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Impulse von Stefan Buß: Wein in der Bibel
23.09.23 - Was 220 Mal in der Bibel vorkommt, kann nicht nebensächlich sein: Der Wein! Der Weinstock kommt immerhin 51 Mal vor. Und schlagen wir die Bibel auf, aus der Christen angesprochen sind, so finden wir da immer wieder Berichte von Festen und Feiern, von Essen und Trinken, von der Lebensfreude, die sich gerade im Wein ausdrückt. Schon sehr früh wurde der Wein als eine der ältesten Kulturpflanzen auch zu kultischen Zwecken genutzt und so unerlässlich das Wasser für uns, ja für alles Leben in der Welt ist, die Kraft und Vielfalt des Weines hat es in seiner Wirkung nicht.
"Erdig, samtig, vollmundig" – wo diese Worte fallen, weiß jeder: Hier wird vom Wein gesprochen. Wohl kein zweites Getränk kennt wie der Wein eine ganz eigene Sprache. Sicher, man kann auch über Bier und vielleicht sogar über Mineralwasser fachsimpeln und auch Kaffee ist nicht gleich Kaffee, doch der Wein entführt den Menschen in eine eigene Welt, in einen Kosmos aus Geschmacksnoten und Düften, aus Farben und Stimmungen. "Er hat – wie ein lebendiges Wesen! – einen Körper, es gibt jungen und alten Wein, trockene Typen und blumige Charaktere, und ganz am Ende seines Daseins steht, wie bei uns Menschen, der Abgang.
Doch der Weg bis zum Abgang ist weit..." (Voss, F., Wein– und Festgeschichten der Bibel, Stuttgart, 2005, S. 9), so wurde es einmal in einem Büchlein zu "Wein- und Festgeschichten der Bibel" gesagt. Es ist also kein Wunder, dass der Wein auch in der weiten Welt des Glaubens so bedeutsam ist. Einerseits ist er wie ein "Lebenswasser" für den Menschen, denn was ist das für ein Leben, "wenn man keinen Wein hat, der doch von Anfang an zur Freude geschaffen wurde!", andererseits: Zu viel getrunken, verursacht er "Kopfweh" und wird zu einer "Falle für den Toren". So finden wir es im Buch Jesus Sirach (vgl. Sir. 31,25-31). So geht es auch hier um das rechte Maß, wie so oft im Leben. Es ist ein Beispiel dafür, dass Mäßigung Gewinn bedeuten kann, ein Mehrwert an Lebensfreude und –Genuss, wogegen der Überfluss, die Maßlosigkeit, genau das Gegenteil bewirken.
Das alles hat nur wenig mit schaler, langweiliger Moral zu tun, aber sehr viel mit Verstand und Einsicht, die das Leben reich machen und Erfüllung schenken. Dieses doppelte Gesicht, das sich in vielen Dingen des Alltags finden lässt, wird gerade am Beispiel des Weines sehr gut deutlich. Auch die Medizin kann heilen, helfen und doch ebenso töten; Arbeit schenkt Freude, kann aber auch Krankheit und Leid verursachen; Ein See zum Baden ist bei großer Hitze einfach nur toll, aber wir können, wenn wir unsere Kräfte überschätzen auch darin untergehen. Es gibt unendlich viele Beispiele für die beiden Seiten einer Sache. So gilt es, sich auszuprobieren, an Grenzen zu gehen, ohne sie zu überschreiten. Der
"Praeceptor Germaniae", also der "Lehrer Deutschlands", wie der Reformator, Philipp Melanchthon (1497-1560), in seiner Zeit genannt wurde, sagte einmal: "Weintrinken mit Maß genießen: Das ist, in Gemeinschaft mit Gottesfurcht, das süßeste Leben..." (Stefan Buß) +++