Predigten des Bischofs ab und verbreiten sie. Sie empfanden wie viele andere das Befreiende dieser Predigten, die das Schweigen brachen und laut aussprachen, was viele insgeheim dachten, als die Aktion zur Vernichtung "lebensunwerten Lebens" anlief, die Ermordung von unschuldigen Geisteskrank. Die Lübecker Geistlichen haben ihr Widerstehen mit dem Leben bezahlt. Dieses Lebensopfer hat den Krieg nicht abgekürzt und das System nicht ins Wanken gebracht.

Aber die Lübecker sind Zeugen einer anderen, einer besseren Welt in einer Welt des Unheils. Sie sind Zeugen der Wahrheit gegen Lüge, Zeugen der Menschwürde gegen die Menschenverachtung, Zeugen des Glaubens in einer Zeit, in der Menschen selbstherrlich den Thron Gottes beanspruchten. In diesem mit ihrem Tod besiegelten Zeugnis sind die Lübecker als Märtyrer untereinander verbunden und für uns heute auch ein Vorbild, von dem erneuernde Kraft ausgeht. Sie stehen gemeinsam für die Kirche Jesu Christi, die Unrecht beim Namen nennt, Lüge entschleiert und die Barmherzigkeit Gottes als Quelle des Lebens ehrt. Zusammen sind sie gestorben. Sie wusste sich vor Gott ungetrennt, "Wir sind Brüder", bezeugte Hermann Lange. Als Realität

haben sie eine Gemeinschaft erfahren, die Trennendes überwindet. Konfessionelle Grenzen waren für sie sekundär geworden. Das muss für uns heute Orientierung und Ansporn sein, dass wir dem folgen, was sie uns vorgelebt haben an Gemeinschaft im Geist, im Glauben und im Handel. (Stefan Buß) +++


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